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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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Fotos liegt ganz hinten in der Mappe.
    Ein Junge sitzt auf dem Schoß
     eines erwachsenen Mannes. Beide sind nackt. Der Erwachsene hat seine eine
     Hand auf dem Geschlecht des Jungen.
    Ich bin geschockt.
    Obwohl die Kopie grobkörnig
     ist, sind die Gesichter der beiden deutlich erkennbar:
    Karl Iliugason. Und Donald
     Garber.

 
    35. KAPITEL
    Freitag
    Die merkwürdigsten
     Verschwörungstheorien kreisen bis spätnachts in meinem Kopf
     umher. Wie wirbelnde Satelliten.
    Gestern Abend war ich schon
     drauf und dran, sofort zu Pfarrer David nach Hause zu düsen. Eine
     Erklärung zu verlangen. Antworten aus ihm herauszuquetschen.
    Aber es gelang mir, meine
     Aggression zu zügeln. Den Fall kühl zu durchdenken.
    Das Foto im Computer von
     Pfarrer David stellt zwei Dinge völlig klar:
    Erstens, dass Donald Garber
     Karl Iliugason sexuell missbraucht hat. So wie Geir.
    Zweitens, dass Pfarrer David
     den Beweis für den Missbrauch erhalten hat, bevor Donald zwei Wochen
     später in Rockville umgebracht wurde.
    Lisa Björk hat in der
     blauen Mappe auch eine Kopie der E-Mail abgeheftet, die mit dem Foto
     geschickt wurde. Da zitiert jemand den alten Jahve. Wenn ich mich an meine
     Sonntagsschulzeit richtig erinnere, stammt der Text aus dem 2. Buch Mose:
    Leben um Leben, Auge um Auge,
     Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Wunde um Wunde.
    Ganz eindeutig die
     Aufforderung zu erbarmungsloser Rache.
    Die Fragen schwirrten mir den
     ganzen gestrigen Abend im Kopf herum: 
    Wer hat das Foto geschossen?
     Wo wurde es aufgenommen? Wer hat es die ganzen Jahre besessen? Wer hat das
     Foto gesendet? Warum jetzt und nicht vor vielen Jahren?
    Und warum an Pfarrer David?
     War er der einzige Empfänger? Oder haben noch andere eine ähnliche
     Mail bekommen? Maria zum Beispiel? Ohne mir davon etwas zu sagen?       
    Wie hat Pfarrer David
     reagiert, als er das abartige Foto von Kalli und Donald sah? Wohl kaum,
     indem er den Ami umgebracht hat.
    Natürlich ist auch das
     denkbar. Pfarrer sind genauso verdächtig wie alle anderen, eine
     Straftat dieser Größenordnung zu begehen.
    Aber er könnte auch
     jemand anderem das Foto gezeigt haben. Jemandem, der Rache geübt hat.
     Der im Fundament eines Gebäudes in Rockville Taten hat sprechen
     lassen.
    Die Goldjungs haben
     wahrscheinlich immer noch keine Ahnung, dass sich dieses Pornobild von
     Donald Garber und Karl Illugason in den Akten der Schwarzjacken der
     Hauptstadt befindet. Weil es ein Beweis in einer Ermittlung zu einem ganz
     anderen Verbrechen ist. Einer Ermittlung, die von ganz anderen Leuten
     geleitet wird.
    Früher oder später
     muss ich den fetten Raggi auf das Bild aufmerksam machen. Zumal es dazu
     beitragen sollte, einen Aspekt in der Verteidigung meines Klienten zu stärken:
     dass er in eine Falle gelockt wurde.
    Es sei denn, Andri Ólafur
     selbst hat das Foto geschickt? Uff!
    Wenn ich den Goldjungs von
     diesem Bild erzähle, stürzen sie sich umgehend auf Pfarrer
     David. Außer, ich weigere mich darzulegen, wie das Foto in meine Hände
     gelangt ist. Was auch nicht gerade von Vorteil wäre.
    Aber der Pfarrer ist ein
     Klient meiner Anwaltskanzlei, auch wenn es um eine andere Sache geht. Ich
     habe nicht die Erlaubnis, ihm noch weitere Schwierigkeiten zu bescheren.
    Deshalb muss ich mich
     vorsichtig bewegen.
    Kurz bevor ich eingeschlafen
     bin, habe ich beschlossen, dass ich noch ein paar Tage die Klappe halten würde.
     Bis ich selbst der Wahrheit einige Schritte näher gekommen wäre.
    Kjartan Karlsson trainiert
     eine große Kindergruppe in Handball, als ich frühmorgens zu ihm
     in die Sporthalle in Mosfellsbaer hineinschaue.
    »Spielt mal weiter«,
     ruft er. Und winkt mir zu, ihm in ein kleines Büro zu folgen. Von
     dort aus kann man das Spiel durch ein Glasfenster verfolgen.
    In dem Kabuff befindet sich
     ein kleiner Tisch. Einige Stühle. Eine grüne Tafel an der Wand.
     Ein paar weiße Kreidestücke, um damit zu schreiben.
    Marias Onkel ist ein
     sonnenbankgebräunter Wikinger. Blond. Blauäugig. Mit knackigen
     Muskeln von jahrelangem Training.
    Unglaublich, dass dieser
     gutaussehende Kerl schon sechzig Jahre zählt.
    »Ich finde es wirklich
     traurig, wie es um Matthildur steht«, sagt er und schüttelt den
     Kopf. »Weißt du, früher war ich in sie verknallt, aber
     sie hat sich in meinen Bruder verliebt …«
    »Der sie mit den
     Zwillingen hat sitzen lassen«, schiebe ich ein.
    »Ja, Illugi hat eine
     neue Liebe auf den

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