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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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habe mich für den Beruf der Schauspielerin entschieden und gegen eine Zukunft als Ärztin, weil ich die Schauspielerei liebe. Damit habe ich mich auch entschieden, in meinem Berufssystem zu funktionieren. Da gibt es Abhängigkeiten, in denen ich stecke. Und es gibt gewisse soziale Voraussetzungen, die ich erfüllen muss, damit das Ganze funktioniert.
    Das bedeutet: Ich kann nur sehr bedingt Dinge verändern. Jedes Mal, wenn ich ans Set komme, mit dem Produktionsleiter zu diskutieren, ob er Pappbecher beim Catering einsetzt oder nicht – das wäre schwierig. Wenn man das auf die Spitze triebe, würden die sicher sagen: Was ist denn mit der los, spinnt die jetzt komplett? Oder wenn ich beim Kostüm sagen würde: Ich ziehe nur noch Sachen an, bei denen die Stoffe ökologisch angebaut sind. Das ginge nicht.
    Wäre ich ein großer Hollywoodstar, könnte ich mit den Fingern schnipsen und knurren: Meine Fahrbereitschaft darf nur aus Hybridfahrzeugen bestehen. Basta. So wie Johnny Depp beim Dreh während einer Fußball-WM durchsetzte, dass überall Fernseher aufgestellt wurden. Aber ich bin kein Hollywoodstar. Ich kann nicht mit einem Fingerschnipsen den Fuhrpark bestimmen, vertraglich festlegen, dass die Fahrdienstautos unter 120g CO 2 pro Kilometer ausstoßen. Obwohl: Das müsste man mal probieren.
    Ich höre sie schon tuscheln: »Weißt du, was die will? Ein Auto unter 120g.«
    »Häh?«
    Ich kann mit der Bahn zum Dreh fahren, das kann ich machen.
    Die ganze Filmbranche ist nicht ökologisch. Würde man es unter rein ökologischen Gesichtspunkten sehen, könnte man Film abschaffen. Aber Film zählt für mich zur Kunst. Ein Film ist nicht gut oder wichtig, wenn er ökologischen Kriterien entspricht. Man kann Film nicht ökologisch hinterfragen. Das Gleiche gilt für Theater, Oper, bildende Kunst.
    Es gibt allerdings sehr wohl Abläufe, die ökologisch reformierbar wären. Die muss man finden. Und dann ändern. Das fängt beim Ökopapier an und hört bei den Transportmitteln noch längst nicht auf. Wenn wir uns als Gesellschaft darauf geeinigt haben, dass Klimakultur eine Grundlage all dessen ist, was wir in dieser Gesellschaft tun, dann werden auch Filme so ökologisch wie möglich produziert werden. Das gilt aber auch für Autos, Zeitungen, für alles andere. Ich kann es nicht fingerschnipsend anordnen, aber ich möchte dazu beitragen, dass wir dahin kommen.
    Mit Jörg, dem Caterer, diskutiere ich über vegetarisches Essen. Am Set esse ich praktisch nur vegetarisch, das habe ich mir angewöhnt. Oder ich frage ihn, warum es im März am Set plötz lich Spargel gibt. Meistens endet es in kleineren Auseinandersetzungen.
    »Spargel im März, Jörg?«
    Ja, sagt Jörg, tolle Sache. Der werde mit in der Erde verlegten Schläuchen gewärmt. Dadurch sei er bereits im März reif.
    Hallooh?
    »Ist dir denn klar, was das für Fauna und Flora bedeutet, wenn du diese Schläuche durch die Erde schiebst, nur damit wir Spargel im März haben? Ist das wirklich notwendig?«
    Ist ihm das jetzt bewusst? Es ist ihm nicht bewusst.
    Er antwortet: »Weißt du, was? Ich baue ein Solardach für dich auf meinen Cateringwagen. Dann gibt es aber nur noch Essen, wenn die Sonne scheint.«
    Sie weichen immer in diese Art Humor aus. Das ist bei Jörg nicht anders als in Talkshows. Macht man eine entsprechende Bemerkung, ist man als Ökospinner abgespeichert und gleichzeitig haben die Leute das Gefühl, sie müssten ihr Handeln oder Nichthandeln rechtfertigen.
    Ich denke, es ist ein Versuch, Distanz zwischen das Thema und sich zu bringen, es nicht allzu nah an sich heranzulassen.
    Ich sage zu Jörg: »Kein Mensch braucht Spargel im März, der von Heizschläuchen aus Kraftwerken gewärmt worden ist.«
    Er will es nicht einsehen. Aber unser Gespräch macht auch Spaß, und er hat bei mir immer einen Anknüpfungspunkt.
    Das Catering am Set funktioniert vor allem mit Plastikflaschen und Plastikbechern, bestenfalls mit Pappbechern. Nach dem Trinken wird der Becher weggeschmissen oder weggeräumt. Selbst wenn man ihn noch mal nehmen will, findet man ihn meistens nicht mehr. Mit meinem Kollegen Hannes Jaenicke habe ich den RTL-Zweiteiler Hindenburg gedreht, einen Spielfilm über den Absturz des berühmten Zeppelins in der Nähe von New York im Jahr 1937. Er spielte einen Varietékünstler, der an den Broadway will, ich eine Jüdin, die vor den Nazis flieht.
    Hannes hat ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein und engagiert sich aktiv. Er hat mir erzählt, er

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