Das letzte Experiment
Deutschlands auf Konten der Schweizer Banken deponiert hat. Es ist mein Wunsch, einen Teil dieses Geldes zu benutzen, um den Armen zu helfen. Nicht nur hier in Argentinien, sondern in der gesamten katholischen Welt. Von Bader hat immer noch eine gewisse Hoffnung, dass in Deutschland eine Nazi-Regierung an die Macht kommen könnte, und er hat sich geweigert, mir zu helfen. Wir gerieten in einen heftigen Streit. Fabienne muss einen Teil davon gehört und die Wahrheit über ihren Vater und ihre Mutter erfahren haben. Kurze Zeit später jedenfalls ist sie von zu Hause weggelaufen.»
Evita seufzte und lehnte sich zurück. «So», sagte sie. «Jetzt wissen Sie alles. Sind Sie jetzt schockiert, Herr Gunther?»
«Nein, Señora, ein wenig überrascht vielleicht, und möglicherweise verwirrt, warum Sie sich ausgerechnet mir anvertrauen.»
«Ich möchte, dass Sie meine Tochter finden, was sonst? Ist das so schwer zu verstehen?»
«Ganz und gar nicht. Andererseits haben Sie einen kompletten Polizeiapparat zu Ihrer Verfügung, und es fällt mir schwer zu verstehen, warum Sie von mir Erfolge erwarten, wo die Polizei …»
«… versagt hat, meinen Sie?» Sie hatte mein Zögern bemerkt und den Satz für mich beendet. «Ist das so, Colonel? Ihre Männer haben versagt, oder nicht?»
«Bisher sind wir ohne Erfolg, Señora, leider», räumte Colonel Montalban ein.
«Hören Sie das?», sagte Evita und lächelte verächtlich. «Er bringt es nicht fertig, das Wort ‹versagen› zu benutzen. Aber darauf läuft es hinaus. Sie auf der anderen Seite, Herr Gunther … Sie haben Erfahrung mit der Suche nach vermissten Personen, stimmt das nicht?»
«Ein wenig Erfahrung, zugegeben. Doch das war in meinem eigenen Land.»
«Ja. Sie sind ein Deutscher. Wie meine Tochter, die als Deutschargentinierin aufgewachsen ist. Castellano ist nicht ihre Muttersprache. Sie bewegen sich bereits jetzt ungezwungen unter diesen Menschen, und ich bin überzeugt, dass Sie Fabienne dort finden werden. Finden Sie sie. Finden Sie meine Tochter, Herr Gunther. Wenn Sie Erfolg haben, zahle ich Ihnen fünfzigtausend Dollar in bar.» Sie nickte lächelnd. «Ja, ich dachte mir, dass Sie die Ohren spitzen würden.» Sie hob die Hände wie zum Schwur. «Ich bin keine
chupacirios
, aber ich schwöre bei der heiligen Mutter Gottes, das Geld gehört Ihnen, wenn Sie meine Tochter finden.»
Die Tür öffnete sich kurz, und einer ihrer Hunde kam herein. Evita begrüßte Canela, nahm sie auf den Arm und küsste die Hündin wie ein geliebtes Kind. «Nun?», fragte sie, an mich gewandt. «Was sagen Sie dazu, Deutscher?»
«Ich will mein Bestes tun, Señora», antwortete ich. «Allerdings kann ich nichts versprechen. Nicht einmal für fünfzigtausend Dollar. Ich werde mein Bestes geben, so viel kann ich sagen.»
«Ja. Ja, das ist eine gute Antwort.» Erneut sah sie anklagend zuColonel Montalban. «Hören Sie das? Er sagt nicht, dass er sie finden wird. Er sagt, dass er sein Bestes geben will.» Sie nickte mir zu. «Es heißt allenthalben, ich wäre eine selbstsüchtige und ehrgeizige Person, aber das bin ich nicht.»
Sie setzte den Hund ab und nahm meine Hände in ihre. Ihre Hände waren kalt, so kalt wie die einer Leiche. Die Fingernägel waren perfekt manikürt und rot lackiert wie die Blütenblätter einer versteinerten Blume. Es waren kleine Hände, doch sie waren eigenartig kraftvoll, als flösse eine Energie durch die Adern. Ihre Augen sahen mich mit wässrigem Blick durchdringend an. Die Wirkung war bemerkenswert. Ich erinnerte mich daran, wie die Menschen einst ihre Begegnung mit Hitler beschrieben und wie sie gesagt hatten, es wäre etwas in seinen Augen gewesen. Plötzlich öffnete sie die Vorderseite ihres Kleids und legte meine Hand zwischen ihre Brüste, sodass die Handfläche direkt über ihrem Herzen lag.
«Ich möchte, dass Sie dies fühlen», sagte sie beschwörend. «Ich möchte, dass Sie das Herz einer gewöhnlichen argentinischen Frau fühlen. Sie sollen fühlen, dass ich alles, was ich tue, mit lauteren Motiven tue. Fühlen Sie das? Fühlen Sie Evitas Herz? Spüren Sie, dass ich die Wahrheit sage?»
Ich war nicht sicher, ob ich irgendetwas außer der Wölbung ihrer Brüste rechts und links von meinen Fingern spürte und die kühle, seidige Glätte ihrer parfümierten Haut. Ich musste die Hand nur ein paar Zentimeter nach rechts oder links bewegen, um eine ganze Brust zu umfassen und ihre Brustwarze unter meinem Daumen zu spüren. Doch ihren
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