Das Leben ist ein Baumarkt
Natürlich wechsle ich dabei auch die Namensschilder und fülle den Inhalt der Taschen um. Somit ist das Problem für mich erledigt.
Gegen Mittag kommen dann Alfred und Thomas zur Spätschicht. Alfred scheint heute schon wieder viel besser gelaunt zu sein als gestern, denn er grinst über beide Backen. »Und, alles klar?«, fragt er mich.
Natürlich weiß ich ganz genau, was er meint, aber ich tue so, als ob nichts gewesen wäre, und sage: »Ja klar. Alles wie immer. Was soll auch sein?«
»Ach, nur so«, meint er.
Kurz darauf verschwindet dann allerdings sein breites Grinsen, denn als Thomas seine Weste anziehen will und merkt, dass das nicht geht, flucht er los: »Mensch, Alfred, du Depp. Du hast meine Weste zugetackert.«
»Warum hast du das denn gemacht?«, frage ich Alfred scheinheilig.
»Ach Mensch, jetzt frag auch noch blöd«, schimpft er. »Das war ein Versehen.«
»Na klar«, sage ich, »so wie du gestern aus Versehen die Kekse von meinem Hund weggefuttert hast, oder?«
Jetzt muss er doch ein wenig über sich selbst schmunzeln und wir einigen uns auf ein Unentschieden und Waffenstillstand. Im Hinblick darauf, dass ich ab morgen ein langes Wochenende habe, also Samstag und Montag zu Hause bin, scheint mir das die beste Lösung zu sein. Denn wer weiß, was mich sonst nach ein paar freien Tagen so alles erwarten würde.
Als ich am darauffolgenden Dienstag wieder zur Spätschicht erscheine, muss ich jedoch feststellen, dass mein Friedensplan einen kleinen Fehler hatte. Nämlich die zugetackerte Weste von Felix. Der hat den kleinen Streich von Alfred nämlich erst am Samstag abbekommen und daraufhin auf Rache gesonnen. Überflüssigerweise hatte er dann auch noch die gleiche Idee wie ich und hat seine Weste einfach gegen die von Thomas getauscht. Der wiederum fand es natürlich überhaupt nicht lustig, dass Alfred nun schon zum zweiten Mal seine Weste zugetackert hat, und wollte ebenfalls Rache. So hat sich innerhalb der letzten beiden Tage eine Art kleiner Krieg zwischen den dreien entwickelt, bei dem eigentlich niemand mehr weiß, gegen wen er eigentlich kämpft.
Schon beim Betreten unserer Information fallen mir zahlreiche leere Einwegflaschen aus dem Regal entgegen. An diesen hat nämlich jemand einen durchsichtigen Nylonfaden befestigt und ihn quer über den Durchgang gespannt. Das ist ja so weit noch ganz lustig. Als ich jedoch kurz darauf unseren fast 3 Meter hohen Schrank öffne, um an meine Arbeitsweste zu gelangen, und sich dabei schlagartig der Inhalt sämtlicher Locher der Umgebung über mich ergießt, finde ich das irgendwie gar nicht mehr so witzig. Auch die Aussage von Felix, der plötzlich neben mir steht und meint: »Och Mensch, das war doch für Alfred gedacht«, macht das Ganze nicht wirklich besser.
»Sag mal, kann man euch denn nicht mal zwei Tage allein lassen, ohne dass ihr gleich die ganze Info in eine riesige Tretmiene verwandelt?«, frage ich ihn.
In dem Moment kommen auch Alfred und Tomas hinzu. »Ihr kommt mir gerade recht«, schimpfe ich weiter. »Gibt es vielleicht sonst noch was, das ich besser nicht anfassen sollte?«, frage ich in die Runde. »Nö, eigentlich nicht«, meint Felix, doch Alfred fügt hinzu: »Na ja, vielleicht solltest du besser nicht in den Karton mit den Kugelschreibern greifen. Da liegt nämlich eine Mausefalle drin.«
Auch Tomas will anscheinend noch etwas loswerden, doch genau in dem Moment kommt unser Chef um die Ecke und meint: »Aha, die Herren von der Baustoffabteilung haben wohl ein Teammeeting.«
»Genau so ist es«, bestätige ich und überlege dabei, ob ich ihm vielleicht ein paar Kugelschreiber anbieten sollte.
»Na, da will ich auch gar nicht länger stören. Aber vielleicht kann danach mal jemand das Konfetti da zusammenkehren«, sagt er und deutet dabei auf den Boden. »Sonst meint womöglich noch jemand, wir würden hier das ganze Jahr Fasching feiern.«
»Ja klar«, erwidere ich. »Denn so ist es ja nun wirklich nicht.«
Nachdem er dann endlich wieder verschwunden ist, einigen wir uns alle vier auf einen endgültigen Waffenstillstand und darauf, dass wir solche kleinen Streiche in Zukunft nur noch in anderen Abteilungen machen werden.
Schon verblüffend, was eine Packung Hundekekse so alles auslösen kann!
Ein guter Rat
»Junge, komm doch mal her«, ruft mir ein älterer Herr mit Stock entgegen. Aufgrund dieser sehr freundlichen Begrüßung gehe ich gleich mal davon aus, dass wir keine dicken Freunde werden. Trotzdem gehe
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