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Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Titel: Das Leben meiner Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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allerhand über das davongehende Paar geredet. Schön würden sie zusammenpassen, der böhmische Maurer und die resolute Stellmacherstochter, meinte man, sie habe die Hosen an, und er rede nichts. Dann aber fingen die meisten vom kranken Bäcker-Maxl zu reden an, daß er der Stasl auf einmal ihr Heiratsgut bar ausbezahlt habe, damit sie nach Amerika reisen könne, und was ihm das königliche Fest für einen Haufen Geld eingebracht habe. Die Bauern gingen in die Klostermaiersche Wirtschaft.
    »Glück muß der Mensch haben, und wenn er so tüchtig ist wie der Maxl, bringt er’s zu was!« setzte der Schmied von Farchach das Gespräch fort und meinte: »Der hat schon das Rechte. Er will nicht auf einmal so hoch hinaus wie der Kastenjakl!« Das führte dazu, daß man auf die Versteigerung des »Leoniger Schlößls«, die im Laufe der kommenden Woche stattfinden sollte, zu sprechen kam.
    »Und was will er jetzt machen, der Kastenjakl? Was wird aus ihm?« fragte der Müller von Berg. »Alle Stellmacherischen sind zäh wie Juchtenleder! Sterben tut der noch lang nicht. Fällt ihm nicht ein! Der Maxl wird eben für ihn aufkommen müssen.«
    »Oder die Gemeinde«, warf der Schmied von Farchach ein. Seit die Berger ihre Pferde nicht mehr bei ihm beschlagen ließen, war er ihnen nicht mehr gewogen und gönnte ihnen eine solche Last.
    »Was? Wir sollen für ihn aufkommen? Für so einen nichtsnutzigen Lumpen? Ausgeschlossen!« rief der Müller entrüstet, und die anderen Berger, die genau so dachten, sagten gleicherzeit: »Das gibt’s nicht! Soll er nur schauen, der Maxl, wie er mit seiner sauberen Verwandtschaft weiterkommt. Er kann sich’s ja jetzt leisten!« Der letzte Satz klang schadenfroh höhnisch.
    Der Schmalzer-Hans, der bis jetzt mit hinterlistig lächelnder Miene dagesessen hatte, hob seinen Kopf und spöttelte keck: »Nur keine Angst, Männer! Versteigert wird ja gar nicht beim Kastenjakl!«
    Das wirkte wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    »Wa-was? … Was? … Hat er am End’ schon wieder Geld aufgetrieben, der Lump, der niederträchtige?« fragte der Müller verblüfft. Alle Mienen wurden gespannt.
    »Das nicht! … Nein – nein, das grad nicht«, erzählte der Schmalzer-Hans absichtlich langsam und freute sich über den Ärger der ehrsamen Bürger. Mit gemächlichem Hohn fuhr er fort: »Geld gibt ihm keiner mehr, dem Kastenjakl, aber er hat sich mit dem Siegl von der Rottmannshöh’ geeinigt. Mit der Versteigerung wird’s nichts mehr.« Er hielt inne und weidete sich an der giftigen Enttäuschung der ungeduldig fragenden Berger. Endlich schloß er: »Soviel ich nämlich gehört hab’, ist die Handelschaft so: Der Siegl hat alle Schulden übernommen und baut das Schlößl aus. Viel ist dem Kastenjakl nicht geblieben, und raus muß er auch. Was weiter wird, weiß kein Mensch.«
    Jetzt wurden die Berger wild. Sie schimpften mannhaft über das »Stadtgesindel«, über diese blutsaugerischen Spekulanten, die alles aufkauften, aber feinere Ohren hörten aus all diesem Geschimpfe wohl heraus, daß mehr Neid als ehrliche Entrüstung dabei mitklang.
    »Jaja«, stichelte der Schmalzer-Hans behaglich, »wer zuerst kommt, der mahlt eben zuerst. Es war ja allerhand zu haben gewesen beim Kastenjakl, jaja, das geb’ ich schon zu … Zum Totärgern ist so was, wenn andere geschwinder sind.« Voll verhaltenem Grimm musterten die anderen Berger den abgebrühten Spötter.
    »Und woher weißt du das alles?« fragte der Müller nach einer Pause.
    »Ich?« erwiderte der Schmalzer-Hans noch frecher und wurde ganz und gar ironisch: »So fragt bloß ein Mensch, der von der Welt nichts weiß! Zu was geh’ ich denn Tag für Tag mit den höchsten Persönlichkeiten um! Der Siegl kennt mich doch! Er hat’s mir doch selber gesagt …« Er kniff die Lippen fest zusammen.
    »Jaja«, brummte er scheinbar arglos, »der Hans Bauer weiß alles … dem Schmalzer-Hans erzählen die besten Leut’ alles …«

Verlust und Gewinn
    Die aufgebrachten Berger warteten vergeblich darauf, daß nun eines Tages der bettelarme Kastenjakl hilfesuchend zum Maxl komme. Mit argwöhnisch wachsamen Augen verfolgten sie alles, was um das Bäckerhaus vorging. Nach einer ereignislosen Woche stieg ihre Erregung derart, daß sich schon jeder eine geharnischte Rede ausdachte, die er – wenn wider Erwarten der Gemeinderat in der Angelegenheit des zukünftigen Dorfarmen zusammentreten müßte – wütend herausdonnern wollte. Natürlicherweise sollten dabei

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