Das letzte Kind
Paket. Der Schmerz füllte ihn aus. Irgendetwas stimmte nicht in seinem Körper.
Sie hätte das nicht tun sollen.
Irgendwann schlief Levi ein, immer noch um sein Paket gekrümmt. Er stöhnte, und seine starken Arme und Beine zuckten.
DREIZEHN
» N ichts.« Hunt stand in David Wilsons niedrigem Keller. John Yoakum neben ihm konnte nur gebückt stehen. Zwei Glühbirnen brannten in rostigen Fassungen, die in die nackten Deckenbalken geschraubt waren. Ein schwarzer Heizungsofen stand kalt und still in der hinteren Ecke. Hunt stampfte mit dem Fuß auf, und eine Wolke von Schimmel und Staub stob hoch und legte sich wieder. Es roch nach Erde und feuchtem Zement.
»Was haben Sie erwartet?«, fragte Yoakum.
Hunt spähte in den Kriechkeller unter dem Wohnzimmer an der Rückseite des Hauses. »Einen glücklichen Zufall. Ausnahmsweise.«
»Gibt keine Zufälle, weder glückliche nach unglückliche.«
»Sagen Sie das Tiffany.«
Fünfzehn Stunden waren vergangen, seit ein Unbekannter das Mädchen in seinen Wagen gezerrt hatte, und sie waren bei der Suche nach ihr noch kein Stück weitergekommen. Sie hatten jeden Zollbreit des Hauses und des Grundstücks abgesucht und nichts gefunden. Hunt schlug mit der flachen Hand gegen das blanke Holz der Kellertreppe. Staub rieselte herab. »Ich muss nach meinem Sohn sehen«, sagte er. »Ich hab vergessen, ihm zu sagen, dass ich später komme.«
»Rufen Sie ihn doch einfach an.«
Hunt schüttelte den Kopf. »Er geht nicht ans Telefon.«
»So schlimm?«
»Ich will nicht darüber reden.«
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte Yoakum.
Hunt deutete die Treppe hinauf. »Räumen Sie auf. Machen Sie zu. Wir treffen uns in einer halben Stunde auf dem Revier.«
»Und dann?«
»Wir ermitteln weiter. Hoffen auf ein bisschen Glück.« Hunt hob den Zeigefinger. »Und sagen Sie es nicht.«
Yoakum hob die Hände. »Was soll ich nicht sagen?«
»Nicht ein verdammtes Wort.«
Als Hunt aus dem Haus kam, hatte sich eine Gruppe von Nachbarn auf dem Gehweg versammelt. Zwei uniformierte Polizisten hielten sie zurück, aber Hunt musste sich zwischen ihnen hindurchdrängen, um zu seinem Wagen zu kommen. Er hatte ihn fast erreicht, als ein dünner, zorniger Mann fragte: »Geht es hier um Tiffany Shore?« Er wurde lauter. »Niemand will uns etwas sagen.« Hunt schob sich an ihm vorbei, und der Mann deutete auf Wilsons Haus und fragte noch lauter: »Hat er etwas damit zu tun ?«
Hunt wäre beinahe stehen geblieben, tat es aber dann doch nicht. Nichts, was er hätte sagen können, würde irgendetwas besser machen.
Im Wagen drehte er die Lüftung auf volle Kraft und fuhr langsam ab. Er musste nach Hause, musste nach seinem Sohn sehen und sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, fuhr jedoch unversehens am Stadtrand entlang und sah dann die lange, abschüssige Straße vor sich, die zu Katherine Merrimons Haus führte. Officer Taylor öffnete die Tür, bevor er anklopfen konnte. Ihr Gesicht war angespannt, und sie presste die Lippen zusammen. Hunt sah, dass ihre Hand auf dem Kolben der Pistole in ihrem Halfter lag. Sie entspannte sich, als sie ihn erkannte, kam auf die Veranda heraus und schloss die Tür hinter sich.
Hunt nickte ihr zu. »Ist er gekommen?«
»Der Kleine? Nein. Dieses Arschloch Ken Holloway, ja.«
»Probleme?«
»Er war auf der Suche nach Johnny. Stinksauer und knallrot im Gesicht. Redete dauernd von einem kaputten Klavier. Einem Steinman, Steinbeck ...«
»Steinway.«
»Ja, genau. Der Stein, der durch das Fenster geflogen ist, hat das Klavier getroffen.« Taylor lächelte. »Ich glaube, das Ding war teuer.«
Hunts Mundwinkel zuckten. »Kann sein. Hat er Ihnen Ärger gemacht?«
»O ja. Fängt an, nach der Mutter des Jungen zu schreien, als ich ihn nicht reinlasse. Ich sag ihm, er soll sich beruhigen, und er sagt, er sorgt dafür, dass ich gefeuert werde.« Hunt spürte, dass sie wütend war. »Ich sage Ihnen, wenn der Junge hier gewesen wäre — ich glaube, ihm wäre was passiert.«
»Wie lange ist das her?« Hunt warf einen Blick über die Straße.
»Vielleicht eine Stunde. Er hat gesagt, er kommt mit seinem Anwalt wieder.«
»Im Ernst?« Sie zuckte die Achseln. »Er wollte ins Haus, und zwar unbedingt.«
»Wenn er zurückkommt«, sagte Hunt, »und wenn er Ihnen nur den geringsten Vorwand gibt, sperren Sie ihn ein.«
»Ja?«
»Ich lasse nicht zu, dass er meine Zeugen einschüchtert oder meine Ermittlungen stört.«
»Und das ist der einzige Grund?«
Hunt biss die Zähne
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