Das Letzte Plädoyer: Roman
nie.« Er goss zwei Gläser ein und reichte eines davon seinem Sohn. »Wirst du Cartwright auch bei der Berufung vertreten?«, fragte er, bevor er einen Schluck aus seinem Glas nahm.
»Selbstverständlich.« Alex war überrascht, dass sein Vater ihn das fragte.
Der alte Mann runzelte die Stirn. »Dann kann ich dir nur viel Glück wünschen, denn wenn Cartwright es nicht war, wer dann?«
»Spencer Craig«, erwiderte Alex ohne zu zögern.
18
Um 17 Uhr wurde die schwere Eisentür erneut aufgezogen und ein Mann, der in seinem früheren Berufsleben Ausbilder bei der Armee gewesen sein musste, bellte heiser » FREIGANG !«.
Für die nächsten 45 Minuten durften die Gefangenen ihre Zellen verlassen. Sie hatten zwei Möglichkeiten, diese Zeit zu verbringen. Sie konnten sich, wie Big Al es immer tat, in einen großen Saal im Erdgeschoss begeben. Dort ließ er sich vor dem Fernsehgerät in einen großen Ledersessel fallen, den kein anderer Gefangener je zu benutzen gewagt hätte, während andere Domino spielten, mit Zigaretten als Spieleinsatz. Andererseits konnte man auch den Elementen trotzen und sich auf den Innenhof hinauswagen.
Danny wurde gründlich durchsucht, bevor er in den Hof treten durfte. Wie in jedem anderen Gefängnis auch gab es in Belmarsh zuhauf Drogendealer, die ihr Gewerbe während der einzigen Zeit ausübten, in der die Gefangenen aller vier Gebäude miteinander in Kontakt kamen. Das Zahlungssystem war einfach und wurde von allen Insassen akzeptiert. Wenn man Stoff brauchte – Hasch, Kokain, Crack oder Heroin, ließ man das den zuständigen Dealer im Block wissen und nannte den Namen einer Person in der Außenwelt, die sich mit einem Kontaktmann traf; sobald das Geld den Besitzer gewechselt hatte, tauchte die Ware ein oder zwei Tage später auf. Angesichts einhundert Untersuchungsgefangenen, die jeden Morgen zum Gericht und abends wieder zurückgekarrt wurden, gab es einhundert Gelegenheiten, den Stoff einzuschmuggeln. Einige wurden erwischt, was ihre Strafe verlängerte, aber der Gewinn war so hoch, dass es immer genug Kuriere gab, die das Risiko für wert erachteten.
Danny hatte noch nie Interesse an Drogen gehabt, er rauchte nicht einmal. Sein Boxtrainer hatte ihm klipp und klar gesagt, dass er nie wieder in den Ring dürfte, wenn er je dabei erwischt würde, wie er Drogen nahm.
Nun marschierte Danny am äußeren Rand des Hofes entlang, einer Grasfläche in der Größe eines Fußballfeldes. Er ging schnell, denn er wusste, dass dies seine einzige Möglichkeit für sportliche Betätigung war, abgesehen von dem zweimaligen wöchentlichen Besuch in einem überfüllten Kraftraum. Er sah zu der zehn Meter hohen Mauer, die den Hof umgab. Obwohl sie mit Stacheldraht geschützt war, musste er an Flucht denken. Wie sonst konnte er sich an den vier Mistkerlen rächen, die ihm seine Freiheit genommen hatten?
Danny kam an einigen anderen Gefangenen vorbei, die gemächlicher voranschritten. Niemand überholte ihn. Ihm fiel eine einsame Gestalt auf, die in ungefähr demselben Tempo vor ihm unterwegs war. Es dauerte eine Weile, bevor er merkte, dass es sich um Nick Moncrieff handelte, seinen neuen Zellenkameraden, der offenbar so fit war wie er selbst. Danny fragte sich, wie ein Mann wie er im Knast gelandet war. Dann fiel ihm die alte Gefangenenregel wieder ein, dass man niemals einen Mitgefangenen fragte, wofür er einsaß; man musste immer warten, bis er mit dieser Information von allein herausrückte.
Danny sah nach rechts zu einer kleinen Gruppe schwarzer Gefangener, die mit nacktem Oberkörper im Gras lagen und ein Sonnenbad nahmen, als ob sie Pauschalurlaub in Spanien machten. Er und Beth hatten letzten Sommer zwei Wochen in Weston-super-Mare verbracht und sich zum ersten Mal geliebt. Bernie war mit ihnen verreist, und jeden Abend schien er mit einer anderen Frau zusammen zu sein, die bei Anbruch des nächsten Tages wieder verschwunden war. Danny hatte keine andere Frau mehr angesehen, seit Beth in der Werkstatt aufgetaucht war. Einen Monat nach den gemeinsamen Ferien hatte Beth ihm mitgeteilt, dass sie schwanger war.
Danny wunderte sich über seine erste Reaktion. Er war hoch erfreut über die Nachricht gewesen und wäre am liebsten zum nächstbesten Standesamt gelaufen, um die Hochzeit anzumelden. Aber Beth wollte davon nichts hören und auch ihre Mutter nicht. Schließlich waren beide römisch-katholisch, und daher sollte die Eheschließung in St. Mary stattfinden, wo schon ihre Eltern
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