Das letzte Treffen
der die Antwort kennt.
Ich nehme mir vor, ihn so
schnell wie möglich ausfindig zu machen.
Pfarrer David ist nervös.
Hlédís' Anzeige scheint ihn völlig überrascht zu
haben. Und hat ihn schwer getroffen.
»Sie kennt mich doch
schon ihr ganzes Leben lang, seit sie ein kleines, unschuldiges Mädchen
war«, sagt er. »Sie weiß, dass ich immer Wert darauf
gelegt habe und es als unsere Pflicht betrachte, Kinder vor Missbrauch und
Gewalt zu schützen. Außerdem unterstütze ich von ganzem
Herzen das Frauenhaus und Stigamöt, den Verein zur Hilfe für
Vergewaltigungsopfer. Wie konnte sie mich nur verdächtigen, ein
Kinderschänder zu sein?«
»Ich gehe davon aus,
dass sie sich für den ihr entstandenen Schaden rächen will,
nachdem das Wochenendblatt über ihre Beziehung zu Pfarrer Robert
berichtet hat«, meint Lisa Björk.
Pfarrer David springt auf.
»Hlédís
meint vielleicht, dass es ihrem Seitensprung Vorteile bringt, wenn sie
sich derart erniedrigt, mich durch ein Pornobild angreifbar zu machen«,
sagt er aufgebracht. »Aber das ist ein fatales Missverständnis,
es wird nämlich ihrer beider Todesstoß sein.«
»Wir wollen uns auf das
konzentrieren, was wirklich wichtig ist«, sage ich.
»Die Ermittlungen der
Polizei haben bereits gezeigt, dass Hlédís' Anschuldigungen
gegenüber Pfarrer David aus der Luft gegriffen sind«, sagt Lisa
Björk. »Er trägt keine rechtliche Verantwortung für
den Inhalt einer E-Mail, die ihm gesandt wurde.«
»Aber ein Bericht in
der Presse über die Anzeige kann deinen Ruf völlig ruinieren«,
antworte ich und fixiere den Gemeindepfarrer. »Obwohl du unschuldig
bist.«
Pfarrer David bleibt
ruckartig stehen. Guckt Lisa Björk und mich abwechselnd an.
»Was schlagt ihr vor?
Was soll ich als Nächstes tun?«
»Der erste Schritt ist,
die DV dazu zu bewegen, den Artikel über die Anzeige nicht zu veröffentlichen.
Lisa Björk muss den Herausgeber auf den Fakt hinweisen, dass durch
die Untersuchung der Schwarzjacken die Klage bereits gegenstandslos
geworden ist. Daher wäre es von Seiten der Zeitung äußerst
unverantwortlich, den Artikel zu veröffentlichen. Wenn sie es
trotzdem tun, wirst du dein Recht vor Gericht einklagen müssen.«
»Denkst du, der
Herausgeber geht darauf ein?«
»Wahrscheinlich nicht,
aber natürlich kann man es versuchen. Es stärkt auch später
deine Lage. Falls wir eine Verleumdungsklage einreichen.«
»Ich rufe ihn mal
schnell an«, sagt Lisa Björk und steht auf.
»Wenn der Herausgeber
deine Bitte abschlägt, müssen wir eine Gegendarstellung schreiben, in
der du deine Sicht der Sache schilderst. Und dafür sorgen, dass sie
an einer gut sichtbaren Stelle mit dem Artikel am Wochenende veröffentlicht
wird.«
Pfarrer David seufzt müde.
»Es ist wirklich
unglaublich: Auf meine alten Tage lande ich in solch einem Sündenpfuhl.«
»Sollten dich schlechte
Zeiten nicht im Glauben stärken?«, frage ich und lächle
seicht.
»Recht hast du, Hiob
hat Gott auch nicht für seine Schicksalsschläge beschuldigt, und
das werde ich ebenfalls nicht tun«, antwortet der Gemeindepfarrer.
»Gott der Allmächtige ist in aller Menschen Werk und daher auch
in diesem.«
Lisa Björk kommt zurück
ins Besprechungszimmer.
»Sie wollen den Artikel
trotz meines Einspruchs veröffentlichen«, sagt sie.
Wir gehen die Hauptpunkte von
Pfarrer Davids Gegendarstellung durch. Sie ist kurz und knapp. Er spricht
klar aus, was er von der Klägerin und der Zeitung hält.
Ich bleibe noch einen Moment
in Lisa Björks Büro. Nachdem der Pfarrer uns verlassen hat. Während
sie dem Redakteur der DV eine E-Mail schickt.
»Ist es möglich,
dass Hlédís selbst das Foto an Pfarrer David geschickt hat?«,
frage ich. »Um ihm etwas anzuhängen?«
»In diesem Fall kann
man wohl nichts ausschließen, finde ich«, antwortet sie.
»Diese Gemeinde ist eine Schlangengrube, wo sich alle gegenseitig
entweder hassen oder beneiden.«
»Ist die Lage
schlimmer, als du gedacht hast?«
»Ich habe nie große
Erwartungen gehabt.«
»Warum nicht?«
Lisa Björk zögert.
»Vielleicht erzähle
ich dir davon später mal«, antwortet sie schließlich.
»In Ordnung. Dieses
Foto in der E-Mail. Wie sieht es aus?«
»Widerlich.«
Lisa Björk steht auf,
öffnet einen der Aktenschränke, holt eine blaue Plastikmappe
heraus und reicht sie mir.
Eine schwarzweiße Kopie
des
Weitere Kostenlose Bücher