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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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florierten.
    Drei Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung saß Bette eines Abends allein in der kühlen Dämmerung in einem Innenhof des Hauses, als sie Tony heimkommen hörte. Er trottete in einer weißen sackartigen Hose, weißem T-Shirt und Tennisschuhen den Weg entlang, sein Haar war zerzaust, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Sie brach in Gelächter aus.
    »Was hast du denn vor? Willst du Marlon Brando Konkurrenz machen?«
    »Man hat mich überredet, den Hash House Harriers beizutreten. Sie haben gerade ihren Club wiedereröffnet und veranstalten Läufe am Ufer.«
    »Wer sind denn die Hash House Harriers?«
    »Die Gruppe wurde vor dem Krieg von ein paar verrückten britischen Offizieren in Kuala Lumpur gegründet. Im Kern ging es darum, einen Kater loszuwerden und sich gleichzeitig Durst für den nächsten zu holen.«
    »Besonders vernünftig ist es nicht, in diesem heißen Klima kilometerweit zu laufen, Schatz, aber wenn es dir Freude macht.« Bette musste wieder lachen, als sie ihren sportbegeisterten, aber ziemlich untrainierten Ehemann betrachtete.
    »Ich wollte mich nur rasch umziehen und dich zum Essen mit ein paar Harriers und ihren Frauen abholen.«
    »Schön. Aber vergiss nicht, dass wir für morgen Abend schon was vorhaben.«
    »Als ob ich das vergessen könnte.« Er setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schulter. »Zehn gemeinsame Jahre. Und jeder einzelne Tag eine Freude.« Tony küsste sie. »Was für ein Geschenk wünschst du dir zu diesem bedeutenden Ereignis?«
    »Nicht noch mehr teure Geschenke«, erwiderte Bette. Als sie ihn ansah, kamen ihr plötzlich die Tränen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er zärtlich.
    »Ja. Nur, als du vorhin gekommen bist … ich hatte gerade an das Lager gedacht. Und ich hatte mir überlegt, dass ich gern nach Sarawak fahren und mir anschauen möchte, was aus dem Kriegsgefangenenlager geworden ist.«
    »Damit ein paar Gespenster zur Ruhe kommen?«
    Bette nickte. »So was in der Art. Ich kann nicht erklären, was mich dorthin zieht, aber es ist so.«
    »Dann müssen wir fahren«, sagte Tony entschieden. »Wir machen eine Hochzeitstagreise daraus.«

    Bette hätte nicht sagen können, warum genau sie wieder nach Sarawak wollte. Aber sie spürte das Bedürfnis, das Gelände am Rande von Kuching aufzusuchen, wo sich das Kriegsgefangenenlager befunden hatte. Als sie dann jedoch über das dichte Blätterdach des Dschungels flogen und sie sah, wie sich der breite, braune Sarawak River unter ihnen dahinschlängelte, wie seine schützenden Mangrovenwälder landeinwärts wucherten und wie sich die hübsche Stadt Kuching an seinem Ufer entlangzog, war sie plötzlich von Freude überwältigt.
    »Danke, Liebling. Das ist etwas ganz Besonderes«, flüsterte sie Tony zu.
    Sie stiegen in dem gemütlichen Hotel Aurora ab, spazierten am Ufer entlang ins Zentrum von Kuching und erkundeten die Stadt. Bette entdeckte das Sarawak-Museum, das sie sehr interessierte. Tony hatte nichts dagegen, dass sie einige Zeit dort verbrachte, da er sich ohnehin mit dem Bekannten eines Geschäftspartners in Penang treffen wollte.
    Am späten Nachmittag trafen sie sich am Fluss wieder. »Ich habe den Kurator des Museums kennengelernt«, berichtete Bette mit leuchtenden Augen. »Tom Harrisson ist ein ganz außergewöhnlicher Mann! Und so interessant. Ich habe ihm erzählt, dass ich das alte Lager besuchen will, und wir kamen auf den Krieg zu sprechen. Denn er hat meinen australischen Akzent erkannt und mir erzählt, dass er zusammen mit sieben australischen Spezialagenten von der Force Z mit dem Fallschirm über einer abgelegenen Hochebene in Borneo abgesprungen ist. Sie haben nicht nur Geheimdienstberichte geliefert, sondern auch tausend Kopfjäger mit Blasrohren rekrutiert, die etwa fünfzehnhundert japanische Soldaten getötet oder gefangen genommen haben.«
    »Das klingt spannend«, sagte Tony. »Ich hab von diesem Burschen schon gehört. Er ist wohl ziemlich ungewöhnlich und ein bisschen exzentrisch.«
    »Seit dem Krieg lebt er hier und hat erstaunliche archäologischen Entdeckungen in den Niah-Höhlen gemacht hat. Die Fossilien und Schädel dort sind nach seiner Schätzung mehr als vierzigtausend Jahre alt. Ich würde schrecklich gern dorthin fahren und sie mir ansehen. Die Höhlen haben angeblich gewaltige Ausmaße.«
    »Das würde dir Spaß machen? Dann werde ich mich darum kümmern. Und was ist mit dem Lager? Möchtest du morgen dorthin?«
    Bette nickte stumm. Bei dem Gedanken

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