Das letzte Treffen

dem
     Gerücht und haben mich angemacht.«       
    »Ach! Und wer?«
    »Willst du eine
     Namensliste oder was?«
    »Unbedingt!«
    Hermann genehmigt sich noch
     einen Schluck direkt vom Hals. Leckt sich nachdenklich die Lippen.
    »Ich erinnere mich an
     einen, der auf der Base bei der Feuerwehr war«, sagt er.
    »Geir?«
    »Ja, woher weißt
     du das?«
    »Erinnerst du dich an
     andere?«
    »Nein«, antwortet
     Hermann und steht auf. »Ich habe mehr als genug für eine
     Flasche gequatscht.«
    Er schiebt sich den Jackie in
     eine Innentasche der dunkelblauen Winterjacke. Knöpft sie zu. Geht
     ruhig zur Tür.
    Lisa Björk öffnet
     sofort das Fenster unseres Besprechungszimmers.
    »Ich hoffe, dass sein
     Gestank nicht immer noch in meinem Auto hängt«, sagt sie. Als
     ob der Bodensatz der Gesellschaft nicht mit einem Anliegen zu uns kommen dürfte.
     Zu uns feinen Leuten.
    Mit der Meinung steht sie
     nicht alleine da.
    »Ich möchte nur
     mit feinen Säufern zu tun haben.«
    Sagt Mama.

 
    34. KAPITEL
    Pfarrer David ist außer
     sich.
    »Ein Journalist von der
     DV hat ihn eben angerufen«, sagt Lisa Björk. »Sie wollen
     in der Wochenendausgabe einen Artikel über seine Anklage bringen. Er
     ist durchgedreht und hat einfach den Hörer aufgeknallt.«
    »Was nicht gerade das
     Allersinnvollste in seiner Situation ist.«
    »Ich weiß«,
     antwortet sie, »aber ich komme mit Pfarrer David einfach nicht klar,
     wenn er so die Wände hochgeht.«
    »Wir müssen den
     Guten auf jeden Fall beruhigen. Versuch mal, ihn dazu zu bewegen, bei uns
     vorbeizukommen.«
    Lisa Björk hat mir
     bereits ausführlich vom neuesten Stand der Dinge bezüglich der
     Klage bei den Schwarzjacken in Reykjavik berichtet. Sie haben die vorläufige
     Untersuchung des Gemeindecomputers beendet. Haben zum Glück nur ein
     Foto gefunden, das man als pornographisch bezeichnen kann. Das Foto, auf
     das Hlédís in ihrer Klage hingewiesen hat.
    Pfarrer David hat bei einem
     Verhör erklärt, dass er dieses Foto in einer E-Mail von einem
     anonymen Absender erhalten habe. Er habe die Mail wie auch alle andere
     Post an die Pfarrstelle gelesen und den Anhang geöffnet. Das war
     alles.
    Für die Schwarzjacken
     war es ein Kinderspiel, die Mail zu finden, die der Pfarrer meinte. Der
     Computer hat den Empfang der Nachricht am 21. März um 09:22
     vormittags registriert.
    Allerdings gelang es ihnen
     nicht zu ermitteln, von welchem Computer aus die Nachricht verschickt
     wurde. Der Absender hat ein Programm verwendet, das Namen und IP-Nummer
     verbirgt. Daher konnte man diese Spur nicht verfolgen.
    Lisa Björk ruft erneut
     an.
    »Pfarrer David kommt
     gegen vier Uhr«, sagt sie.
    Ich bin immer noch dabei, die
     neuen Informationen, die ich zum Verschwinden von Karl Iliugason erhalten
     habe, abzuwägen und einzuschätzen. Und über das Alibi von
     Donald Garber nachzudenken.
    Die Aussage von Hermann Jönatansson
     ist zugegebenermaßen nicht neu. Der Penner von Keflavik hat einfach
     nur das wiederholt, was er vor über dreißig Jahren auch schon
     gesagt hat.
    Aber er beharrt auf seiner
     Geschichte. Nach all den Jahren. Was der Aussage natürlich mehr
     Gewicht verleiht.
    Nur ein Mann weiß ganz
     sicher, ob Hemmis Darstellung falsch ist:
    Andri Ólafur
     Sveinsson.
    Ich habe schon ein Treffen
     mit ihm am Wochenende vorbereitet. Im Knast. In der Hoffnung, dass er mir
     endlich die ganze Wahrheit sagt.
    Was nützt es ihm schon
     zu lügen? In seiner Lage eh nichts.
    Marias bitterer Bericht vom
     Engelspiel im Nachbarhaus verfolgt mich.
    Verständlicherweise.
    Maria hat verhängnisvolle
     Erfahrungen gemacht. Die sie für ihr ganzes Leben gezeichnet haben.
    Ihre Beschreibungen deuten
     ebenfalls daraufhin, dass Kalli missbraucht wurde.
    Nur nicht von Donald.
    Maria konnte mir nur ihre
     eigenen Erfahrungen berichten. Sie sagte, sie habe ihren Bruder nie
     gefragt, was sich im Hause des Nachbarn abgespielt hat, nachdem sie dort
     nicht mehr hinging.
    Dieses perverse Schwein wird
     wohl sein ekelhaftes Spiel mit den beiden Jungen weitergetrieben haben.
     Mit Kalli und Kobbi. Etwas anderes wäre äußerst
     unwahrscheinlich.
    Viele Fragen blinken wie
     helle Sterne in meinem Kopf auf.
    Wie konnte es sein, dass Karl
     lllugason und Jakob Geirsson an diesem verhängnisvollen Sonntagmorgen
     immer noch beste Freunde waren? Trotz des Missbrauchs?
    Kalli kann diese Frage nicht
     mehr beantworten. Geir auch nicht.
    Jakob Geirsson ist daher der
     Einzige,