Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
Vom Netzwerk:
sollte Baldvin nur deshalb nicht verbieten, sich seiner Frau zu nähern,
     weil sein Papa ein frecher und reicher Bonze ist?«, frage ich mit
     Nachdruck.
    »Nein. Du willst mich
     missverstehen«, antwortet Haraldur und legt den Kopf hochmütig
     in den Nacken. »Ich weise dich nur darauf hin, dass ich es für
     möglich halte, die Sache innerhalb der Familie zu lösen.«
    »Ganz im Gegenteil
     weist Baldvins Auftreten während der letzten Abende und Nächte
     darauf hin, wie sehr ihm gewaltsame Übergriffe im Blut liegen«,
     antworte ich. »Es ist doch völlig klar, dass Sigurjóna
     sich erst traut, das Frauenhaus mit den Kindern zu verlassen, wenn einer
     Unterlassungsklage stattgegeben wurde. Sie hat selbstverständlich das
     Recht, vom Rechtssystem geschützt zu werden.«
    Haraldur rümpft die
     Nase. Ganz eindeutig unzufrieden mit meiner Darlegung.
    »Ich möchte diesen
     rechtmäßigen Antrag meiner Klientin nochmals ausdrücklich
     unterstreichen«, wiederhole ich.
    »Na ja gut, wir
     besprechen den Fall heute und treffen gegen Abend eine Entscheidung«,
     antwortet er trocken. Aber vergisst völlig, mir seine schönen Zähne
     zu zeigen. Passiert ihm sonst wohl nie.
    Uff!
    Natürlich ist das nicht
     das erste Mal, dass Schwarzjacken und Goldjungs einen Rückzieher
     machen, wenn irgendwo einflussreiche Machtmenschen im Bild auftauchen. Das
     ist eher die Regel als die Ausnahme.
    Alle sollen vor Gericht
     gleich sein.
    Immer wieder ist es deshalb
     so verdammt hart, überall an die Orwell'sche Realität zu stoßen,
     dass manche gleicher sind als andere.
    Immer wieder geht mir das
     tierisch auf die Nerven.
    Ich rufe Sigurjóna an,
     um ihr vom Gang der Dinge zu berichten. Und bestärke sie, die Dickköpfigkeit
     und Unverschämtheiten ihres Ehemanns nicht weiter zu beachten.
    »Mama hat angeboten,
     sich ein oder zwei Wochen von ihrer Arbeit freizunehmen, um auf die Kinder
     aufzupassen«, erzählt sie.
    »Bei dir sind sie viel
     sicherer«, antworte ich.
    »Ja, aber sie finden es
     so langweilig, jeden Tag am gleichen Ort eingeschlossen zu sein.«
    »Aber ist es nicht
     wahrscheinlich, dass Baldvin die Kinder zu sich holt, wenn sie sich in
     Grindavik aufhalten?«
    »Ja, das wäre ihm
     zuzutrauen.«
    »Dann ist es wohl
     besser für sie, noch ein paar Tage durchzuhalten, oder?«
    »Doch, wahrscheinlich.«
    »Wenn wir den Antrag
     durchkriegen, dass Baldvin sich euch nicht nähern darf, kannst du
     selber mit den Kinder nach Grindavik fahren und dort mit ihnen einige Zeit
     bleiben, wenn du willst.«
    »Ja, da hast du recht.«
    Ich fahre beim Hótel
     Borg vorbei. Werfe einen Blick in das halb leere Restaurant im
     Erdgeschoss. Setze mich an einen Fensterplatz, von wo aus ich das
     Parlament und den davor liegenden Platz Austurvöllur beobachten kann.
     Der Zweitwohnsitz der Politiker. Den die Scherzkekse das teuerste
     Schauspielhaus der Nation nennen.
    Genehmige mir einen bitteren
     Espresso. Und heiße Waffeln mit Blaubeermarmelade und Schlagsahne.
    Das ist schon in Ordnung.
     Sage ich zu mir selbst.
    Ich esse ja immer noch für
     zwei.
    Blättere dabei die
     Zeitungen durch. Lese die neuesten Berichte über den Leichenfund in
     Rockville.
    Die Goldjungs haben den Namen
     des Opfers genannt.
    Der Verstorbene hieß
     Donald Garber. Er war fünfundfünfzig Jahre alt. Bürger der
     Vereinigten Staaten. Gemeldet in Los Angeles. 
    Stadt der Engel.
    Es wird berichtet, dass
     Donald in den Jahren 1973-1974 als Soldat auf der Base stationiert war.
     Hat in der Radarstation gearbeitet, die die US Army in Rockville betrieben
     hat. Aber nach knapp einem Jahr beim Militär in Island hat er der
     Army den Rücken gekehrt und ist nach Kalifornien gezogen, wo er in den letzten Jahrzehnten
     einige Firmen gegründet hat.
    Ist es nicht merkwürdig,
     einen ehemaligen amerikanischen Soldaten in der alten Kaserne zu ermorden,
     ausgerechnet jetzt, wo das Heer gerade mit Kind und Kegel die Base und das
     Land verlässt? Nachdem sie mehr als fünfzig Jahre den Flughafen
     in Keflavik besetzt hatten.
    Gibt es da einen
     Zusammenhang?
    Als ich mir gerade den Rest
     des Artikels und der Waffel einverleiben möchte, stört mich mein
     Handy.
    Es ist Máki.
    Der alte Nachrichtengeier ist
     zur Zeit sein eigener Herr. Wurde arbeitslos, als die DV nicht mehr als
     Tageszeitung erschien. Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre.
    Máki war natürlich
     klar, dass keine andere Zeitung ihm derart freie Hand geben würde, um
    

Weitere Kostenlose Bücher