Das letzte Treffen
selbstverständlich in deinem Kampf unterstützen«, antworte
ich. »Wie hast du reagiert, als du dieses Foto auf dem Bildschirm
gesehen hast?«
»Es gibt nur wenig, das
mich durch die Jahre mehr getroffen hat, als Zeuge von Missbrauch an
unseren Kindern zu werden.«
»Warum hast du mir das
Bild nicht gezeigt? Du wusstest doch, dass ich neue Informationen zum
Verschwinden von Karl Illugason gesucht habe?«
»Ich konnte es einfach
nicht vertreten, dass dieses unzüchtige Bild das letzte wäre,
das Matthildur von ihrem Sohn sieht.«
»Wer hat die E-Mail
noch bei dir gesehen? Außer Maria?«
»Hat sie dir von
unserem Treffen erzählt?«
»Ja.«
»Dieses Foto hat mir
große Seelenqualen bereitet«, erklärt der Pfarrer.
»Ich fand, es sei meine Pflicht, jemanden in der Familie davon zu
unterrichten, aber wen? Der Vater des jungen kam in Frage, auch sein Onkel
oder sein Großvater, aber letztendlich habe ich beschlossen, zuerst
Maria nach ihrer Meinung zu fragen. Sie hat mir stark zugesetzt, niemand
anderem den Beweis für den gottlosen Missbrauch zu zeigen, dem ihr
Bruder ausgesetzt war. Und so war es dann auch.«
»Willst du mir damit
sagen, dass du in den Tagen, bevor Donald ermordet wurde, keinem Menschen
außer Maria dieses Foto gezeigt hast?«
»Das ist richtig.«
Ich brauche eine Weile, bis
ich diese Behauptung verdaut habe. Was den Kreis um den vermeintlichen Mörder
von Donald Garber wesentlich enger zieht.
»Wo warst du an dem
Abend, an dem der Mord begangen wurde?«, frage ich so gelassen wie möglich.
Pfarrer David ist verdutzt.
»Mit allem habe ich
gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage«, antwortet er
trocken.
Ich gucke dem Gemeindepfarrer
direkt in die Augen. Warte geduldig auf eine Antwort.
»Ich war den ganzen
Abend bei mir zu Hause und habe einem Gemeindemitglied Trost gespendet,
das große Seelenqualen litt«, antwortet er schließlich.
»Sie kann es bestätigen, wenn es sein muss.«
Also hat er ein Alibi. Wie
Maria.
Habe ich mich total verrannt?
»War dir bekannt, was
zu Hause bei Geir und Jakob vorging?«, frage ich.
Pfarrer David streicht sich
mit seiner Hand über die Stirn.
»Das weißt du
auch?«, fragt er.
»Ja.«
»Ich habe von diesen
Untaten erst einen Tag, nachdem Geir im Hafen ertrunken ist erfahren«,
antwortet er. »Maria kam zu mir in die Kirche. Sie
war äußerst verstört, aber gleichzeitig Gott gegenüber
dankbar für das, was geschehen war.«
»Für Gottes Rache?«
»Ja, sie glaubte daran,
dass Gott eingegriffen hat.«
»Hast du Geir persönlich
gekannt?«
»Nur flüchtig.
Geir kam meines Wissens nach nur zweimal zu mir in die Kirche, und das
war, als ich seine Frau beerdigt und Jakob konfirmiert habe.«
»War sein Tod mit
Sicherheit ein Unfall?«
»Mir wurde gesagt, dass
er alkoholisiert am Steuer saß.«
»Hat er viel getrunken?«
»Es fiel erst richtig
auf, nachdem er von der Feuerwehr auf dem Keflaviker Flughafen entlassen
wurde.«
»Weißt du, wie es
dazu kam?«
»Die Militärpolizei
hat Geir am Tor festgenommen, als er versucht hat, Waren in seinem Auto
von der Base zu schmuggeln.«
»Welche Waren?«
»Das weiß ich
nicht mehr. Nur, dass ihm fristlos gekündigt wurde.«
»Weißt du, wo
Jakob Geirsson jetzt arbeitet?«
»Er hat Schauspiel
gelernt, wie seine Tante, die lange im Staatstheater gespielt hat und sehr
angesehen war. Gunnvör hat Jakob für ein weiterführendes
Studium in die USA geschickt, und er ist sowohl dort als auch hier zu
Hause immer mal wieder aufgetreten.«
»Hast du noch Kontakt
zu ihm?«
»Nicht mehr«,
antwortet Pfarrer David. »Er hat mich einmal besucht, kurz nachdem
ich meine Stelle in Seltjarnarnes angetreten habe. In den darauffolgenden
Jahren kam er regelmäßig an Heiligabend zu mir in die Messe,
aber es ist schon länger her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen
habe.«
»Warum ist er nicht
mehr gekommen?«
»Ich bin davon
ausgegangen, dass er in den USA eine feste Stelle gefunden hat.«
»Aber du weißt es
nicht?«
»Nein, nicht sicher.
Ich habe leider auch keine Zeit, das Leben aller Menschen zu verfolgen,
die mir auf meinem Weg begegnen.«
Natürlich nicht.
»Alle Heiligen sind längst
tot.«
Sagt Mama.
41. KAPITEL
Máki hat es wie immer
hervorragend hingekriegt.
Seine eindringlichen
Beschreibungen im Nachrichtenblog von Sigurjónas Alptraum
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