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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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schon interessant, wie gut es mir gelingt
     durchzuhalten. Er war überrascht, mich noch unter den Lebenden zu
     sehen, dachte, ich sei längst gestorben, aber ich habe ihm gesagt,
     und das sage ich auch dir jetzt, dass ich mich weigere, dem Sensenmann zu
     folgen, bis ich weiß, was aus meinem kleinen Jungen geworden ist.
     Wenn ich die Wahrheit zu hören bekomme, bin ich bereit, auf der
     anderen Seite wen auch immer zu treffen, aber bis dahin halte ich durch.«
    »Dir ist es mit deinem
     Brief ganz unbestritten gelungen, meine Neugier zu wecken.«
    »Ich danke dir für
     dein Kommen«, sagt Matthildur. »Um ehrlich zu sein, habe ich
     eher damit gerechnet, dass du mich nicht besuchen würdest, so wie die
     anderen, die ich um Hilfe gebeten habe.«
    »Welche anderen?«
    »Als ich vor dem
     letzten Wochenende diesen Artikel in die Hand bekam, habe ich sofort beim
     hiesigen Bezirksverwalter angerufen und dann auch bei der Polizei in
     Reykjavik, aber da wollte mir niemand zuhören. Die haben bestimmt
     gedacht, ich sei eine verkalkte alte Schachtel.«
    »Warum interessierst du
     dich für Donald Garber?«
    »In dieser
     amerikanischen Zeitung steht, dass er ein Kinderschänder war. Davon
     hatte ich noch nie etwas gehört.«
    »Aber was hast du damit
     zu tun?«
    »Ich kenne Donald von
     früher, als er noch auf der Base war.«
    »Ach …?«
    »Ja, wir hatten in dem
     Winter, in dem mein Kalli verunglückt ist, eine Beziehung.«
    »Kalli?«
    Sie steht langsam auf.
     Schlurft mit gebeugtem Rücken zum Nachttisch. Öffnet die oberste
     Schublade. Nimmt einen großen braunen Umschlag heraus.
    »Kalli war mein
     einziger Sohn«, antwortet Matthildur.
    Sie lässt sich wieder im
     Sessel nieder. Mit dem großen Umschlag auf dem Schoß.
    »Er war erst neun Jahre
     alt, als er verschwand«, fügt sie hinzu.
    »Dein Sohn Kalli? Wann
     ist er verschwunden?«
    »Es war am 17. Februar.
     Er ging raus, um mit seinem Freund Kobbi zu spielen, die beiden Jungs
     waren immer zusammen, aber er kam nie wieder zu mir nach Hause zurück.«
    »Was hat Donald Garber
     damit zu tun?«
    »Kalli hat heute
     Geburtstag. An seinem Geburtstag zünde ich um halb zehn immer eine
     Kerze für ihn an. Mein Junge wäre heute vierzig geworden.«
    »Wie?«
    »Ja, es ist schon lange
     her, seit mein Kalli verschwunden ist«, sagt Matthildur und reicht
     mir den braunen Umschlag. »Hier kannst du alles nachlesen.«
    Ich ziehe einen Stapel Papier
     aus dem Umschlag.
    Ein Haufen vergilbter Artikel
     aus isländischen Tageszeitungen. Kopien von Nachrichten aus dem Jahr
     1974. Auch zwei Briefe. Ein Exemplar der Zeitschrift Mannlif. Und ein Foto
     von einem kleinen Jungen.
    Er hat ein liebes Gesicht.
     Mit hellem Haar, das glatt an den Wangen herunterfällt.
     Strahlend blaue Augen. Eine Stupsnase. Ein fröhliches Lächeln
     auf den Lippen.
    Ich zeige Matthildur das
     Foto.
    »Ist er das?«
    »Ja, das ist mein
     Kalli.«
    Ich überfliege schnell
     die Zeitungsartikel.
    Zwei neun Jahre alte Jungen,
     Karl Illugason und Jakob Geirsson, gingen am Sonntag, den 17. Februar
     1974, zusammen hinaus, um am Strand nördlich der Stadt zu spielen. An
     diesem Tag war leichter Schnee gefallen, und die Felsen, die an manchen
     Stellen hoch über die Strandbefestigung hinausragten, waren mit
     Glatteis überzogen.
    Ein wenig später kam
     Jakob alleine nach Hause zurück, aber Karl spielte weiter zwischen
     den Felsen auf der Uferbefestigung am Meer. Als er gegen achtzehn Uhr noch
     nicht heimgekehrt war, begann Matthildur, sich nach dem Jungen umzuhören.
     Die offizielle Suche begann erst gegen Mitternacht.
    Trotz der genauen Suche von
     Polizei und dem Suchdienst der Pfadfinder wurde nichts am Strand gefunden,
     das einen Hinweis darauf gab, was dem lungen passiert sein könnte. Außer
     einem Käppi, das Karl am Tag, an dem er verschwand, aufgesetzt hatte.
     Es wurde am Strand entdeckt.
    Ein paar Tage lang wurde bei
     Ebbe von morgens bis abends der Strand abgesucht, um die Leiche des Jungen
     zu finden. Aber ohne Erfolg.
    Die Schwarzjacken in Keflavik
     sagten den Nachrichtengeiern, dass alles darauf hinweisen würde, der
     kleine Karl sei ins Meer gefallen und habe sich nicht alleine an Land
     retten können, weil in diesem Gebiet starker Wellengang herrsche und
     die Wellen kräftig gegen die Uferbefestigung krachten. Sie betonten,
     bei den Ermittlungen des Falles habe sich nichts herausgestellt, das
     darauf schließen ließe, dass das Verschwinden des Jungen

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