Das Leben ist ein Baumarkt
sind die doch. Was soll denn an denen anders sein?«
»Na, die sind ja hier nicht ohne Grund stehend gelagert, oder? Und ein Gefälle haben die auch nicht. Also gibt es da noch andere. Die sind dann wahrscheinlich irgendwo liegend gelagert, damit man die besser auseinanderkennt.«
»Stimmt, das hat einen Grund, warum die hier stehend gelagert sind. Und zwar den, dass sie waagerecht zu viel Platz brauchen würden. Und mit eingebautem Gefälle gibt es diese Rohre leider nicht. Wie soll das auch gehen? Dann müssten die ja konisch zusammenlaufen. Ich glaube, das wäre dann schwierig, das nächste Rohr wieder daran anzuschließen.«
Nachdem er kurz in sich gegangen ist und dabei offenbar das Ausmaß seiner Ahnungslosigkeit begriffen hat, stellt er fest: »Stimmt. Das kann ich mir jetzt auch nicht so wirklich erklären. Aber mein Nachbar hat gesagt, dass ich die Rohre mit mindestens 2 Zentimetern Gefälle verlegen soll, weil sonst das Wasser nicht richtig abläuft.«
Ich erkläre ihm also, dass man das Gefälle beim Verlegen der Rohre selbst einbauen muss, indem man sie auf der Seite, die zum Kanal geht, tiefer legt als auf der anderen. Nach ein paar Minuten Überzeugungsarbeit stellt er dann abschließend fest: »So wird er das wahrscheinlich auch gemeint haben. Das ist einleuchtend und klingt ja auch logisch.«
»Klar, einleuchtend und logisch«, überlege ich. Vorhin war es jedoch noch logisch, dass die Rohre im Inneren ein Gefälle haben. Daher will es mir jetzt irgendwie nicht so recht einleuchten, dass er wirklich glaubt, den Abwasseranschluss selbst verlegen zu können.
Zement für Rumänien
»Ihr braucht wohl wieder Zement, oder?«, frage ich zwei Kunden, die mir im Gang begegnen. Es sind nämlich zwei Rumänen, die in letzter Zeit fast wöchentlich kommen und palettenweise Zement kaufen. Sie transportieren gebrauchte Baumaschinen wie zum Beispiel Bagger und Radlader nach Rumänien. Und wenn sie dann noch etwas Platz auf ihrem Lkw habe, füllen sie diesen mit Zement auf, weil der bei ihnen zu Hause angeblich drei- bis viermal so teuer ist. Auch dieses Mal brauchen sie Zement. Also fahre ich mit dem Gabelstapler raus, um ihnen drei Paletten davon aufzuladen. Dabei entdecke ich auf dem Parkplatz ein Pärchen, das gerade versucht, einen ganzen Stapel Laminat und die dazu passenden Sockelleisten in seinen Kleinwagen zu laden. Dieser ist dabei durch das große Gewicht schon so weit in die Knie gegangen, dass er fast mit dem Auspuff am Boden schleift. »Na, für die Sockelleisten wird’s aber eng«, denke ich. Doch der Typ ist erfinderisch. Er klappt den Beifahrersitz nach vorne und kurbelt das Seitenfenster ein Stück weit nach unten. Anschließend schiebt er die Sockelleisten von hinten ins Auto und lässt die einfach durch die Seitenscheibe nach draußen stehen. Mit dem Trick schafft er es sogar, dass der Kofferraumdeckel noch zugeht. Ob das allerdings so im Sinne der Straßenverkehrsordnung ist, wage ich zu bezweifeln. Und so hundertprozentig ausgereift scheint die Idee auch noch nicht zu sein. Denn durch den umgeklappten Beifahrersitz hat jetzt seine Begleiterin keinen Platz mehr im Fahrzeug. Sollte man jedenfalls meinen. Da die beiden aber anscheinend echt kreativ sind, haben sie auch dafür schon eine Lösung parat. Sie quetscht sich ganz einfach zwischen den umgeklappten Sitz und das Laminat im Kofferraum. So bepackt, treten die beiden dann die Heimfahrt an und ich denke beruhigt: »Na, da kann ja nichts mehr schiefgehen. Denn wer so klasse Ideen hat, der hat auch bestimmt schon eine super Ausrede parat, wenn er von der Polizei aufgehalten wird.«
Offenbar scheinen auch andere das Ganze gar nicht so schlimm zu finden, denn einer der beiden Rumänen sagt zu mir: »Bei uns in Rumänien ist normal, dass Leute fahren so. Wenn ist Auto kaputt, hast du selber Schuld.«
»Sind ja eigentlich echt nett, die beiden«, denke ich und lade ihnen noch den restlichen Zement auf.
Leider waren die beiden an diesem Tag zum letzten Mal bei mir, um Zement zu kaufen. Warum sie nicht mehr gekommen sind? Na ja, ich will ja nichts behaupten, das ich nicht beweisen kann, und auch niemandem etwas in die Schuhe schieben, mit dem er vielleicht nichts zu tun hat. Jedenfalls lese ich in der Woche darauf ganz dick und fett in der Zeitung, dass eine rumänische Schieberbande aufgeflogen ist. Die Typen haben sich von Verleihfirmen und Mietparks Bagger und Radlader auf Scheinbaustellen liefern lassen. Diese Gerätschaften haben sie
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