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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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ist die, dass Constance Burton die Malerei aufgegeben und sich zu Tode getru n ken hat.
    Hier sind zwei Jahrhunderte Schmach und Elend von W a ytansea versammelt, und deine Mutter kann das alles in allen Einzelheiten aufzählen. Die gusseisernen Bänke auf der Me r chant Street, herg e stellt in England, stehen dort zum Gedenken an Maura Kincaid, die bei dem Ve r such, die sechs Meilen zum Festland zu schwimmen, ertrunken ist. Der italienische Bru n nen an der Parson Street - zum Gedenken an Mauras Mann.
    Den ermordeten Ehemann, Peter zufolge.
    Dir zufolge.
    Das gemeinsame Koma von ganz Waytansea Island.
    Nur um das festzuhalten: Mutter Wilmot lässt dich gr ü ßen.
    Nicht dass sie dich mal besuchen will.
    Tabbi liegt zugedeckt im Bett, dreht den Kopf zum Fen s ter und sagt: »Können wir zum Picknick fahren?«
    Das können wir uns nicht leisten, aber sobald du stirbst, lässt Mutter Wilmot einen Trinkbrunnen aufstellen, Messing und Bronze, gegossen zu einer nackten Venus, die im Damensitz auf einer Muschel reitet.
    Tabbi hat ihr Kopfkissen mitgenommen, als Misty mit ihr ins H o tel Waytansea gezogen ist. Alle haben etwas mitgenommen. Deine Frau hat dein Kopfkissen mitg e nommen, weil es riecht wie du.
    Misty sitzt neben Tabbi auf der Bettkante und streicht ihrer Tochter durchs Haar. Tabbi hat die langen schwarzen Haare und die grünen Augen ihres Vaters.
    Deine grünen Augen.
    Sie teilt ihr kleines Zimmer im Dachgeschoss des Hotels W a ytansea mit ihrer Großmutter, und Misty wohnt n e benan.
    Fast alle alten Familien haben ihr Haus vermietet und sind ins Dachgeschoss des Hotels gezogen. Die Zimmer mit verblassten Rosen tapeziert. Die Tapeten an den Kanten aufgerollt. Ein rost i ges Waschbecken und ein kleiner Spiegel an der Wand jedes Zimmers. Zwei oder drei E i senbettgestelle in jedem Zimmer, der Lack abgeblättert, die Matratzen durchgelegen. Das sind enge Zimmer mit schrägen Decken und winzigen Fenstern, Gauben, die wie kleine Hundehütten aus dem steilen Dach des Hotels ragen. Das Dachgeschoss ist eine Kaserne, ein Flüchtlingsl a ger für vornehme Weiße. Leute aus besten Kreisen benu t zen jetzt ein gemei n sames Bad am Ende des Flurs.
    Diese Leute, die nie selbst gearbeitet haben, in diesem Sommer arbeiten sie als Bedienung. Als wäre ihnen allen zur selben Zeit das Geld ausgegangen, schleppen in diesem Sommer die bla u blütigen Inselbewohner das Gepäck der Hotelgäste. Räumen H o telzimmer auf. Putzen Schuhe. Spülen Geschirr. Ein Dienstlei s tungsgewerbe blonder Menschen mit blauen Augen und glä n zendem Haar und langen Beinen. Höflich und gut gelaunt und allzeit bereit, einen neuen Aschenbecher zu holen oder ein Trinkgeld abz u lehnen.
    Deine Familie - deine Frau, dein Kind und deine Mutter -, sie alle schlafen in durchgelegenen, ramponierten Eisenbetten u n ter Dachschrägen, umgeben von Gegenständen aus Silber und Kri s tall, die sie aus ihrem früheren vo r nehmen Leben gerettet haben.
    Aber wie das so ist, alle diese Inselfamilien pfeifen hier ve r gnügt vor sich hin. Als wäre das für sie mal eine nette Abwech s lung. Ein schrulliger Spaß. Als ob sie sich nur mal aus Jux unter die Dienstboten gemischt hätten. Als ob diese öde Kat z buckelei nicht bis ans Ende ihres Lebens so weitergehen würde. Ihres und ihrer Kinder Leben. Als ob der Reiz des Neuen nicht nach einem Monat verschlissen wäre. Sie sind nicht dumm. Es ist nur so, dass keiner von ihnen jemals arm gewesen ist. Nicht wie deine Frau, die weiß, was es heißt, zum Abendessen immer nur Pfan n kuchen zu haben. Käse aus Restbeständen der Armee. Milchpu l ver. Schuhe mit Stahlkappen zu tragen und nach der gottve r dammten Stechuhr zu arbeiten.
    Misty, sie sitzt da neben Tabbi und sagt: »Also, was ist dein Geheimnis?«
    Und Tabbi sagt: »Das darf ich nicht verraten.«
    Misty steckt die Decken um die Schultern des Mädchens fest, alte Hoteldecken und Laken, die so oft gewaschen wurden, dass von ihnen nur noch graue Fusseln und der Geruch von Bleiche übrig sind. Die Lampe neben Tabbis Bett ist ihre mit Blüten b e malte rosa Porzellanlampe. Die haben sie aus dem Haus mitg e bracht. Die meisten ihrer Bücher auch, soweit sie hier hineinpas s ten. Sie haben auch ihre Clownbilder mitgebracht und über dem Bett aufg e hängt.
    Das Bett ihrer Großmutter steht so nah an ihrem, dass Tabbi die Tages decke darauf mit der Hand erreichen kann; die Decke ist aus hundert Jahre alten Samtresten von Oster-und Weihnacht s kle i dern

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