Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Malaya wird der Krieg nicht kommen«, stellte Margaret resolut fest.
Roland wirkte nicht ganz so überzeugt davon wie seine Frau. Zu Bette meinte er: »Das ist also deine Geburtstagsreise? Da hat der Krieg wohl deine Pläne durcheinandergeworfen, falls du wie Margaret nach Europa wolltest?«
»Ach, nach Europa wäre ich sowieso nicht gefahren. Aber hierher, nach Fernost, wollte ich schon ewig. In Margarets Briefen klang alles so faszinierend.«
»Dann werden wir uns alle Mühe geben, dir etwas zu bieten«, versprach Roland.
»Das ist gar nicht nötig. Ich komme ziemlich gut allein zurecht«, entgegnete Bette fröhlich.
»Sie will in den Dschungel«, erklärte Margaret mit verhaltenem Lächeln. »Ich habe ihr gesagt, dass das eine verrückte Idee ist. Wenn wir erst da sind, wird sie begreifen, warum.«
»Wir haben für Sonntag Nachbarn zu einem großen Curry-Tiffin eingeladen, als Willkommensparty für dich und Bette. Der Club war ohne dich in den letzten Monaten ziemlich öde, und ohne meine beste Partnerin war ich beim Bridge völlig aufgeschmissen.«
»Du spielst jetzt Bridge?«, fragte Bette. »Du bist so ein kluges Kind, Margie.«
»Man tut, was man kann. Bridge ist hier eben sehr beliebt.«
Bette setzte sich zu Margaret und Philip auf die Rückbank des Oldsmobile.
»Da gibt es nicht viel zu sehen«, erklärte Margaret. »Endlosen Dschungel, Plantagen und ein paar Dörfer. Hie und da eine Kleinstadt.«
»Aber das ist doch genau das, was mich interessiert«, gab Bette zurück. »Ich habe meinen Skizzenblock und Aquarellfarben dabei. Ich weiß schon jetzt, dass es mir hier gefallen wird.« Sie sah ihre Schwester an. »Danke, dass ihr mich eingeladen habt.«
»Für Margaret ist es schön, wenn du ihr Gesellschaft leistest. Und für Philip auch.« Roland warf dem Jungen einen Blick zu. »Du zeigst doch Tante Bette deine Lieblingsspielsachen, junger Mann?«
»Bet-Bet … spielen«, erwiderte Philip begeistert.
»Prima«, sagte Bette. »Hast du Haustiere?«
»Das ist ein wunder Punkt«, lächelte Roland.
»Roland, ich hatte dich gebeten, diese Tiere wegzuschaffen, während wir weg sind«, sagte Margaret.
»Ein Makake lässt sich nichts vorschreiben«, erwiderte Roland.
»Ein was?«, fragte Bette.
»Ein ziemlich boshafter Affe. Du darfst sie nicht ermuntern, sie werden sonst lästig.«
»Hattest du als Kind Haustiere?«, wandte sich Bette an Roland, als sie über die alte Fernstraße Richtung Slim River fuhren.
»Na klar. Eine Weile habe ich einen Python gehalten, bis die Fütterung schwierig wurde und Mutter wollte, dass ich ihn freilasse.«
»Igitt. In der Wildnis gibt es genug Tiere, man muss sie nicht auch noch ins Haus holen«, meinte Margaret.
»Wie lustig«, sagte Bette.
»Bist du immer so begeistert von allem?«, fragte Roland amüsiert.
Bevor Bette antworten konnte, schaltete sich Margaret ein. »Für Mutter ist sie unser kleiner Sonnenschein, ich nenne sie Pollyanna. Wenn jemand einer schlimmen Sache etwas Gutes abgewinnen kann, dann Bette.«
Bette lächelte nur und fragte Roland über die Plantage aus. Wie wurde das Gummi gesammelt, was machten die Arbeiter, wo kamen sie her, wie lebten sie? Sie wollte auch wissen, warum Rolands Vater nach Malaya gekommen war. Und wie war Rolands Kindheit auf Utopia gewesen? Würde Philip ähnliche Erfahrungen machen?
Margaret schloss die Augen, und Philip bettete den Kopf auf ihren Schoß und schlief ein. Doch Margaret lauschte dem Gespräch zwischen Roland und Bette und erfuhr einiges über die Vergangenheit ihres Mannes, was ihr vorher unbekannt gewesen war.
Bei der Ankunft auf Utopia hielt sich Bette im Hintergrund. Alle veranstalteten einen großen Wirbel um Philip, der eifrig herumrannte. Margaret stellte Eugene ihre Schwester vor.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, junge Dame. Ich hoffe, Ihr Aufenthalt bei uns wird Ihnen zusagen«, begrüßte er sie förmlich.
Aber Bettes begeisterte, ungekünstelte Antwort entlockte dem alten Mann ein breites Lächeln.
Margaret rief Kim zu sich, die Philip in die Arme geschlossen hatte. »Bette, das ist Rolands alte Amah«, machte sie die beiden bekannt. »Sie glaubt, dass Roland ihr gehört, und jetzt denkt sie offenbar dasselbe von Philip. Wir bringen dich zu unserem Bungalow, damit du dich frisch machen kannst. Mr. Elliott sehen wir dann bei Sonnenuntergang zum Aperitif wieder.«
»Wirklich? Wie schön.«
In Margarets und Rolands Bungalow führte Ah Kit Bette in ihr Zimmer, während Margaret
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