Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
sich zurück und lächelte zufrieden.
Im rötlichen Licht der Abenddämmerung, mit der ihr Hochzeitstag zu Ende ging, boten sich Margaret flüchtige Eindrücke von ländlicher Beschaulichkeit. Sie hatten nun die Stadt hinter sich gelassen und fuhren durch eine grüne Ebene auf die dunklen, steil aufragenden Berge zu. In den Kampongs sah sie Kinder in einem Fluss planschen, während Frauen in farbenfrohen Sarongs ihr langes schwarzes Haar wuschen. Ein unbewachter Obststand, ein unter Bäumen liegendes Fahrrad, der träge Rauch eines Kochfeuers. Allmählich begannen die Vorbereitungen für den Abend. Auf den glatten Wasseroberflächen der Reisfelder, mit roten Erdwällen sauber und präzise voneinander abgegrenzt, spiegelte sich schräg einfallendes Sonnenlicht.
Nun ging es hinauf in die Berge, doch Margaret schien es, als würden sie in der Finsternis versinken, überwältigt von dem Himmel, an dem schon die ersten Sterne funkelten. Hoch ragten Bäume empor, dunklen Fingern gleich, die in den Himmel deuteten, und das Licht der Scheinwerfer tanzte hin und her, während sich der Wagen die kurvenreiche, immer steiler werdende Bergstraße hinaufmühte.
Margaret saß schweigend da, die Augen geschlossen, und hielt die Hand ihres Mannes.
»Wir sind da – The Gap«, sagte Roland schließlich. »Hast du geschlafen, Margaret?«
»Nein. Ich glaube, ich bin zu aufgeregt, es war ja ein großer Tag.«
Er küsste sie flüchtig und murmelte: »Und er ist noch nicht vorbei.« Während er die Tür öffnete, setzte er hinzu: »Einen Drink zur Entspannung, ein kleiner Imbiss. Ich habe heute nicht genug gegessen, weil ich zu sehr mit den Unterhaltungen beschäftigt war. Komm, Margaret.«
Das weitläufige staatlich betriebene Rasthaus mit einem Speisesaal, einer Veranda und einer Bar wirkte zwar einladend, entsprach aber nicht gerade dem, was Margaret unter elegant verstand.
»Wir könnten hier auch übernachten, wenn dir die Reise zu anstrengend wird«, sagte Roland, der sah, wie blass sie war. »Es gibt nur einfache Zimmer, aber man ist hier ganz gut untergebracht. Auf alle Fälle müssen wir abwarten, bis die Straße freigegeben wird. Es gibt nur eine Fahrspur in die Berge, und hier ist der Wechselpunkt.«
»Du meinst, Autos können die Straße immer nur in einer Richtung befahren?«, fragte Margaret.
»Ja, die letzte Teilstrecke zum Gipfel ist so eng, dass ein Fahrplan bestimmt, wann Autos bergauf oder bergab fahren dürfen«, erklärte Roland und fügte lachend hinzu: »Nur eben nicht gleichzeitig.«
Margaret entschied, dass sie ihre Hochzeitsnacht nicht an einem so unromantischen Ort verbringen wollte. Also trank sie einen Tee, während Roland sich einen Brandy genehmigte und mit den anderen Reisenden plauderte, die ebenfalls nach Fraser’s Hill wollten.
Endlich wurde die Straße freigegeben, sie stiegen wieder in den Wagen und setzten in einem kleinen Fahrzeugkonvoi ihren Weg zu dem beliebten Urlaubsort fort. Die Straße war schmal und dunkel. Dann erblickte Margaret die Lichter vereinzelter Bungalows, da und dort ein beleuchtetes Verkehrszeichen und schließlich einen kleinen Dorfplatz, der von massiv gebauten Häusern umgeben war. Erleichtert seufzte sie auf, als sie auf einer gekiesten Zufahrt unter dem Eingangsportikus eines stattlichen Hauses des Ye Olde Smokehouse Hotel hielten.
Ein Diener öffnete die Autotür, und Margaret fröstelte in der überraschend kalten Luft. An dem im Pseudo-Tudorstil erbauten Haus rankte Efeu empor, üppige Blüten sprossen aus den Blumenkästen unter den Bleiglasfenstern. Mr. MacAllister, der Hoteldirektor, hieß sie überschwenglich willkommen und führte sie in die kleine Lounge, deren Interieur an das gute alte Schottland erinnerte: Kissen und Sofapolster waren mit Fraser-Tartan bezogen. Im Kamin brannte ein Feuer, und Margaret fühlte sich mit einem Mal, als wäre sie wieder im schottischen Hochland.
»Willkommen, Mr. Elliott, Mrs. Elliott. Bitte nehmen Sie doch einen Drink, bis Ihr Gepäck auf Ihr Zimmer gebracht worden ist. Soll ich den Herrschaften ein Bad einlassen?«
Roland wandte sich an Margaret. »Hast du Lust auf ein entspannendes Bad, meine Liebe? Ich komme auch bald hinauf. Es sei denn, du möchtest mir hier bei einem Schlummertrunk Gesellschaft leisten?«
»Ein heißes Bad wäre wundervoll. Du lässt dir aber nicht zu lange Zeit, Roland?«
»Nein, gewiss nicht. Ich warte nur, bis du dich ein bisschen eingerichtet hast, und lasse mir inzwischen von
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