Das Leben ist ein Baumarkt
Ich arbeite also weiter an der Bewältigung meines Papierberges und warte auf den Kunden. Aber es kommt niemand. Stattdessen klingelt erneut das Telefon. Und wieder ist es die Kollegin von vorhin, die mir mitteilt, dass ein Kunde an meiner Information auf mich wartet. Außerdem soll er mittlerweile schon ziemlich sauer sein, weil er schon so lange auf mich wartet. Ich schaue mich um. Der einzige wartende Kunde, den ich sehe, steht an einer anderen Information. Also beschreibe ich ihr den Herren kurz. Und siehe da, er ist es. Nur dass der anscheinend gar nichts von mir will. Denn warum sollte er sonst an der Information für Holz und Bauelemente stehen und nicht an der für Baustoffe? So wird das jedenfalls nichts werden. Wenn er selbst nicht einmal weiß, wo er steht, dann kann ich ihm auch nicht helfen. Oder vielleicht doch? Ich gehe also zu ihm hin und frage: »Warten Sie auf den Kollegen?«
Sofort legt er los: »Schon seit einer Viertelstunde. Ich habe sogar schon zweimal an der Hauptinformation Bescheid gesagt, dass sie endlich jemanden vorbeischicken sollen. Aber es kommt ja kein Schwein.«
»Na, das würde mich aber auch sehr wundern«, sage ich. »Denn im Allgemeinen laufen hier nur Rindviecher rum. Aber ich kann Ihnen trotzdem den Kollegen holen.«
»Ja bitte. Und ich habe nichts dagegen, wenn er sich beeilt«, meint er.
Ich nehme also mein Telefon und rufe den Kollegen Huber an. Der scheint auch nicht weit weg zu sein und kommt bereits wenige Augenblicke später um die Ecke. Jetzt legt der Kunde erst richtig los und brüllt meinen Kollegen an: »Ja das wird aber auch langsam Zeit. Muss man Sie denn dreimal anrufen lassen, damit Sie Ihren Arsch hierherbewegen? Also so was hab ich ja noch nirgends erlebt.«
»Aber der Kollege hier ist der Erste, der mich angerufen hat. Und ich bin doch auch gleich gekommen«, versucht sich Huber zu rechtfertigen.
»Stimmt«, bestätige ich, »die ersten beiden Anrufe kamen zu mir und ich habe an meiner Information gewartet. Aber es ist ja keiner gekommen.«
Der Kunde gibt weiter Gas und mault jetzt mich an: »Ach, und dann halten Sie es nicht für nötig, hierherzukommen oder was?«
»Wieso?«, frage ich erstaunt. »Das ist doch gar nicht meine Abteilung und auch nicht meine Information. Und wenn ich nicht nach dem zweiten Anruf hergekommen wäre, dann würden Sie jetzt noch auf einen Kollegen warten.«
Um das nette Gespräch nicht vollkommen eskalieren zu lassen, versucht mein Kollege, beruhigend auf den Kunden einzuwirken. »Ja gut. Aber jetzt bin ich ja da. Was hätten Sie denn gebraucht?«
Irgendwie scheint Hubers Gelassenheit nicht so wirklich auf den Kunden abzufärben, denn der versucht es jetzt eher auf die spöttische Art: »Was ich gebraucht hätte, fragt er mich. Ha, ha. Dass ich nicht lache. Ich brauche es immer noch. Und zwar brauche ich Wellplatten für aufs Dach.«
»Wenn Sie Acrylwellplatten brauchen, dann sind Sie bei mir richtig. Bitumen- und Zementfaserplatten bekommen Sie bei dem Kollegen hier«, erklärt Huber und deutet dabei auf mich.
Jetzt ist alles aus. Der Kunde kennt jetzt kein Halten mehr und fängt laut an zu brüllen: »Ihr verarscht mich doch, oder? Ihr macht euch ’nen Spaß draus, Leute wie mich warten zu lassen und von einem zum anderen zu schicken. Das könnt ihr machen, mit wem ihr wollt. Aber nicht mit mir. Ich werde mich beschweren. Über euch alle. Und kaufen werde ich bei euch bestimmt nichts mehr. Mich seht ihr hier nie wieder. Das verspreche ich euch.«
Während der Kunde tobend das Haus verlässt, fragt mich mein Kollege ratlos: »Sag mal, was hat der jetzt eigentlich?«
»Keine Ahnung. Ich glaube ja, dass er einfach nur an der falschen Information gestanden hat. Aber dass man deswegen gleich so austicken muss …«
Eine total verfaxte Angelegenheit
Dass Leute ein Fax oder eine E-Mail schicken, wenn sie ein Angebot haben möchten, ist inzwischen schon ziemlich normal. Allerdings schreiben die meisten dann wenigstens auf, was sie genau benötigen und wer sie sind. Ganz anders bei diesem Fax, das gerade vor mir liegt. Der Name des Absenders fehlt komplett. Eine Telefonnummer? Fehlanzeige. Was und wie viel er benötigt? Auch unklar. Im Fax steht lediglich: »... bitte ich Sie um ein Komplettangebot für Vollwärmeschutz.«
Da ist weder angegeben, wie groß die Fläche ist, noch ist irgendwo erwähnt, wie dick oder welchen Wärmeleitwert die Dämmung haben soll. Also mache ich es mir einfach und schreibe darauf:
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