Das letzte Opfer (German Edition)
wirklich zurück zur Raststätte gebracht hat, der Peugeot war nicht mehr da …»
«Aber du warst da», unterbrach sie ihn.
«Nicht draußen», sagte er. «Und mein Auto stand ziemlich weit hinten. Neben dem Peugeot war nichts frei, als wir ankamen. Dass ich noch da war, konnte sie nicht wissen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie zuerst zur Tankstelle gegangen ist. Hätte ja sein können, dass wir da was an dem Peugeot machen. Und wenn Marko alle hundert Kilometer Luft nachpumpen musste, wie er sagt. Könnte doch sein, dass er mit dem Auto an der Servicestation stand. Wenn Barbara ihn da gesehen hat, ein bekanntes Gesicht. Meinst du nicht, sie hätte ihn angesprochen?»
Als sie nicht reagierte, fuhr er fort: «Sie musste annehmen, dass Oliver nach München gefahren ist. Marko wollte in dieselbe Richtung. Das wird die Polizei genauso sehen. Und sie kriegen bestimmt raus, dass sie sich mal in der Werkstatt begegnet sind. Wenn man so etwas verschweigt oder leugnet, entsteht genau der richtige Eindruck. Das Beste wäre, wenn er der Polizei erklärt, er hätte sie in Edenbergen mitgenommen. Sie wäre auch im Wald bei ihm gewesen, weil er noch Aufnahmen machen wollte, ehe es zu dunkel wurde. Und dann hätte er sie nach München gefahren und bei einem Taxistand abgesetzt.»
Norbert hatte eigens gewartet, um darüber noch einmal mit Marko zu reden. Er hatte das wohl schon am Telefon vorgeschlagen. Aber Marko tippte sich heftig an die Stirn. «Was denkst du dir dabei? Ich habe meine Aussage gemacht und nicht vor, sie zu widerrufen, um so etwas zu behaupten.»
«Dann solltest du dir einen guten Anwalt suchen», riet Norbert.
Marko lachte. «Den Polizisten möchte ich sehen, der mich festnimmt, nur weil ich mich nicht vor Freundlichkeit überschlagen habe, als ich dumm angemacht wurde.»
Norbert nickte versonnen und fragte übergangslos, ob sie Lust auf einen Familienausflug am Samstag hätten. «Ich muss mal raus, vielleicht ins Phantasialand, das Wetter ist optimal, den Kindern macht es bestimmt Spaß. Wenn ihr mitkommt, kann Jasmin bei euch mitfahren, sonst wird es bei mir ziemlich eng.»
Sie glaubte, Marko würde ablehnen, aber er war sofort einverstanden, meinte, das sei die beste Medizin für sie, einen Tag mit Jasmin zu verbringen. Nachdem Norbert sich endlich verabschiedet hatte, machte er Kevin rasch noch einen Kakao, zu Abend gegessen hatte der Junge bei Christa, behauptete er jedenfalls. Dann wurde es allerhöchste Zeit für einen schönen Traum, es war fast Mitternacht.
Er brachte Kevin nach oben, setzte ihn noch schnell in die Wanne und putzte die Zähne mit ihm. Sie hörte die ganze Zeit seine Stimme aus dem ersten Stock. Er erzählte wie so oft die Geschichte von dem Baum, der gerne umziehen wollte und an seinem Platz bleiben musste, weil ein schönes Mädchen sich zum Schlafen zwischen seine Wurzeln gelegt hatte. Nun musste der Baum gut aufpassen, dass die wilden Tiere im Wald dem Mädchen nichts taten. Er klang so heiter und unbeschwert, nicht so, als ob er von der Polizei etwas zu befürchten hätte und wütend auf sie wäre, weil sie ihren Teil dazu beigetragen hatte.
Aber er hatte am Nachmittag nicht angerufen, nicht einmal, um ihr persönlich zu sagen, dass er spät heimkäme. Als er wieder nach unten kam, fragte sie: «Liebst du mich noch?»
Er schaute sie verwundert an. «Natürlich, Schatz. Warum sollte ich dich denn plötzlich nicht mehr lieben?»
«Weil ich nicht bin, wie ich sein soll», sagte sie. «Wenn du jetzt Schwierigkeiten bekommst …»
«Schatz, du bist genau richtig», unterbrach er sie. «Und wenn Norbert versucht, dir etwas anderes einzureden, hör nicht hin. Wenn ich Schwierigkeiten bekomme, bist nicht du dafür verantwortlich. Es tut mir Leid, dass ich gestern so heftig reagiert habe. Im ersten Moment war ich natürlich schockiert, man sollte die Polizei nicht belügen. Aber es gibt keinen Grund, sich aufzuregen. Bisher lässt sich doch nicht einmal beweisen, dass Barbara Lohmann etwas zugestoßen ist.»
«Hast du sie gekannt?», fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht einmal, wann ich zuletzt in der Werkstatt war. Ich verstehe nicht, warum Norbert so eine Behauptung aufstellt. Du weißt doch, wie wir es immer gehalten haben. Er holt mein Auto abends hier ab und bringt es mir auch hierher zurück.»
Ja, das wusste sie. «Warum hast du heute nicht angerufen?»
«Ich wollte dich nicht wieder kontrollieren», sagte er.
«Heute hätte ich das
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