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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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Glas in der Hand zur Tür herein.
    »Raus!«, schrie ich. »Ich will keinen Schnaps – koch einen Kaffee! Falls du anständigen Kaffee hast!«
    »Ent- schuld -igung!«, sagte sie und ging wieder hinaus, die Tür fiel nicht hinter ihr zu. Wenn Halland hier gewesen war, hatte die Tür dann so gestanden, halb geöffnet, so, dass sein Leben in ihres hinaussickern konnte und ihres in seines hinein? »Ach!«, sagte ich. Ich saß einfach nur da, konnte nicht aufstehen, sah zu den Kisten hinüber, ohne Neugier, aber mit großer Müdigkeit. Was wollte ich? Was bedeutete das alles? Sollte ich diese ganzen Sachen zum Auto hinaustragen? Ich wollte sie überhaupt nicht mit nach Hause nehmen. Falls ich wieder aufstehen konnte, sollte ich sie mir lieber genauer ansehen, herausfinden, was es war, und aussortieren. Ich hatte versäumt, mir einen Plan zu machen.
    »Pernille!«, rief ich. Kurz darauf stand sie in der Tür. »Weißt du, was das alles ist?«
    Sie sah sich um. »Hier ist es normalerweise nicht unordentlich. Diese Kartons sind neu. Aber davon abgesehen sind es wohl Arbeitsunterlagen?«
    »Kann das noch ein bisschen hier stehen, wenn ich Miete zahle?«
    »Je länger du Miete zahlst, desto weniger Sorgen habe ich!«, sagte sie. »Soll ich dir helfen?«
    »Ja, aber, womit denn?« Ich sah auf die Stapel.
    »Müssen die Sachen denn nicht sortiert werden?« Sie stand mit gegrätschten Beinen da.
    »Aber wir wissen doch gar nicht, was das ist!«
    Bedeutete das alles, dass ich sie fragen sollte, ob Halland der Vater dieses Kindes war? Ich weigerte mich, ich wollte nicht. Über rein gar nichts wollte ich Fragen stellen, und so erfuhr ich auch rein gar nichts. Wie sollte Halland Vater eines Kindes sein, das war doch nicht möglich, aber warum glaubte ich es dann, nein, ich glaubte es nicht, Pernille behauptete es auch nicht, warum war ich wütend, auf wen war ich wütend, war ich auf Halland wütend, was besagte es, wenn jemand ein Plakat von einem Film über den schlimmsten, womöglich größten, unglaublichen Betrug aufhängte, den die Welt je gesehen hatte; ein alle glücklich machender Betrug allerdings. Er, Halland, hatte mir so oft von diesem Film erzählt, er liebte ihn, ich hatte ihn ihm zuliebe einmal gesehen, er dagegen unzählige Male, was war der Sinn gewesen, hatte er jemals daran gedacht, dass ich eines Tages hier auf diesem Bett säße, außerstande aufzustehen, und verbittert diesen französischen Schauspieler anstarrte?
    Pernille kniete sich mühsam neben einen der Umzugskartons, hob vorsichtig einige Papiere und Umschläge heraus und betrachtete sie. Ich schloss die Augen und lauschte. Ich hörte Straßenlärm, Autos im Regen, Busse, die stoppten und weiterfuhren, bei diesen Geräuschen hatte Halland geschlafen. Ob man wohl genau so schreiben konnte, so schreiben wie die Geräusche, die von einer Stadt in eine Wohnung hereindrangen? Ich hatte geglaubt, dass er in einem Hotel übernachtete, wenn er in Kopenhagen war, doch das war selten erforderlich, allzu weit wohnten wir ja nicht weg. Sein Leben in den Provinzhotels kannte ich, davon hatte ich einmal gehört, aber was war das hier?
    »Was sagtest du noch mal, wie lange hatte Halland dieses Zimmer schon?«, fragte ich und hielt die Augen weiterhin geschlossen.
    »Darüber habe ich doch noch gar nichts gesagt«, sagte sie.
    »Vielleicht kann ich mir die Miete überhaupt nicht leisten …«
    »Nein …«, sagte sie träumerisch, so, wie man klingt, wenn man etwas liest und nicht zuhört. Ich sah zu ihr hinüber. »Was liest du da?«, fragte ich. Sie sah irritiert auf. »Keine Ahnung, ein Reisetagebuch, glaube ich.«
    »Halland führte kein Tagebuch.«
    »Nein«, sagte sie. Ich schloss meine Augen wieder. »Was steht dort?«, fragte ich. »Nichts«, sagte sie. »Es ist alles Mögliche, Notizbücher, alte Briefe, irgendeine Art von Manuskripten.«
    »All das, was in seinen Schubladen lag.«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Ih!«, sagte sie.
    »Sagtest du ih ?«, fragte ich. Sie warf ein schwarzes Notizbuch zu mir aufs Bett, ich öffnete es mit einem Finger. »Das ist nicht Hallands Schrift«, sagte ich.
    »Das sehe ich auch«, sagte sie.
    »Warum sagtest du ih ?«
    »Lies selbst.«
    »Stört es dich, wenn ich ein Nickerchen mache?«, fragte ich. »Du brauchst das nicht zu sortieren, aber du darfst es natürlich gern.« Ich legte mich auf die Seite, schubste das Kissen auf den Boden und deckte mich mit dem Überwurf zu. Ich schlief sofort ein.
    Pernilles Gesicht befand sich

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