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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kämpfer herbei, um unsere Reihen zu verstärken, und außerdem war Ragnar nicht in der Stimmung für vernünftige Überlegungen. «Tötet sie!», brüllte er. «Tötet sie!» Mit diesem Schlachtruf trieb er seine Formation vorwärts. Die Dänen folgten ihm mit lautem Gebrüll. Gewöhnlich stehen sich Schildwälle lange Zeit abwartend gegenüber. Die Kämpfer drohen der jeweils anderen Seite, beleidigen den Feind und versuchen, sich selbst Mut zu machen für diesen schrecklichen Moment, in dem Holz auf Holz prallt und die Klingen aufeinander schlagen.
    Anzugreifen war wider alle Vernunft, doch Ragnar kannte kein Halten. Er kochte vor Wut, und sein Stolz war gekränkt, zum einen durch A Ethelwulfs Sieg, zum anderen durch den Überfall der Reiter auf uns, die wir Pferdefutter hatten beschaffen sollen. Es drängte ihn, zurückzuschlagen, und irgendwie steckte er alle anderen mit seiner unbändigen Wut an, sodass unsere Reihen brüllend vorwärts stürmten.
    Kurz bevor die Schilde aufeinander prallten, schleuderten unsere Männer aus der hinteren Reihe ihre Speere. Einige hatten sich mit drei oder vier Speeren bewaffnet, und sie warfen nun einen nach dem anderen über die Köpfe der vor ihnen stehenden Mitstreiter. Auch von der Gegenseite flogen Speere. Ich packte einen, der neben mir in den Boden gefahren war, und schleuderte ihn, so fest ich nur konnte, zurück.
    Ich war von den Männern, die fanden, dass ich ihnen im Weg stand, in die hinterste Reihe geschoben worden, aber ich rückte zusammen mit Brida, die übermütig grinste, weiter mit ihnen vor. Ich hatte sie aufgefordert, in die Stadt zurückzukehren, doch sie zeigte mir nur ihre Zunge. Dann hörte ich das Krachen, als die Schilde einem hölzernen Gewitter gleich aufeinander prallten. Sofort darauf folgten die dumpfen Schläge der Speere auf Holz und das
    Klirren der Schwerter. Ich war nicht groß genug, um etwas sehen zu können, und wurde mit den anderen bald zurückgeworfen, bald nach vorn gerissen. Die rechte Seite unseres Schildwalls drohte nachzugeben, doch die Verstärkung kam, bevor der Gegner den Vorteil für sich nutzen konnte. Die Westsachsen, die auf dieser Seite kämpften, stammten aus den hinteren Reihen ihres Heeres, wo immer die zaghaftesten und schwächsten Männer stehen. Der heftigste Kampf war vor mir entbrannt. Ich hörte eiserne Schildbuckel auf Holz schlagen, Klingen auf Schilde, stampfende Schritte, Waffenklirren und vereinzelte Schreie. Brida hatte sich auf alle viere fallen lassen und kroch zwischen den Beinen der Männer nach vorn. Ich sah, wie sie mit dem Speer gegen die ungeschützten Füße des Gegners ausholte. Sie stach zu, traf ein Fußgelenk, ein Bein strauchelte, eine Axt fiel zu Boden, und plötzlich klaffte eine Lücke in der feindlichen Reihe. Unsere Reihe drängte weiter vor. Ich folgte, benutzte Schlangenhauch wie eine Pike und stach auf die Stiefel der Engländer ein. Plötzlich war von Ragnar ein mächtiges Brüllen zu hören, ein Schrei, um die Götter in den großen Hallen des Asgard aufhorchen zu lassen, und ein Schrei, um unsere Männer zu noch wilderem Einsatz anzustacheln. Schwerthiebe und Axtschläge gingen auf den Feind nieder, und ich spürte, wie er vor der Wut der Nordmänner zurückschreckte. Herr, erlöse uns.
    Es floss Blut in solchen Mengen, dass es den Boden aufweichte. Unser Schildwall stieg über Gefallene hinweg und ließ mich mit Brida zurück. Ihre Hände waren rot, weil Blut über den langen Eschenschaft ihres Speers rann. Sie sah mich an, leckte das Blut auf und lächelte viel sagend. Halfdans Männer bedrängten die Flanke des Feindes. Dort war der Schlachtenlärm jetzt lauter als bei uns, da die unmittelbaren Gegner Ragnars den Rückzug antraten. Nur einer, ein großer, kräftiger Mann, hielt stand. Er trug ein Kettenhemd, ein Waffengehänge aus rotem Leder und einen Helm, der selbst den von Ragnar noch an Pracht überbot und wie eine Krone gestaltet war, auf der ein silberner Eber prangte. Das könnte König A Ethelred sein, dachte ich, obwohl dieser Mann größer war. Ragnar hielt seine Männer mit einem Ruf zurück und schwang sein Schwert gegen den Feind mit dem Eberhelm, der den Hieb mit dem Schild parierte und seinerseits zuschlug. Doch auch Ragnar hatte seinen Schild gehoben und rammte ihn dem Widersacher so wuchtig vor die Brust, dass der Mann zurücktaumelte und über einen Gefallenen stürzte. Ragnar holte mit seinem Schwert aus, als wolle er einen Ochsen töten, und die Klinge fuhr auf

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