Das Leben ist ein Baumarkt
Karton noch verschlossen gewesen, hätte sie wahrscheinlich gar nicht nachgesehen.
»Das ist schon in Ordnung so«, sage ich zu ihr und bezahle meinen Einkauf.
Als ich dann zu Hause endlich den Grill aufbauen will, geht es mir so, wie es mit Sicherheit jedem schon mal ergangen ist: Es fehlen genau zwei Schrauben. Da ich aber nicht einer der meckernden Kunden sein möchte, die sich über alles und jeden beschweren, spare ich mir den erneuten Weg zum Baumarkt. Stattdessen fische ich ein paar ähnliche Schrauben aus meiner Krimskramskiste und baue den Grill zusammen. Außerdem hätten sich fast 30 Kilometer einfacher Fahrtweg wegen zwei Schrauben wohl kaum gelohnt. Aber es soll ja Leute geben, die so etwas als Hobby betreiben.
Der Dachdecker
Mit dem Satz »Ich brauche Dachpappe für ein kleines Häuschen« meldet sich der nächste Hobbybastler zu Wort. Da ich davon ausgehe, dass es sich um ein Gartenhäuschen oder etwas Ähnliches handelt, zeige ich ihm gleich die besandete Dachpappe.
»Bitte schön, hier ist die Dachpappe. Auf der Rolle sind 10 Quadratmeter drauf und sie kostet rund 8 Euro.«
»Kleiner habt ihr’s nicht, oder?«, fragt er, »denn ich brauche ja nur so ein kleines Stück für ein Vogelhaus.«
»Ach so«, erwidere ich. »Sie haben also ’ne Großbaustelle. Na, das ist natürlich was anderes.«
Also zeige ich ihm die schmalen Streifen, die als Horizontalsperre ins Mauerwerk eingelegt werden. Die sind zwar auch 10 Meter lang, aber bloß zwischen 11 und 36 Zentimeter breit. Allerdings sind ihm die dann doch wieder zu klein und auch zu teuer. Nachdem er kurz überlegt hat, wenden wir uns wieder der besandeten Dachpappe zu und er schlägt vor: »Da können wir ja ein Stück aus der Dachpappe rausschneiden, das merkt doch keiner. Wissen Sie, das Dach hat ja bloß so 40 x 60 Zentimeter.«
So langsam werde ich ärgerlich: »Das glaube ich nicht, dass wir da was rausschneiden. Das müssen Sie schon selbst machen, nachdem Sie die Rolle gekauft haben.«
»Aber ich kann doch keine ganze Rolle brauchen.«
»Tja, und ich kann keine Dachbahn mit einem 40 x 60 Zentimeter großen Loch drin gebrauchen.«
»Ja, so kommen wir nicht ins Geschäft«, seufzt er. »Aber wenn ihr kein Geld verdienen wollt, dann muss ich eben zur Konkurrenz gehen. Die freuen sich bestimmt, wenn sie Umsatz machen.«
»Ja genau«, denke ich, »die freuen sich bestimmt. Bei dem enormen Umsatz …«
Grün und Blau
Mein nächster Kunde, nennen wir ihn mal Rolf, hat ein größeres Problem. Weil seine Frau nicht dabei ist, muss Rolf ganz allein entscheiden, welche Fliesen er in seinem neuen Bad haben will. Und das ist schwieriger, als man glaubt. Denn sollten die von ihm ausgesuchten Fliesen seiner Frau nicht gefallen, hat er wahrscheinlich die nächsten Jahre nicht mehr viel zu lachen. Bringt er jedoch gar keine Fliesen mit nach Hause, macht ihm der Fliesenleger Stress. Denn der kommt ja schon morgen früh. Rolf sitzt also in der Zwickmühle. Da er obendrein nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon hat, wie das Bad später aussehen soll, kann ich ihm auch nicht wirklich weiterhelfen. Ich mache zwar ein paar Vorschläge, aber er kann sich einfach nicht entscheiden. Also lasse ich ihn erst mal in Ruhe weitersuchen und verspreche, später wieder nach ihm zu schauen.
Kaum habe ich mich von Rolf abgewendet, spricht mich auch schon eine ältere Dame mit Brille an: »Ich suche Briketts. Ihr Kollege hat gesagt, dass die da draußen sind. Da ist aber nichts mehr.«
Ich gehe also gemeinsam mit der Frau nach draußen und zeige ihr, wo die Ware steht.
»Hier war ich doch gerade«, sagt sie. »Aber die Briketts standen da noch nicht da.«
»Jaaaa, die wird der Kollege wahrscheinlich gerade erst abgeladen haben.«
»Ja, das kann sein.«
Na klar! 24 Paletten in knapp 90 Sekunden abgeladen und sauber aufgestapelt. Machen wir dauernd so.
Da muss man sich doch echt mal überlegen, ob der Verkauf von Brillen auf Flohmärkten nicht generell verboten werden sollte.
Ein paar Kunden später, um genau zu sein etwas mehr als eine Stunde später, fällt mir plötzlich ein, dass ich etwas vergessen habe: Rolf. Also schaue ich doch gleich mal nach, wie es ihm in der Zwischenzeit geht. Mittlerweile ist er schon recht frustriert und überlegt ernsthaft, ob die blauen Bodenfliesen gut zu den Wandfliesen mit dem leichten Grünton passen. »Grün und Blau schmückt die Sau«, denke ich, sage aber: »Und? Schon was gefunden?«
»Was halten Sie
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