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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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seinen scharfen, grauen
     Augen.
    Pfarrer David ist schon seit
     langem in der öffentlichen Diskussion in Island präsent, zumal
     es wohl kaum etwas gibt, wozu er keine Meinung verbreitet. Er hat jede
     Menge Leserbriefe an die Zeitungen geschickt. Und hat an unzähligen
     Diskussionsrunden in Radio und Fernsehen teilgenommen.
    Ihm liegt immer viel auf dem
     Herzen. Er redet manchmal, als ob er sich von aller Ungerechtigkeit der
     Welt persönlich beleidigt fühlte. Oder Gott. Oder beide.
    Er äußert sich mit
     deutlichen Worten über den Zustand in der Gemeinde.
    »Es handelt sich um
     einen wirklich schwerwiegenden Fall«, sagt er und fährt sich
     mit seinen Fingern immer wieder durch sein graumeliertes Haar, das sich
     nicht richtig bändigen lassen will. »Einflussreiche
     Gemeindemitglieder intrigieren gegen mich. Mir wurde mitgeteilt, dass die
     Gemeinderatsvorsitzende, Hlédís Ásgrímsdóttir,
     lange hinter den Kulissen daran gearbeitet hat, mich aus dem Amt zu verdrängen
     und mich anzuschwärzen, indem sie alle möglichen
     Klatschgeschichten über mich verbreitet hat.«
    »Nur sie alleine?«
    »Nein, Ásgrímur,
     ihr Vater, der mein Küster ist, hat an dieser Intrige mitgewirkt,
     ohne mir jemals zu sagen, dass er mit unserer Zusammenarbeit nicht
     zufrieden sei. Dieser Judaskuss hat mich völlig unvorbereitet
     getroffen.«
    »Und wie sieht die Lage
     aktuell aus?«, frage ich.
    »Hlédís
     ist es gelungen, die Mehrheit des Pfarrgemeinderats dazu zu bringen, einen
     Brief an den Bischof von Island zu schreiben, in dem gefordert wird, dass
     ich innerhalb der Kirche versetzt werde. Die Sitzung des Gemeinderates
     wurde gestern Abend ohne mich abgehalten, und erst danach habe ich von
     dieser Intrige erfahren. Hlédís' Antrag hat meine alten
     Freunde im Gemeinderat völlig überrascht, aber es ist ihnen
     nicht gelungen, seine Annahme zu verhindern. Es war ganz eindeutig, dass
     die Sache bereits lange vorher von der Mehrheit beschlossen worden war.
     Meine Freunde kamen nach der Sitzung zu mir nach Hause und haben mich
     über diese unglaubliche Verleumdungskampagne unterrichtet, die Hlédís
     im Schutz der Nacht angezettelt hat.«
    »Welcher Grund wird im
     Brief an den Bischof genannt?«
    »Sie behaupten, es sei
     zu unüberbrückbaren Differenzen gekommen, die eine konstruktive
     Zusammenarbeit nicht mehr gewährleisten«, antwortet Pfarrer
     David und schüttelt den Kopf. »Man hat mir gesagt, dass Hlédís
     mich auf der Sitzung dafür kritisiert hat, ich würde mich wie
     ein Diktator in der Kirche verhalten. Sie zog ein paar lächerliche
     Beispiele heran, dass ich mir nicht die Vorschläge von ihr, Asgrimur
     oder Oddur, dem Organisten, oder meinem jungen Kollegen, Pfarrer Robert,
     angehört habe. Aber das ist natürlich völlig falsch; ich
     bin wirklich sehr geduldig und hatte ein offenes Ohr für die Ideen
     dieser Leute. Aber wenn es darauf ankommt, ist es selbstverständlich
     der Gemeindepfarrer, der entscheidet, wie in der Kirche gearbeitet wird.
     Ich bin Gott gegenüber verantwortlich und habe damit die
     Entscheidungsgewalt.«
    »Hast du vom
     Pfarrgemeinderat eine schriftliche Verwarnung erhalten?«
    »Nein, es kommt für
     mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Kopie des Briefes, den die
     Mehrheit des Gemeinderates an den Bischof geschrieben hat, lag heute
     Morgen auf meinem Schreibtisch. Aber weder Hlédís noch der
     Gemeinderat, geschweige denn der Bischof, hatten bisher den geringsten
     Grund, meine Arbeit während all der fahre, in denen ich Gott und der
     Kirche gedient habe, in irgendeiner Form zu kritisieren. Umso
     verwerflicher ist diese ungeheuerliche Vorgehensweise.«
    »Gib Lisa Björk
     alle schriftlichen Dokumente, die diesen Fall betreffen«, sage ich
     und stehe auf. »Sie muss sich auch mit deinen Verbündeten im
     Gemeinderat treffen, um so genau wie möglich zu erfahren, was auf der
     Sitzung gestern Abend gesagt wurde.«
    »Heute Abend findet ein
     Treffen meiner engsten Vertrauten bei mir zu Hause statt«, antwortet
     Pfarrer David. »Sie ist herzlich eingeladen vorbeizukommen.«
    »Ich werde da sein«,
     sagt Lisa Björk.
    Mit der Vereinbarung
     verabschieden wir uns vom Gemeindepfarrer.
    »Die Mehrheit des
     Pfarrgemeinderates scheint sich im öffentlichen Recht nicht besonders
     gut auszukennen«, bemerkt Lisa Björk. »Man kann einen
     öffentlichen Angestellten nicht einfach seines Amtes entheben, ohne
     ihn vorher schriftlich

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