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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Renovierung den Fehler gemacht, einer Nachbarin zu erklären, wer er war, welchen Beruf sein Schwager ausübte und dass seine Schwester in Bademoden in einem kleinen Versandhauskatalog abgebildet war.
    Ein Fotograf und ein Model! Da befürchtete man in der stillen Straße allerlei Scherereien. Laute Partys, schrilles Künstlervolk, das rücksichtslos den Wendehammer oder die Garageneinfahrten der Nachbarn zuparkte und sich einen Dreck um die Nachtruhe scherte. Vielleicht sogar Drogendealer, die mit Kokain hausierten, das gehörte in Künstlerkreisen ja zum Alltag, wenn nicht gar zum guten Ton.
    Und dann hatte man es nur mit einem tüchtigen Mann zu tun, der selten zu Hause war, und mit einer jungen Frau, die sich Mühe gab, ihr Haus und auch den Garten in Ordnung zu halten, weil Marko weder Zeit noch Ahnung von Gartenarbeit hatte.
    Ahnung hatte sie zuerst ebenso wenig. Sie kaufte sich ein Buch über Gartenpflege und entfernte schon nach der ersten Lektüre ein paar Ziersträucher, weil sie giftige Früchte trugen. Wenn ein Ball in den Garten flog, ein Kind über den Zaun stieg, konnte es leicht ein Unglück geben.
    Den Zierteich wollte sie ebenfalls entfernen, weil er sie nervös machte. An die Stelle hätte sie gerne Tomatensträucher gepflanzt und Küchenkräuter gesät. Marko meinte, das lohne nicht. Tomaten und Kräuter könne sie im Supermarkt kaufen. Er fand den Teich entspannend. Und Christa stimmte ihm zu.
    Ihre Mutter erschien oft, um nach dem Rechten zu schauen, aber es gab nie etwas zu bemängeln. Obwohl Karen viel Zeit am Computer verbrachte und jede Gelegenheit nutzte, Margo zu besuchen und in der Agentur noch ein bisschen auszuhelfen, wenn Marko unterwegs war, es war immer alles in Ordnung. Wenn sie schon in Christas Nähe lebte und den großen Traum ihrer Mutter nicht erfüllt hatte, dann wenigstens einen kleinen, die perfekte Hausfrau.
    An die Haustür hängte sie einen Kranz aus Efeu, Iris und Lilien, künstlich natürlich. In den Fenstern hingen pastellfarbene Glaskugeln. Im Wohnzimmer standen üppige Gebinde aus Seidenblumen, Porzellanfiguren und anderer Krimskrams. Bei jedem Einkauf hielt sie Ausschau nach Dingen, die Christa gefielen, fand hier noch Nippes und da noch etwas Kitschiges, verwandelte das unter dem Vorbesitzer eher nüchtern und zweckmäßig wirkende Haus, das ihr, so wie es war, gut gefallen hatte, binnen kürzester Zeit in eine Puppenstube.
    Christa sprach ihr bei jedem Besuch aufrichtig Anerkennung aus. «Hätte ich nicht gedacht, wirklich nicht. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass ich dreimal die Woche kommen muss, um hier zu putzen.»
    Auch die Nachbarschaft war beeindruckt. Sie wurde zum Kaffee eingeladen, weil sie so oft alleine war. Laute Partys gab es nicht. Schrilles Künstlervolk tauchte auch nicht auf, nur Verwandtschaft. Und die kannte man am Amselweg bald.
    Margo sorgte mit ihrem jugendlichen Aussehen, der eleganten Garderobe und ihrem schwarzen Chrysler für ein wenig Neid. Obwohl sie vier Jahre älter war als Christa, sah sie zehn Jahre jünger aus. Aber Margo kam nur selten, hatte ja nicht viel Zeit.
    Christa kam grundsätzlich zu Fuß, meist mit Jasmin an ihrer Seite und dem kleinen Michael im Kinderwagen. Norbert und Sarah hatten Ende 1994 einen Sohn bekommen. Sarah war rasch in den Beruf zurückgekehrt, um den Anschluss nicht zu verpassen. Und Christas weinroter Benz war inzwischen zwölf Jahre alt, sah aber immer noch aus wie neu. So wie sie damit umging, würde er auch noch zwanzig Jahre seinen Dienst tun.
    Karlheinz kam zweimal in einem Jeep. Der Patenonkel, der ihr den Grundstock für den Führerschein geschenkt und deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, kam auch einmal und freute sich, dass sie nach dem Desaster doch noch ein bescheidenes Glück gefunden hatte.
    Ihr Onkel war der Einzige, der den Unfall noch erwähnte, allerdings nur auf diese abstrakte Weise, als Desaster. Damit erklärte sich nichts. Und plötzlich wurde es wieder wichtig, eine Erklärung zu finden. Einen Mann übersehen! Einen Rentner von siebenundsechzig Jahren, noch so rüstig, dass er täglich mit dem Rad von seiner Wohnung zur Stammkneipe im nächsten Ort fuhr.
    Sie konnte ihn nicht vergessen, obwohl sie kaum etwas von ihm wusste. Ob er ein fröhlicher oder missmutiger Mensch, groß oder klein, dick oder dünn, runzlig oder rotwangig gewesen war, diese prallen roten Bäckchen, die ein Altmännergesicht so listig oder betulich machten wie das ihres Patenonkels,

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