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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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dick und breit: »Anmischwasser«. Und unten drunter dann in etwas kleinerer Schrift: »Zum Anmischen von Fliesenklebern, Fugenmassen, Betonestrich und anderen Mörtelprodukten«. Der Preis von 4,50 Euro war nicht direkt ein Schnäppchen für 5 Liter Leitungswasser. Dieser Kanister wurde dann bei unserer Information aufbewahrt und nur dann hervorgezogen, wenn jemand wieder einmal wissen wollte, was Anmischwasser ist. Es war also ein reiner Spaßartikel, einfach nur so zum Herzeigen. Selbstverständlich hätte diesen Kanister nie jemand von uns wirklich einem Kunden verkauft.
    Umso überraschender kommt für mich die Frage, die mir ein Kunde stellt: »Haben Sie noch was von dem Anmischwasser?«
    »Klar, Anmischwasser habe ich«, antworte ich selbstverständlich.
    Doch leider greift meine Hand unter dem Tresen ins Leere, denn der Kanister ist verschwunden. In dem Moment begreife ich erst, was er wirklich gefragt hat. Nämlich ob ich noch etwas davon habe. Also noch mehr. Was wiederum voraussetzt, dass er schon mindestens einmal welches gekauft hat. Jetzt ist guter Rat teuer und ich muss mir schnell etwas einfallen lassen. Denn ich kann ihm ja wohl kaum verraten, was er da in Wirklichkeit gekauft hat. Also sage ich nach kurzem Überlegen zu ihm: »Ach, das tut mir leid. Das gibt es leider nicht mehr.«
    »Wieso nicht?«, fragt er weiter. »Das braucht man doch öfter.«
    »Ja schon«, erwidere ich, »aber Sie können auch ganz normales Leitungswasser nehmen und einen kleinen Schuss Tiefengrund dazugeben. Das ist im Prinzip das Gleiche, kommt nur wesentlich billiger.«
    Nach kurzem Nachdenken stellt er dann ernüchtert fest: »Dann ist das also ein Scheiß mit dem Anmischwasser, oder?«
    »Na ja«, ich suche fieberhaft nach einer Erklärung, »das kommt darauf an. Wenn Sie nur eine kleine Menge brauchen, ist das Anmischwasser schon okay. Aber wenn Sie mehr als einen Kanister brauchen, dann ist die Sache mit dem Tiefengrund doch wesentlich günstiger.«
    »Also ich hätte schon noch so drei, vier Kanister gebraucht«, meint er. »Aber es ist ja nur gut, dass Sie mir das mit dem Tiefengrund gesagt haben. Da komme ich ja doch wesentlich günstiger weg.«
    »Genau«, stimme ich erleichtert zu, »und deshalb haben wir das Anmischwasser auch nicht mehr im Sortiment. Weil wir achten ja darauf, was für den Kunden das Beste ist.«
    Nachdem er sich noch tausendmal bedankt und mir erklärt hat, was wir doch für ein toller Laden sind, nimmt er endlich den Tiefengrund und verschwindet. Ich ärgere mich eigentlich nur darüber, dass der Kanister jetzt futsch ist und ich die Vorlage vom Etikett nicht gespeichert habe, für das ich extra einen scannbaren Strichcode angefertigt hatte. Denn das ist mit Sicherheit eine tolle Marktlücke. Interessieren würde es mich allerdings immer noch, wie der Kunde an unseren Spezialkanister gekommen ist.

 
Der Wasserentfeuchter
    »Habt ihr Wasserentfeuchter? Das sind so Tabletten, die man in ein Gerät reinsteckt«, fragt mich ein Kunde. Ich denke dabei natürlich sofort an die Salztabletten, die in die Wasserenthärtungsanlagen gefüllt werden, und schicke ihn in die Sanitärabteilung. Doch nach ein paar Minuten steht der Kunde schon wieder vor mir und sagt: »Der Kollege hat die nicht. Der hat gemeint, dass es die bei Ihnen gibt.«
    Leicht irritiert frage ich nach: »Was hat der nicht? Die Tabletten für die Wasserenthärter?«
    »Doch, die hat er schon«, winkt er ab. »Aber ich brauche ja die für den Wasserentfeuchter.«
    »Jetzt mal ehrlich«, gebe ich zu bedenken, »warum sollte man Wasser entfeuchten wollen? Das macht doch irgendwie gar keinen Sinn, oder? Enthärten dagegen schon. Dann verkalkt wenigstens nichts.«
    So langsam scheint der Kunde ein wenig genervt zu sein, denn er wird lauter. Könnte ja schließlich auch sein, dass ich schlecht höre. »Mensch, das sind so Tabletten, die man in ein Gerät reinmacht, wenn man irgendwo einen feuchten Raum hat. Dann sammeln die das Wasser, damit der wieder trocken wird.«
    Anscheinend höre ich wirklich schlecht, denn erst jetzt habe ich verstanden, worum es geht: »Ach, Sie meinen die Nachfülltabs für Luftentfeuchter. Die habe ich schon.«
    »Ja, das hab ich doch die ganze Zeit gesagt«, mosert er.
    Ich zeige ihm also die Nachfülltabs und er stellt fest: »Das sind die doch. Genau die brauche ich.«
    »Ja genau«, bekräftige ich, »genau das sind die Wasserentfeuchter.«

 
Der Vollpfosten
    Mit den Worten »Entschuldigung. Ich weiß

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