Das Leben meiner Mutter (German Edition)
Geld und eine gute Aussteuer mit. Wir aber haben doch längst gewußt, daß er die Möbel für sie auf seine Kosten in der Stadt bestellt hat, und haben uns nur unseren Teil gedacht.
›Wieviel Geld kriegt sie denn, deine Moni?‹ fragt die Mutter. Du kennst ja, wie sie fragt, wenn sie was nicht ganz glaubt. ›Dreitausend Mark‹, sagt der Maxl, und wieder haben wir uns gedacht, vielleicht ist das auch von ihm.
Er hat wieder was von der Torte abgeschnitten. Wir haben immer darauf gewartet, ob er denn nicht endlich etwas von seinen zwei ledigen Kinder verrät und von dem Laden, den er der Moni in München eingerichtet hat.
›Die Moni ist doch Zimmermädl? Versteht sie denn was vom Geschäft? Und wo kriegt sie denn die Kuh her?‹ hat sich die Mutter ein wenig zweiflerisch erkundigt. ›Ja‹, meint der Maxl, ›sie ist doch von einem Bauern aus der Ammerseegegend, die haben den Stall voll Vieh daheim.‹ Die Mutter fragt ihn, ob es denn mit seinem Heiraten schon gar so pressiere, und sie blinzelt dabei auf uns. Da schießt uns durch den Kopf, ob er er vielleicht schon wieder Vater wird.
›Wenn schon, denn schon‹, meint der Maxl und schaut Mutter an wie ein Hund, der Prügel bekommen hat, und wird immer demütiger, ›du mußt zuerst übergeben, Mutter. Es muß alles beim Advokaten gemacht werden. Ich hab’ schon alles zusammengerechnet und schätzen lassen. Jeder kriegt zweitausend Mark Heiratsgut, und du, Mutter, kriegst im Monat fünfunddreißig Mark Austragsgeld und alles, was du brauchst.‹
Hoho, wie geschwind der ist, haben wir insgeheim gedacht, und es ist uns in den Sinn gekommen, wann und wie er denn das alles gemacht hat mit dem Abschätzen und dem Ausrechnen, daß wir nie was gemerkt haben. Aber am allerschönsten ist doch gewesen, wie jetzt unsere Mutter auf einmal ganz so, als ob gar nichts daran wäre, angefangen hat, wie denn das ist mit seinen zwei ledigen Kindern von der Moni und ob sie den Laden noch hat in der Stadt drinnen. Das hat ihn ganz kleinlaut gemacht, den sonst so hochnäsigen Maxl. Pech, meint er, kann jedem einmal passieren, und wenn er jetzt heiratet, hat ja alles seine Ordnung, er komme für die Kinder auf, und den Laden hat die Moni schon lang verkauft.
›Soso‹, hat da die Mutter spöttisch gesagt, ›über andere hast du gleich immer ein gescheites Maul gehabt. Jetzt bin ich bloß neugierig, wie du deine Kinder einmal aufziehst und was die nachher werden.‹ Da ist dem Maxl gar nichts mehr eingefallen. Schließlich hat er ganz komisch, wie wenn er es extra gelernt hätte, gesagt: ›Ich verspreche dir, Mutter, du brauchst nichts mehr arbeiten, und die Moni behandelt dich gut.‹ Das aber hat die Theres geärgert, und sie hat scharf gesagt, daß es das nicht gibt, von ›behandeln‹ zu reden! Unsere Mutter braucht sich von keiner Fremden was sagen lassen und überhaupt, sie zieht mit uns, fertig!
Mutter hat ein ängstliches, trauriges Gesicht bekommen, und der Maxl hat gar nichts mehr gesagt. Dann sind wir vom Tisch aufgestanden. Die Mutter hat auf die Leni geschaut und gesagt: ›Mein Gott, Leni, was ich alles erleben muß!‹
So, jetzt weißt Du es, lieber Oskar. Wir sind schon beim Gericht in Starnberg gewesen. Theres und ich lassen unser Geld auf dem Haus liegen, und der Maxl muß uns jährlich Zinsen zahlen. Dem Eugen und dem Lenz haben wir geschrieben, daß sie noch etwas bekommen, und jetzt – Du wirst staunen – kommt der Eugen aus Amerika! Das ist natürlich dem Maxl gar nicht recht. Wir aber freuen uns darauf.
Ich bin leider immer ein bißl krank, und wenn ich einmal gestorben bin, liebes Brüderlein, dann schaust Du alle Kästen und Schachteln durch, da versteck’ ich mein übriges Geld, und das gehört dann Dir. Und dann denkst Du an mich. Aber ich mach’ bloß Spaß, lieber Oskar, so gefährlich ist’s mit meinem Kranksein nicht. Unsere Mutter aber sagt immer, man kann nie was wissen, auf einmal geht’s dahin.
Recht viele herzliche Grüße von Deiner – Emma.«
Nicht lange darauf kam der Eugen. Er war zwar sehr dick geworden, aber nicht reich, wie wir alle erwartet hatten. Er machte einen ruhigen Eindruck und schien viel erlebt zu haben, doch davon erzählte er nichts. Er wollte Theres und Emma dafür gewinnen, mit ihm gemeinsam eine Bäckerei zu kaufen. Bald suchte er mich auf und fing sofort von der eigentlichen Sache zu reden an. Ich merkte, daß ihn Theres, Emma und vielleicht Mutter angehalten haben mußten, mich auf den rechten Weg zu
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