Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
besonders als Gummi für Autopneus benötigt wurde. Ich gründete meine eigene Plantage – Utopia – vor ungefähr vierzig Jahren. Das Geschäft lief wie geschmiert. Neben den Höhen gab es natürlich auch Tiefen, aber wir sind sehr stolz auf das, was wir uns aufgebaut haben.«
»Und seitdem sind Sie hier?«, erkundigte sich Winifred, um auszuloten, wie tief Rolands Wurzeln in Malaya reichten.
Dr. Hamilton, ebenfalls Tischnachbar Winifreds, hatte zugehört und warf ein: »Man geht nicht leichten Herzens von hier fort, Mrs. Oldham. Der Osten entwickelt einen eigenen Reiz, wie Ihre Tochter bald merken wird. Aber besonders empfänglich dafür sind die Männer. Es liegt an der Lebensart. Hier werden Freundschaften oft unter schwierigen Umständen geschlossen, und wenn Menschen unter ungewöhnlichen Bedingungen zueinanderfinden, schweißt das die Gemeinschaft zusammen.«
»Ja«, stimmte Eugene zu, »wir haben inzwischen einen ganz eigenen Lebensstil, und wir genießen nicht nur unsere geschäftlichen und sportlichen Erfolge, sondern teilen auch unsere Sorgen und Nöte. Bei uns steht Kameradschaftsgeist hoch im Kurs. Und weil die Europäer hier recht verstreut leben, neigen wir dazu, jeden sich bietenden Anlass groß zu feiern. Dies ist also heute ein sehr glücklicher Tag für unsere Familien.« Er hob sein leeres Glas. »Boy!« Augenblicklich eilte ein Kellner herbei und schenkte ihm und Dr. Hamilton nach.
Winifred war beeindruckt von den illustren Gästen bei diesem Empfang, unter denen sich auch der Bezirksverwalter samt Familie befand. Man machte sie mit Plantagenbesitzern und Vertretern der beiden großen Handelsgesellschaften Bousteads und Guthries bekannt sowie mit Beamten der Kolonialverwaltung, unter denen sich zu Winifreds Erstaunen auch einige elegant gekleidete Chinesen befanden.
Als sie Dr. Hamilton darauf ansprach, erwiderte er: »Wissen Sie, wir sind hier nicht in Indien. Wir scheuen den Umgang mit Menschen anderer Rassen nicht, viele von ihnen sind sehr umgänglich. Und gewiefte Geschäftsmänner.«
Der Alkohol floss in Strömen, und alle amüsierten sich prächtig. Winifred wurde von Roland, Gilbert, Eugene und Dr. Hamilton mehrmals aufgefordert und so lange auf der Tanzfläche herumgewirbelt, bis ihr ein wenig der Kopf schwirrte.
Auch Margaret genoss die Feier in vollen Zügen, sie freute sich über jedes Kompliment und all die freundlichen Einladungen, verbunden mit dem Versprechen, sie mit allem hier vertraut zu machen. Roland erwies sich als vorzüglicher Tänzer, und wenn er sie im Arm hielt, küsste er sie auf die Wange und flüsterte ihr Dinge ins Ohr, die sie erröten ließen. Nur widerwillig riss sie sich von der Feier los, als ihre Mutter ihr auf die Schulter tippte und meinte, es sei an der Zeit, sich zurückzuziehen und für die Reise umzukleiden.
Unterstützt von Winifred, legte Margaret ein blassblaues Leinenkostüm an, setzte ein Hütchen auf und schlüpfte in hochhackige graue Pumps. Dazu trug sie weiche graue Handschuhe und eine ebensolche Handtasche. Als sie in den Festsaal zurückkehrte, war ihr kleiner Koffer mit den Kleidern für die Flitterwochen bereits im Kofferraum des Wagens verstaut. Margaret und Roland wurden mit vielen guten Wünschen verabschiedet.
»Ach Mutter, bist du dir sicher, dass du es hier allein aushältst?«, fragte Margaret, als sie Winifred umarmte.
Dr. Hamilton fasste Winifreds Arm. »Mein liebes Kind, Ihrer Mutter wird es hier an nichts fehlen«, versicherte er. »Wir entführen sie jetzt erst einmal zu einem schönen Dinner, und nächste Woche werde ich ihr die Stadt zeigen.«
»Oh, das ist doch nicht nötig«, setzte Winifred an.
»Unsinn. Die Frau des Bezirksverwalters hat uns alle morgen zum Lunch eingeladen. Ich hole Sie um zwölf Uhr ab«, versprach der liebenswürdige Arzt.
»Und wir kommen auch rechtzeitig zurück, um dich nach Port Swettenham zum Schiff zu bringen«, versprach Margaret.
Dr. Hamilton lächelte Margaret aufmunternd zu. »So, nun los, ihr beiden.«
Nachdem Margaret ihre Mutter geküsst hatte, stiegen sie und Roland in einem Regen aus buntem Reis und Blütenblättern in den glänzenden Studebaker, den Roland von einem Freund geliehen hatte, und fuhren ab. Die Hochzeitsgäste zogen jetzt an die lange Bar des nahe gelegenen Selangor Club um.
Roland nahm Margarets Hand. »Endlich sind wir allein. Du hast bei der Trauung wunderschön ausgesehen. Ich war so stolz darauf, dass du meine Frau wirst.«
Margaret lehnte
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