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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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die Kosten von Transport und Überprüfung aufkommen.«
    Das hat gesessen. Beim Boxen könnte man diesen Satz mit einer sauber geschlagenen Rechten vergleichen, die mitten im Ziel landet. Das merkt anscheinend auch der Kunde, denn der wird jetzt richtig sauer. »Ach, weißt du was?«, schnauzt er den Verkäufer an. »Das wird mir jetzt zu blöd mit euch. Wenn sich hier keiner auskennt, dann muss ich eben woanders hingehen. Dummschwätzer kann ich jedenfalls nicht gebrauchen. Und nur dass eines klar ist: Kaufen werde ich hier nichts mehr. Das könnt ihr euch hinter die Ohren schreiben.«
    Nach dieser tollen Ansage schnappt er sich wütend sein Gerät und dampft ab.
    »Was hat er denn jetzt?«, fragt mich der Verkäufer.
    »Keine Ahnung«, sage ich, »aber wahrscheinlich ist ihm eingefallen, dass er es doch mal mit Aufladen probieren könnte. Denn wenn wirklich etwas kaputt wäre, hätte er es ohne Sorge einschicken lassen können. Schließlich gibt es ja für solche Fälle auch Garantie auf das Gerät.«
    Leider hat sich durch den plötzlichen Sinneswandel des Kunden auch mein Traum vom günstigen Akkuschlagschrauber in Luft aufgelöst. Da mir aber ein neuer einfach zu teuer ist, frage ich den Verkäufer: »Habt ihr vielleicht ’ne günstige Schlagbohrmaschine? Ich mein jetzt nicht billig, sondern eine, bei der Preis und Leistung zusammenpassen.«
    »Könnte sein, dass ich da was für Sie habe«, sagt er nach kurzem Überlegen und zeigt mir eine Maschine, die mir zwar gut gefällt, die aber preislich doch deutlich über meinen Vorstellungen liegt.
    »Ja, die wäre schon super, aber die ist mir dann doch etwas zu teuer.«
    »Wenn Sie sie nicht sofort brauchen, lässt sich da was machen«, antwortet er. »Das ist nämlich ein Auslaufmodell und wird bald reduziert. Das dauert allerdings noch ein paar Wochen.«
    »Ja klar, aber bis ich das dann mitkriege, ist keine mehr da. Und so viel wird die auch nicht billiger werden, oder?«
    »Nee, so viel wird da nicht gehen«, bestätigt er meine Vermutung. Allerdings scheint er eine noch viel bessere Idee zu haben: »Aber wenn die alle abverkauft sind, könnte ich das Ausstellungsstück weglegen und Ihnen dafür ’nen super Preis machen. Dem fehlt ja nichts. Und natürlich haben Sie da auch die ganz normale Garantie drauf.«
    »Na, das ist doch mal wirklich super«, denke ich und willige in seinen Vorschlag ein.
    Nachdem ich ihm meine Telefonnummer gegeben habe, damit er mich anrufen kann, wenn es so weit ist, stöbere ich noch ein wenig weiter. Dabei stoße ich in der Sanitärabteilung auf ein wirklich fantastisches Produkt. Einen Toilettendeckel mit Absenk­automatik. Diesen Deckel kann man einfach zufallen lassen und die Absenkautomatik federt ihn dann kurz vor dem Aufprall ab, sodass es kein störendes Schlaggeräusch gibt. Während ich mir überlege, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, so etwas in Fenster einzubauen, damit sie nicht bei jedem kleinen Windzug zuknallen, muss ich feststellen, dass die Klodeckeltechnik noch viel weiter fortgeschritten ist, als ich mir in meinen kühnsten Träumen überhaupt hätte vorstellen können. Denn der nächste Deckel hat nicht nur eine Absenkautomatik, sondern auch noch ein integriertes Nachtlicht, das sich automatisch einschaltet, wenn man den Deckel im Dunkeln öffnet. Eine absolut geniale Erfindung. Ich weiß wirklich nicht, wie ich so lange ohne einen solchen Klodeckel überleben konnte. Denn wie oft habe ich mich nachts schon durch die Dunkelheit meines Badezimmers gekämpft, nur um dann festzustellen, dass in der Toilettenschüssel kein Licht brennt? Und obendrein kann mir der herunterfallende Deckel dank der Absenkautomatik auch nie wieder die Finger so übel zwischen Brille und Schüssel einklemmen. Die einzige Frage, die mich jetzt noch beschäftigt, ist: Kaufe ich den Deckel gleich oder hebe ich mir das lieber als Überraschung für Weihnachten auf?
    Beim Gedanken an die überglücklichen Gesichter der Beschenkten wird mir allerdings ziemlich schnell klar, dass man so etwas nicht einfach mal nebenbei kaufen kann. Dazu braucht es schon einen ganz besonderen Anlass. Also entscheide ich mich dafür, bis Weihnachten mit dem Kauf zu warten. Bis dahin muss ich eben damit durchkommen, dass ich das eine oder andere Mal den Lichtschalter betätige, wenn ich nachts auf die Toilette muss.
    Auch wenn es mir wirklich schwerfällt, mich von dem wahnsinnig praktischen Toilettendeckel mit Absenkautomatik und integriertem Nachtlicht zu

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