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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Auto aus dem Kölner Umland auf einem einsamen Waldweg in der Nähe von München. Pretty Woman zwei, dicht vor der vermeintlichen Haustür des Jägers. So sah Wagenbach es, die Story, die Stefan Leitner geboten hatte, passte ja auch.
    All die Auseinandersetzungen mit Scheib in den vergangenen Jahren, sie waren nie etwas anderes gewesen als Schutzmaßnahmen. Wenn ein Mensch das wusste und sein eigenes Verhalten richtig beurteilen konnte, war Wagenbach dieser Mensch. Ihm war klar, dass es mehr als einen Serienmörder auf freiem Fuß gab, dass außer dem Phantom noch fünf bis sieben andere seit Jahren aktiv und für einen Großteil der ungeklärten Morde, auch für etliche Vermisstenfälle verantwortlich waren. Aber wenn man sich den Kopf darüber zerbrach, machte man sich nur verrückt und irgendwann einen gravierenden Fehler.
    Als Scheib etwas später hereinkam, saß Wagenbach auf der Kante seines Schreibtischs und warf Fähnchen wie Dartpfeile auf die große Landkarte an der Wand. Eine Nadelspitze bohrte sich in einen winzigen roten Punkt nahe Köln, die zweite in die Lüneburger Heide. Das übermittelte Foto lag neben ihm. «Wie hast du gesagt?», begann Wagenbach. «Er wird sich hüten, im September auf Tour zu gehen. Du scheinst ihn wirklich gut zu kennen. Jetzt hat er sich zur Abwechslung im April ausgetobt.» Er deutete auf das Foto und erklärte knapp: «Eine Versicherungsangestellte, zweiundzwanzig, wollte sich beruflich verbessern.» Das dritte Fähnchen traf den Starnberger See, bohrte sich aber nicht hinein, weil der Schwung fehlte. Es fiel zu Boden. Das vierte Fähnchen warf er in den Bayrischen Wald. Dann berichtete er der Reihe nach.
    Scheib äußerte sich nicht sofort, betrachtete das Foto, bemerkte ebenso wie Wagenbach die äußeren Übereinstimmungen. Aber das konnte doch nicht sein! Kirby hatte völlig ausgeschlossen, dass das Phantom sich herausfordern ließ. Die einzige Gefahr hatte darin bestanden, dass der Mörder nachholte, was er vor zehn Jahren unterlassen hatte. Und eine Zweiundzwanzigjährige konnte nicht das damals vielleicht entkommene Opfer sein. «Das war er nicht», sagte er endlich.
    «Was macht dich so sicher?», fragte Wagenbach.
    «Alles», antwortete er. «Die Umstände. Die gesamte Situation. Zu viele mögliche Zeugen an dieser Raststätte.»
    «Bei Roberts hat ihn der Zeuge nicht gestört», erinnerte Wagenbach.
    «Das war eine unverhoffte Begegnung bei der Haustür», hielt er dagegen. «Er hätte Lohmann nicht vor den Augen ihres Freundes in Empfang genommen. Er hätte zumindest gewartet, bis der Knabe weg war.»
    «Der Knabe hat nicht viel mehr von ihm gesehen als die Frisur», sagte Wagenbach und warf noch ein Fähnchen auf die Karte, mitten hinein in den Spessart.
    «Dafür konnte er ihn aber sehr gut beschreiben», meinte Scheib, «wie aus dem Bericht vorgelesen.» Er fuhr fort mit seiner Aufzählung der Punkte, die dagegen sprachen. Die Angaben der Münchner Zeugin entsprachen nicht dem Verhalten des Phantoms. Dieser Mörder wäre der alten Frau nicht in die Büsche gefolgt. Er hätte Barbara Lohmann nach dem Zusammentreffen mit der Alten auch kein Haar mehr gekrümmt. Das Phantom war risikobewusst und überaus vorsichtig. Weiter kam er nicht.
    «Welches Risiko geht denn von einer alten Frau aus, die in die Büsche pinkelt?», fuhr Wagenbach unerwartet heftig auf. «Dass sie sein Kennzeichen notiert hat, muss er doch gar nicht gesehen haben. Herrgott, Thomas, die ganzen Jahre hast du nur spekuliert. Du weißt nicht, unter welchem Druck dieser Kerl steht. Du weißt nicht, was ihn antreibt. Du weißt nicht, ob er acht oder zwanzig Frauen auf dem Gewissen hat. Du weißt absolut nichts über ihn. Aber du bist dir deiner Sache immer völlig sicher. Es kann nicht schaden, den Mann zu überprüfen.»
    Er nickte nur. Was hätte er auch sagen sollen? Er fühlte sich, als hätten sie plötzlich die Rollen getauscht. Natürlich konnte eine Überprüfung nicht schaden. Was zu tun war, wussten sie beide. Langsam heran! Vorsichtig checken! Den persönlichen Background Marko Stichlers durchleuchten, erst einmal feststellen, wer er war, wie er lebte und mit wem.
    Wagenbach wollte den nächsten Tag nutzen, um amtlich verfügbare Daten anzufordern und die abertausend Namen allein reisender Männer durchforsten zu lassen. Wenn Marko Stichler in der Datenerfassung auftauchte, konnte man versuchen, einen Ermittlungsrichter zu überzeugen, um einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung und

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