Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Männer. Die Zwillinge verharrten zitternd.
Der Mann sah sich rasch um. „Gehen Sie zu dem Schrank dort.“
„Was haben Sie vor?“, widersetzte sich Sophia.
„Sie bleiben hier. Die Mädels nehmen wir mit. Das soll Ihre Motivation zur Kooperation erhöhen. Denn ohne das Amulett werden Sie Ihre Freundinnen nicht wiedersehen.“
Blitzschnell griff sich Sophia unter den Rock, löste die Pistole aus dem Klettverschluss. Der Mann reagierte sofort, schoss. Sie ließ sich fallen. Die Kugel zischte haarscharf über sie hinweg. Dann drückte Sophia zweimal ab. Die Geschosse trafen den Mann in die Brust, die Wucht warf ihn zu Boden. Der Komplize reagierte schneller als erwartet, seine Pistole zielte in ihre Richtung. Sophias Herz pochte. Schon krümmte er den Zeigefinger. Sie glaubte bereits seine Kugel zu sehen, erwartete den tödlichen Schmerz. Die Mädchen kreischten. Aber Sophia verspürte keinen Schmerz. Stattdessen brach der Mann zusammen, die Waffe entglitt seiner Hand. Atemlos wartete Sophia, die Pistole im Anschlag. Sie spürte den Pulsschlag in jeder Faser ihres Körpers.
Eine Frau betrat gemächlichen Schrittes das Zimmer. Hoch gewachsen, rothaarig, modisch gekleidet: Bianca Mertens. In der rechten Hand trug sie eine Pistole mit Schalldämpfer. „Heldenhaft und töricht, Frau Kommissarin“, stichelte sie.
Jetzt verstand Sophia. Die Mertens hatte den zweiten Mann getötet. Routiniert schaute die Auftragskillerin nach den beiden Eindringlingen, überzeugte sich, dass sie tot waren.
Sophia zielte mit ihrer Pistole auf sie und befahl: „Waffe weg!“
„Meinetwegen.“ Sorgsam legte sie ihre Pistole auf dem Parkettboden. „Du wirst mich nicht töten.“
Langsam erhob sich Sophia, ihren Blick auf die Killerin gerichtet. „Ich werde Sie verhaften.“
„Ich habe dir das Leben gerettet“, konterte die Mertens gelassen.
„Sie sind eine Mörderin. Dafür werden Sie büßen.“
„Hast du mich in Eberbach nicht um Hilfe gebeten?“
„Ich benötige Ihre Hilfe nicht“, konterte Sophia. „Und hören Sie auf, mich zu duzen.“
„Arrogantes, hochnäsiges Weibsbild.“ Ihr Ton wurde schärfer. „Wäre ich nicht gekommen, wärst du jetzt tot … und die Mädchen auch.“
Sophia wollte keinen Widerspruch zulassen, auch wenn die Mertens mit ihrer Einschätzung richtig lag. „Wie sind Sie eigentlich …? Woher wussten Sie, dass ich hier bin? Haben Sie auch vor dem Haus gewartet?“
„Nein“, wehrte sie lächelnd ab. „Heute trägst du zwar einen anderen Mantel …“
„Sie haben mir am Kloster einen Sender angesteckt“, wusste Sophia plötzlich.
„Irgendwie enttäuscht es mich, dass du es nicht bemerkt hast, als ich dir die Pistole abgenommen habe. Aber keine Panik … Tyr weiß es nicht. Ich habe dir geglaubt, ich habe dir vertraut. Aber du bist nicht besser als all die anderen Bullen.“
„Sie haben den Jungen kaltblütig ermordet … es hätte meine Schwester sein können.“
„Dann waren deine Worte wirklich nur leeres Geschwätz? Du willst mir nicht helfen, stimmt’s?“
„Sie sitzen auf der Anklagebank, nicht ich.“
„Wir beide werden bald in einer grünen Minna sitzen, wenn du dich nicht endlich entscheidest. Die Ballerei war nicht zu überhören.“
Sophia überlegte. Die Mertens hatte nicht Unrecht. Weiteres Aufsehen konnte sie sich nicht erlauben. Eine polizeiliche Untersuchung würde alles zerstören, was sie bislang erreicht hatte; von der Presse ganz zu schweigen.
„Jetzt mach schon“, forderte Bianca Mertens. „Hilfst du mir, helfe ich dir.“
Wie sollte sich Sophia entscheiden? Sie hatte in der Tat nicht ernsthaft daran gedacht, der Killerin Straffreiheit zuzusichern. Es war ein verzweifelter Akt, eine kurzfristige spontane Schwäche gewesen, sie um Hilfe gegen Tyr zu bitten. Sie würde sie niemals ihrer gerechten Strafe entgehen lassen.
„Also gut“, gab Sophia schließlich nach. „Sie wissen, wo sich Tyr aufhält, Sie haben Zugang zu ihm.“
„Klar, und sobald er mich sieht, knallt er mich ab.“
„Dann lassen Sie sich etwas einfallen“, entgegnete Sophia bestimmt. „Sie werden mir Informationen über sein Netzwerk verschaffen, über die Loge von Walhalla, ich will Namen. Und ich will wissen, wer meine Eltern ermordet hat.“
„Na, geht doch, Frau Kommissarin.“
„Ihren Spott können Sie sich sparen.“ Drohend fixierte sie die Frau. „Und das eine sage ich Ihnen … sollten Sie mich hintergehen, wird es keinen Ort geben, wo Sie vor mir sicher
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