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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Auto gestiegen.
    Er blies den Zigarettenrauch gegen die Decke, erkundigte sich: «Hast du ihm gesagt, dass ich in Edenbergen war?» Als sie den Kopf schüttelte, meinte er: «Muss er auch nicht wissen, es bringt ohnehin nichts mehr. Das hätte er nämlich heute Morgen erklären müssen. Jetzt können wir damit nicht mehr kommen. Ich kann ihm da nicht raushelfen, Karen.»
    Es klang so, als wolle er auch nicht. Er drückte seine Zigarette aus und erhob sich, den Kaffee hatte er gar nicht angerührt. «Ich schaufle jetzt die Grube wieder zu, und dann setzt du Tomaten dahin. Das wolltest du ja gleich nach eurem Einzug schon tun. Tut mir Leid, dass ich da noch nicht geschaltet habe. Sonst hätte ich dafür gesorgt, dass du Tomaten bekommst.» Er machte einen Schritt auf die Tür zu, blieb wieder stehen. «Und noch was, Karen. Es tut mir verdammt Leid, dass ich dich damals nicht gefahren hab. Wenn du mir gesagt hättest, wie wichtig es für dich war, hätte ich’s getan.»
    «Das habe ich dir gesagt», erinnerte sie ihn.
    «Hast du nicht», widersprach er heftig. «Du hast nur was von Li gefaselt, aber kein Wort über Jasmins Vater. Warum nicht?»
    Marko hatte ihm alles erzählt. Dabei hatte er versprochen, mit keinem Menschen …
    «Entschuldige mal», schnauzte Norbert sie an und klang so aufrichtig dabei. «Ich bin dein Bruder und der Letzte, der Jasmin für irgendwas verantwortlich machen würde. Aber ich wäre damals der Erste gewesen, der diesem Misthund das Kreuz ausgehängt hätte. Stattdessen vertraust du dich dieser Nutte an, und die steckte mit ihm unter einer Decke.»
    «Du spinnst doch!» Nun wurde sie ebenfalls laut. «Du konntest Li nie leiden, nur weil sie dich nicht wollte.»
    «Doch, konnte ich», sagte er und klang plötzlich müde. «Ich hätte mich für sie vierteilen lassen. Aber ich war ihr zu zahm. Sie flog auf wilde Männer. Sag mir, wie der Kerl aussah, dann sag ich dir, ob sie was mit ihm hatte.»
    Als sie schwieg, fragte er: «War es der Typ mit den kurzgeschorenen roten Haaren, der mich angemacht hat, als ich dich mit deinem Romeo erwischte? Dem müsstest du zwei Jahre später eigentlich noch ein paar Mal begegnet sein. Manchmal rasierte er sich eine Glatze, damit er nicht ständig Karotte genannt wurde, das war sein Spitzname. Er hatte eine gebrochene Nase und eine Narbe an der Oberlippe. Das war im Knast passiert. Er hat zweimal gesessen wegen so einer Sache.»
    Er sah wohl an ihrem Gesichtsausdruck, dass er es getroffen hatte, und nickte grimmig. «Hätte ich mir denken können!» Dann behauptete er: «Mit dem hat Li zweimal rumgemacht. Karotte war mein Nachfolger. Als sie hörte, weshalb er gesessen hatte, konnte sie sich nicht schnell genug an ihn ranmachen. Ihm passte es nicht, dass sie im Herbst wieder abzog. Und er konnte ziemlich ungemütlich werden, hat seinen Frust aber an einer anderen ausgelassen. Als Li 89 in Köln war, saß er zum zweiten Mal. Er kam erst im August 90 wieder raus, nur ein paar Wochen, bevor sie weg wollte. Sie wollte ihn den Winter über bei Laune halten. Dir erzählt sie, sie will ihn kalt machen, lockt dich in die Wildnis, damit er sich nochmal richtig mit dir amüsieren und dich aus dem Weg räumen kann. Und ich schätze, dabei hätte sie ihm mit Freuden zugeschaut. War es so?»
    «Nein», sagte sie.
    «Erscheint mir aber logisch», widersprach Norbert. «Denk mal scharf nach. Warum bist du so gerast? Wenn ich jemanden suche und mich in der Gegend nicht auskenne, fahre ich langsam, damit ich mich orientieren kann. Wenn ich allerdings jemanden finde und feststellen muss, dass es mir ans Leben gehen soll, hau ich ab. Du hattest ein verdammt schnelles Auto, hast in deiner Panik wahrscheinlich nur nicht bemerkt, dass du ihn abgehängt hast.»
    «Wo hast du eigentlich nach mir gesucht?», fragte sie.
    Er stutzte, betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. «Was soll denn das jetzt heißen? Meinst du, ich wäre hinter dir her gewesen?»
    «Vor mir», sagte sie. «Ich habe dich gesehen, als du auf die Autobahn gefahren bist. Und Jasmin ist nicht rothaarig. Sie sieht aus wie du und ich.»
    Er schaute sie an, als habe er kein Wort verstanden und warte darauf, dass sie ihm das etwas genauer erklärte. Als sie schwieg, winkte er kopfschüttelnd ab und ging in den Garten.
    Sie setzte sich ins Wohnzimmer mit ihrem Wurstbrot und einer Tasse Kaffee. Appetit hatte sie keinen, nur Hunger. Sie spülte die Bissen mit viel Kaffee hinunter und hatte bei jedem das Gefühl, er bliebe

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