Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Mr. MacAllister die Neuigkeiten aus dem Distrikt erzählen.«
Ihr Gastgeber stellte ihnen mit einer leichten Verbeugung seine Frau Janet vor. »Sie wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen und dafür sorgen, dass Sie alles haben, was Sie brauchen. Ich freue mich, Sie morgen zu sehen, Mrs. Elliott.«
»Danke«, sagte Margaret, und als sie Mrs. MacAllister die Treppe hinauf folgte, empfand sie es als ungeheuer beglückend, dass sie nun Mrs. Elliott genannt wurde.
Die Zeit in Fraser’s Hill verging für Margaret wie im Flug. Es dauerte eine Weile, bis sie sich daran gewöhnte, dass nun ein Mann vierundzwanzig Stunden am Tag um sie herum war. Doch Roland erwies sich als liebenswürdig und aufmerksam und war offenbar sehr angetan von seiner jungen, attraktiven Frau. Margaret war froh, dass sie als Jungfrau in die Hochzeitsnacht gegangen war. Doch trotz Rolands Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen war wilder, leidenschaftlicher, euphorischer Sex bislang noch etwas, was Margaret nur aus Romanen kannte. Sie erwiderte Rolands Zärtlichkeiten mit einer Hingabe, von der sie hoffte, dass sie ihn zufriedenstellte, war aber doch erleichtert, wenn es vorbei war.
Das kühle Klima empfand Margaret als Wohltat. Da Roland Frühaufsteher war, machten sie vor dem Frühstück, wenn noch Nebelschleier über den dicht bewaldeten Hängen lagen, einen Spaziergang über das Hotelgelände. Nach einem traditionellen englischen Frühstück gingen sie dann, mit Fernglas und einem Naturführer ausgerüstet, ins helle Morgenlicht hinaus, um Vögel zu beobachten.
»Das Hochland ist berühmt für seine Vogelvielfalt«, sagte Roland. »Der Hornvogel ist sehr imposant mit seinem prachtvollen Gefieder und dem großen gekrümmten Schnabel. Angeblich bringt es Glück, wenn man einen entdeckt.«
Margaret hatte sich nie sonderlich für Vögel interessiert, fand aber durchaus Gefallen an den Spaziergängen auf den schmalen, verschlungenen Waldpfaden. Manchmal begegneten sie jungen Inderinnen, die Lebensmittel oder frische Wäsche zu den höher gelegenen Hotels trugen, und gelegentlich stießen sie auch auf hübsche Bungalows, die eingezäunt und bewacht waren.
»Viele Banken, Unternehmen und reiche Geschäftsleute haben hier oben ein Haus. Wenn die Leute von der Küste heraufkommen, um der Hitze zu entfliehen, ist hier viel los«, erklärte Roland. »Auch die Cameron Highlands sind mittlerweile gefragt. Diese Region ist weitläufiger, und es gibt Teeplantagen in der Nähe.«
Auf ihren Spaziergängen trafen sie mitunter auch eine Gruppe englischer Schulmädchen, die das anglikanische Internat St. Margaret in Fraser’s Hill besuchten, und wechselten ein paar höfliche Worte mit der Lehrerin. Hier zur Schule zu gehen stellte sich Margaret wunderbar vor, und zudem hatte es für die Mädchen den Vorteil, dass ihre Familien in der Nähe lebten. Besser, als nach England aufs Internat geschickt zu werden, dachte sie.
Nach ihrem Mittagsschläfchen setzten sie sich jeden Nachmittag zu Tee und Scones mit Erdbeermarmelade auf die Terrasse. Ihre gemütliche Suite war mit Rattansesseln und Chintzvorhängen eingerichtet. In ihrem Wohnzimmer gab es einen kleinen offenen Kamin, in dem abends, wenn sie nach dem Essen heraufkamen, immer ein Feuer prasselte.
Sie lernten andere Paare kennen und spielten manchmal mit ihnen Karten oder trafen sich zu Spieleabenden. Vorzugsweise nahm Roland aber seinen Stengah am Kamin, wo er mit anderen Männern über Lokalpolitik und Geschäftliches sprach. Unterdessen las Margaret die Frauenzeitschriften, die aus London kamen, und überlegte, ob sie sich nicht ein paar Bücher besorgen sollte, die sie zur Plantage mitnehmen konnte. Roland fand das eine gute Idee.
»Ja, wir sind schon Mitglied im Buchclub von Kuala Lumpur. Wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind, solltest du mal dort vorbeischauen und mit Mrs. Nicky sprechen. Das ist die neue Sekretärin.«
»Eine Bücherei? Aber wann komme ich da schon hin?«, wandte Margaret ein.
»Der Buchclub von Kuala Lumpur wurde vor gut dreißig Jahren für die Plantagenbesitzer in abgelegenen Regionen gegründet, und die Bücher werden per Post versandt. Mrs. Nixon, so heißt sie eigentlich, schickt dir Bücher deiner Wahl. Du solltest dich also mit ihr darüber unterhalten, was dir gefällt.«
»Das werde ich«, sagte Margaret, denn ihr war klar, dass sie viel freie Zeit haben würde. Wie Roland ihr versichert hatte, gab es auf der Plantage Hauspersonal. Die Arbeitsabläufe hatten Eugene
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