Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
wollte. Ach, wenn ich das doch gewusst hätte, dann hätte ich ihr schon die richtigen Fragen gestellt! Arme Mutter, arme Bette. Und der arme Philip. Wie entsetzlich.« Caroline seufzte. »Hatten die Jungs noch mehr Informationen?«
»Nein, aber im Lager haben sich Bette und Philip mit einem Mädchen angefreundet. Sie blieben auch danach noch in Kontakt.«
»Oh, wie schön. Aber ich nehme an, seit Philips Tod gibt es keine Verbindung mehr, oder?«, fragte Caroline.
»Doch, offenbar schon. Shane und Peter betrachten sie als alte Freundin der Familie, zumal sie auch regelmäßig von Schottland nach Malaysia kommt. Sie mag die kalten Winter nicht. Peter und Shane meinten, ich sollte sie mal anrufen.«
»Na, es wäre doch bestimmt interessant, noch mehr herauszufinden«, pflichtete Caroline ihrer Tochter bei.
»Ich halte dich auf dem Laufenden. Jetzt fliege ich erst mal mit den Jungs und Martine und ein paar von ihren Freunden auf die Insel Langkawi.«
»Wundervoll. Ist David auch dabei?«
»Nein, Mama, er hat zu tun. Mit seiner Forschungsarbeit und so. Bestimmt meldet er sich bei dir, wenn er wieder in Australien ist. Wie ist bei euch der Stand der Dinge?«
»Gut. Die Bezirksverwaltung hat ein Moratorium beschlossen. Mach dir keine Sorgen, Schätzchen, das Haus bleibt schon noch stehen, bis du zurückkommst.«
»Das beruhigt mich.«
»Dieses Telefonat kostet dich doch bestimmt ein Vermögen. Es ist aber auch alles so schrecklich aufregend. Schick mir eine E-Mail, wenn du mehr weißt.«
»Ich wollte dich nur anrufen und es dir sagen. Ich war ja völlig fassungslos«, sagte Julie.
»Das bin ich auch. Jetzt muss ich mich erst einmal zu deinem Vater setzen und das alles verdauen. Pass auf dich auf, Julie.«
»Alles Liebe, Mama.«
»Dir auch alles Liebe. Ich bin wirklich froh, dass du diese Reise gemacht hast.«
»Ich auch.«
Julie legte auf. Ihr wurde klar, dass es noch eine Menge zu sehen gab – und zweifellos gab es auch noch einige Familiengeheimnisse zu entdecken.
Kapitel 8
Langkawi, 2009
A uf dem kurzen Flug von Kuala Lumpur zur Insel Langkawi stellte Julie fest, dass sie so viel lachte wie schon seit Jahren nicht mehr, und ihren Mitreisenden ging es nicht anders. Die kleine Gesellschaft bestand aus Martine, Shane und Peter, Tina und Carl, die in den Cameron Highlands eine Teeplantage besaßen, Christopher Nichols, dem australischen Luftwaffenoffizier aus Butterworth, und den Stevensons, einem Paar Ende vierzig, das auf der anderen Seite der Insel am Jachthafen von Telaga eine Wohnung hatte.
»Sie müssen uns zum Lunch besuchen«, sagte Ursula Stevenson. »Wir könnten mit unserem Boot rausfahren. Auf der Insel gibt es erstaunliche Dinge zu sehen.«
»Die sind in Europa im Reedereigeschäft«, flüsterte Martine Julie später zu. »Steinreich. Sie kommen jedes Jahr her.«
»Langkawi ist anscheinend sehr beliebt. Jetzt verstehe ich, warum es Marjorie Carter hier so gefallen hat«, bemerkte Julie, als sie über die tiefblaue, mit grünen Inseln übersäte Andamanensee flogen, die sich westlich der malaiischen und thailändischen Küste erstreckt.
»O ja. Sie hätte auch gern etwas hier gekauft, nachdem sie Ursulas Wohnung gesehen hatte, aber dann hat sie es sich anders überlegt und sich für ein Penthouse in Penang entschieden.«
»Ist sie dort oft?«, fragte Julie.
»Wenn es ihr im Haus ihrer Tochter in Schottland, wo sie sonst wohnt, zu kalt und zugig wird, kommt sie hierher und genießt die Wärme und die Sonne. Ich kann dir ihre Handynummer geben«, erwiderte Martine.
»Danke. Ich bin so gespannt auf diese Geschichte mit Großtante Bette und Philip. Wahrscheinlich haben die Jungs schon als Kinder erfahren, was mit ihrem Vater im Krieg passiert ist, also ist es für sie nicht so aufregend wie für mich, weil ich ja nie irgendwas davon gewusst habe.«
»Marjorie kann dir bestimmt einiges erzählen. Shane sagt, sie war während ihrer Zeit im Lager erst zwölf. Für seinen Vater war sie eine Art großer Schwester, deshalb sind sie in Verbindung geblieben. Und auch als Philip und Stephanie ums Leben kamen, hat sie Kontakt zu den Jungs gehalten. Jetzt landen wir gleich. Ich hoffe, es gefällt dir hier. Wir steigen in einem süßen Hotel ab. Wart nur ab, bis du es siehst«, sagte Martine.
»Ich bin schon gespannt. Kann man dort viel unternehmen? Peter hat was von Angeln erwähnt.«
»Man kann ganz tolle Sachen machen, aber natürlich auch einfach faulenzen. Was mir persönlich am liebsten
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