Das Leben ist ein Baumarkt
Blabla. Kurz bevor ich vor Langeweile ins Koma zu kippen drohe, sagt er: »Du, warum ich eigentlich hier bin: Da hat mir heute irgendein Spaßvogel von euch ein Angebot ohne Preise geschickt. Ist doch auch nicht normal, oder?« Daraufhin hält er mir das Fax mit meiner Liste unter die Nase.
»So was Blödes aber auch. Muss ja echt ein Spaßvogel gewesen sein. Und schau mal hier unten, da steht auch noch mein Name drauf.«
»Wieso unterschreibt da einer mit deinem Namen?«
»Keine Ahnung. Kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, wie so was sein kann. Aber weißt du, was ich glaube? Das ist gar kein Angebot. Das ist eine Liste, in die du nur noch die entsprechenden Mengen eintragen musst. Danach bekommst du dann das Angebot.«
Jetzt scheint er einen echten Geistesblitz zu haben, denn er meint: »Ja klar. Logisch. Sonst weiß ja auch keiner, wie viel ich brauche. Das weiß ich ja selbst noch nicht. Da muss ich ja erst mal alles ausmessen.«
Wie es aber mit Geistesblitzen so ist, dauern sie leider oft nur einen kurzen Moment. Deswegen heißt es ja auch »Blitz« und nicht »Ewigkeit«. Im nächsten Moment fügt er nämlich hinzu: »Ja, aber was der alles hier wissen will. Was ist denn bitte schön ein Sockelprofil? Oder eine Anputzleiste?«
»Also Sockelprofile werden oberhalb vom Sockel befestigt. Rund ums Haus. Und die Dämmung wird dann quasi da reingestellt«, erkläre ich ihm.
»Ach, dann wird die Dämmung gar nicht verklebt?«, fragt er.
»Doch. Aber weißt du was? Am besten ist, du misst zunächst das Haus aus. Alles, was du dann schon weißt, schreibst du in die Liste. Und wenn du irgendetwas nicht weißt, dann kommst du einfach wieder zu mir. Dann füllen wir das gemeinsam aus und ich mache dir ein Angebot.«
»Ja, das ist super von dir, hast mir jetzt echt schon weitergeholfen.«
»Ich tue halt, was ich kann. Und wenn du nicht noch hier rumhängen würdest, dann könnte ich jetzt auch Feierabend machen.«
»Oh, sperrt ihr denn schon zu?«
»Schon vor fünf Minuten.«
»Na dann mach ich mich schnell vom Acker, ich will ja nicht schuld sein, dass du Überstunden machen musst.«
»Und ich will nicht schuld sein, dass du hier nicht mehr rausfindest«, denke ich und begleite ihn sicherheitshalber zum Ausgang. Aber wenigstens weiß ich jetzt, warum sich die ganze Sache mit dem Angebot so verfaxt schwierig gestaltet hat.
So genau geht’s doch nicht
Mit einem Werbeprospekt in der Hand spricht mich ein Kunde an: »Den Betonmischer aus der Werbung hier. Wo habt ihr den?« Dabei deutet er auf den Mischer in dem Prospekt. Ich antworte: »Den haben wir gleich hier hinten. Aber der kostet jetzt natürlich wieder 159 statt 139 Euro. Denn das war ja der Werbepreis in dem Prospekt, den Sie da haben. Und das Angebot ist schon seit fast einer Woche abgelaufen.«
Nachdem ich den Kunden zu dem Betonmischer geführt habe, schaut er sich in aller Ruhe das Gerät an und meint dann: »Also wenn ich den für den Angebotspreis bekomme, dann nehme ich ihn.«
»Angebote sind leider immer zeitlich begrenzt«, erkläre ich. »Und wenn man den Preis das ganze Jahr über bekommen würde, dann wäre es eben kein Angebot mehr.«
»Ach, jetzt stellen Sie sich nicht so an«, erwidert er. »Da können Sie doch mal ein Auge zudrücken. Und außerdem hatte ich letzte Woche keine Zeit.«
Offenbar will er nicht so leicht aufgeben, ich diskutiere also noch ein wenig mit ihm herum. Zufällig kommt dann unser Chef vorbei und klinkt sich in das Zwiegespräch mit ein. Kurze Zeit später ist klar, dass der Kunde den Mischer zum Werbepreis bekommen wird.
Während dieser sehr fröhlich mit seinem Betonmischer zur Kasse marschiert, sage ich zu meinem Chef: »Also von mir hätte der keinen Nachlass bekommen. Schließlich ist die Werbung ja schon seit fast einer Woche vorbei und andere zahlen auch den vollen Preis.«
»Ach, Herr Kollege«, entgegnet er, »so genau geht das doch nicht. Und außerdem kommt dieser Kunde bestimmt wieder.«
»Bestimmt, entweder zum Reklamieren oder mit einem Werbeprospekt von vor drei Monaten. Aber wenn es eh nicht so genau geht, können wir morgen ja vielleicht mal erst so gegen zehn Uhr öffnen anstatt schon um acht.«
»Wir sind aber nicht der Kunde. Wir sind der Dienstleister«, stellt er daraufhin fest.
»Musiker sind doch auch Dienstleister, oder?«, frage ich ihn.
Er schaut mich verständnislos an und meint: »Eigentlich schon. Wieso? Machen Sie Musik?«
»Nein, aber ich bin neulich zu
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