Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
ist«, gestand Martine. »Als wir hier noch unser eigenes Haus hatten, gab es immer so viel zu tun, auch wenn die Mädchen mit angepackt haben. So ist es viel bequemer.«
Nachdem sie ihr Gepäck geholt hatten, verteilten sie sich auf diverse Mietwagen und ein Taxi, in dem Julie mit Christopher saß.
»Du kennst die Insel wohl ziemlich gut?«, fragte Julie.
»Ja, ich war schon ein paarmal da. Wenn man Wert auf Nachtleben, Kino, Theater und so weiter legt, ist man hier allerdings am falschen Ort. Aber die Natur und die Tierwelt sind unglaublich.«
»Und wie steht’s mit Angeln?«
»So lala. Ich hänge einfach gern auf einem Boot herum, und wenn zufällig ein Fisch anbeißt, umso besser. Aber wenn ich richtig angeln will, gehe ich ans Barrier Reef oder ans Top End. Und richtig tolle Strände darfst du hier auch nicht erwarten. In Australien ist man da anderes gewohnt.«
»Ich würde gern die Natur erkunden. Die Orang-Utans in Sarawak waren ein wunderbares Erlebnis.«
»Hier gibt es sehr viele Vögel und auch jede Menge Affen. Wenn du möchtest, können wir gerne eine Wanderung machen. Außerdem musst du unseren Freund Aidi kennenlernen, keiner kennt die Natur auf der Insel besser als er. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, lerne ich neue, erstaunliche Dinge kennen. Ich frage ihn, ob er uns auf eine Expedition mitnimmt.«
»Klingt gut. Und jetzt erzähl mir etwas über unser Hotel.«
»Es wird von zwei Australierinnen geführt. Nerida hat vor ungefähr achtzehn Jahren hier angefangen. Das Hotel ist stetig gewachsen … aber dabei schön geblieben. Früher lag das Anwesen näher am Meer, aber da an der Küste Land gewonnen wurde, grenzt es jetzt an hübsche Reisfelder. Nerida hat begonnen, traditionelle malaiische Häuser zu kaufen, die abgerissen werden sollten. Jetzt stehen sie auf ihrem Gelände, das einst eine Kokosnussplantage war, und bleiben somit der Nachwelt erhalten.«
»Das ist ja eine tolle Sache!«
»Ja, sie hat Häuser aus allen malaiischen Staaten hertransportieren lassen, deshalb kannst du die verschiedensten Baustile sehen. Nerida hat sie mit allem Komfort ausgestattet, jedes ist wunderbar gelegen und hat einen eigenen Pool«, erklärte Christopher.
»Anscheinend ein ziemlich originelles Hotel.«
Was Julie auf der kurzen Fahrt zu ihrem Urlaubsort von Langkawi sah, fand sie ganz bezaubernd. Zwischen sich im Wind wiegenden Palmwedeln blitzte das blaue Meer auf; strohgedeckte Bars, Freiluftrestaurants und Läden mit Sarongs und Souvenirs säumten die kleinen Straßen. Sie kamen an üppig grünen Reisfeldern vorbei, wo sich träge Wasserbüffel suhlten, über die ein einsamer Bauer mit spitzem Strohhut wachte.
»Eine echte Postkartenidylle«, stellte Julie fest.
»Auf Langkawi gibt es ein Reismuseum, wo man alles über das asiatische Grundnahrungsmittel erfahren kann. Hier ist die Abzweigung zu unserem Hotel.«
»Das sieht ja richtig tropisch aus. Diese Kokospalmen liebe ich. Ich fühle mich wie in einem verzauberten Dorf«, rief Julie, als der Wagen in einen schmalen Weg bog und vor einem wunderschönen chinesischen Haus hielt.
»Ich frage mich, in welchen Staat sie uns stecken«, sagte Christopher.
Julie rätselte über diese Bemerkung, bis sie sich umschaute und all die restaurierten Gebäude sah, die man aus verschiedenen Teilen Malaysias hierher gerettet hatte. Chinesische, malaiische und indische Häuser, Hütten von Plantagenarbeitern ebenso wie Herrenhäuser im Kolonialstil waren in den abgeschiedenen Gärten geschickt angeordnet. Jedes vertrat den Baustil eines malaysischen Bundesstaats.
Julie wurde in einer alten malaiischen Fischerhütte untergebracht, die in ein farbenfrohes Sommerhaus verwandelt worden war. Vorne hatte es einen Balkon, und an der Rückseite gab es ein abgeschirmtes Freiluftbadezimmer mit Sonnendeck, auf dem ein großer hölzerner Badezuber stand. Drinnen stand das Bett, verhüllt von einem Moskitonetz, und an der Decke drehte sich gemächlich ein Ventilator, aber Julie bemerkte, dass es auch eine Klimaanlage gab. Die Fensterläden waren mit kunstvollen Schnitzereien verziert, und auf dem Sonnendeck lud eine Liege mit bunten Seidenkissen zum Verweilen ein. Das ganze Haus wirkte schlicht und stilvoll, und trotz seines altertümlichen Charmes war sie froh, alle modernen Annehmlichkeiten vorzufinden, die sie sich wünschen konnte, nicht zuletzt ein Auto.
Als sie anfing auszupacken, spazierte eine große schwarz-weiße Katze mit einem kurzen, geknickten Schwanz die
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