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Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
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dem trockenen Asphalt auszutoben. Bis in den Süden
     zum Staatshotel mit Vollpension inklusive Ausblick über die felsige Küste.
    Eine ganze Woche ist
     vergangen, seit ich das letzte Mal mit Andri Ólafur Sveinsson
     gesprochen habe.
    Die Einzelhaft scheint keinen
     sichtbaren Einfluss auf meinen Klienten gehabt zu haben. Wobei er auch ein
     Genie ist, was das Verbergen von Gefühlen angeht.
    Der Mann mit der Eisenmaske.
    »Ich hätte genauso
     gut in ein Kloster eintreten können«, sagt er grinsend. »Ich
     habe nichts anderes zu tun als meinen Geist zu erbauen und die Seele zu stärken.
     Das Leben außerhalb der Mauern wird langsam unwirklich, wie ein
     alter Traum.«
    »Du willst aber doch so
     ein Mönchsleben nicht die nächsten zehn, zwölf Jahre leben,
     oder?«
    »Nein«, antwortet
     er. Und setzt sich an den Tisch. »Was gibt's Neues?«
    Ich berichte ihm zuerst von
     der Razzia in der Anwaltskanzlei des blasierten Bjarni und seiner
     Kompagnons.
    »Bjarni hat alles
     versucht, um den Hausdurchsuchungsbeschluss abzuschmettern, aber er konnte
     nicht dagegen angehen. Sie bekommen also genügend Zeit, um sich den
     ganzen Stapel durchzusehen.«
    »Dieser Vorgang ist mir
     völlig unverständlich«, antwortet er. »In diesen
     Unterlagen befindet sich nichts, was mit dem Mord auf irgendeine Art in
     Verbindung gebracht werden kann.«
    »Auch nicht in den
     E-Mails?«
    »Nein.«
    »Vielleicht etwas
     anderes, das Einzelheiten über deine und Donalds Geschäfte
     preisgibt? Zum Beispiel über diese Pakistangeschichte, in der die
     Amis ermitteln?« 
    »Nein, Bjarni hatte nur
     Unterlagen, die meine Steuererklärungen betreffen.«
    Ich öffne meine
     rotbraune Aktentasche. Lege das Foto von Maria auf den Tisch. Das Bild,
     das ich aus Haflidis Haus in Keflavik habe mitgehen lassen. Ohne um
     Erlaubnis zu bitten.
    »Ist das Karitas?«,
     frage ich.
    Andri Ólafur
     betrachtet eingehend das Gesicht.
    »Die Frisur ist ähnlich«,
     antwortet er schließlich. »Aber die Augen waren ganz bestimmt
     nicht blau, ich erinnere mich, dass sie braun waren.«
    »Die Augenfarbe kann
     man mit Kontaktlinsen ändern.«
    »Ja, natürlich.
     Heutzutage kann man seinen ganzen Körper verändern."
    »Kannst du ausschließen,
     dass es sich um Karitas handelt?«
    »Nein, das kann ich
     nicht«, sagt Andri Olafur. »Aber ich kann auch nicht mit
     Sicherheit sagen, dass es die richtige Frau ist.«
    Er guckt mich an und fragt:
    »Wer ist das?«
    »Maria Illugadóttir.
     Die Zwillingsschwester vom kleinen Kalli, der verschwand.«
    Er betrachtet wieder das
     Foto. Schüttelt den Kopf. Und fügt hinzu: »Ich müsste
     sie ganz sehen, um sicher sagen zu können, ob sie es ist oder nicht.«
    »Das lässt sich
     nicht so bald arrangieren.«
    »Das ist mir klar.«
    »Ich suche immer noch
     nach Erklärungen für den Mord an Donald in der Vergangenheit«,
     sage ich und schiebe das Foto von Maria wieder in die Aktentasche. »Ich
     habe einiges herausgefunden, was meinen Verdacht bestärkt. Zum
     Beispiel das hier.«
    Ich reiche ihm die Kopie des
     Pornofotos, das an Pfarrer David geschickt wurde. Das Foto von Donald
     Garber mit Karl Illugason.
    Andri Ólafur
     betrachtet sie eingehend. Ohne die Miene zu verziehen. 
    »Woher hast du dieses
     Bild?«, fragt er schließlich.
    »Hast du es schon mal
     gesehen?«
    »Was spielt das für
     eine Rolle?«
    »Eine verdammt
     wichtige. Wenn ich dir auch nur ein einziges Wort glauben soll.«
    Er lässt das Foto direkt
     in meine Aktentasche fallen. Lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Guckt
     mir geradeheraus in die Augen. Fasst einen Entschluss.       
    »In Ordnung«,
     sagt er.
    »Was?«
    »Ich habe solche Fotos
     schon mal gesehen.«
    »Wo?«
    »In New York, bei
     Donald zu Hause. Ich habe ab und zu bei ihm übernachtet, und einmal,
     als er betrunken war, hat er mir Fotos aus seiner Sammlung gezeigt.«
    »Und darunter war
     dieses Foto?«
    »Ja, er hatte ein paar
     von der Sorte.«
    »Hast du eins
     mitgenommen?«
    »Nein, ganz und gar
     nicht. Ich interessiere mich weder für Kinderpornos noch Homosexualität.«
    »Weißt du, wer
     der Junge auf dem Foto ist?«
    »Donald hat es mir
     gesagt.«
    »Du hast also die ganze
     Zeit gewusst, dass Donald Garber Karl Iliugason sexuell missbraucht hat?«
    »Ich wusste es erst,
     als Donald mir die Fotos gezeigt hat«, antwortet Andri Ólafur.
     »Zwei oder drei Jahre, bevor er in dieser Wonderland-Affäre
     landete, wahrscheinlich Sommer

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