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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und weil sie hier geboren und nicht neu zugewandert waren, nannte man sie Peranakan. Die Männer wurden als Baba, die Frauen als Nyonya bezeichnet. Da die Briten in der Kolonie für Recht und Ordnung sorgten und damit den Lebensunterhalt auch der chinesischen Familien sicherten, stand die chinesische Gemeinde loyal zu ihnen, hatte aber auch einiges von den Sitten und dem Kleidungsstil der Malaien übernommen. Grundlage ihres Reichtums war einst der Seehandel gewesen, den ihre Vorfahren in ganz Südostasien aufgebaut hatten. Mai Ling war eine Nyonya aus einer reichen Familie, die ursprünglich aus Fujian stammte. Tonys Eltern gehörten zu einer Elite, die es für das Beste hielt, ihre Söhne in England erziehen zu lassen, und seit Tony ein Stipendium für Cambridge erhalten hatte, war er der Stolz der ganzen Familie. Er sei, so versicherte Roland den Schwestern, ein sehr fortschrittlicher Geschäftsmann.
    »Das muss er wohl«, flüsterte Margaret Bette zu, »jedenfalls nach Mai Lings hinreißendem Schmuck zu urteilen.«
    »Malaya ist wohl der reinste Schmelztiegel, Roland?« Bette, die aus einer angelsächsischen Mittelschichtfamilie stammte und solche Vielfalt noch kaum erlebt hatte, fand diesen Mix der Kulturen höchst faszinierend und exotisch. »Ich meine, es gibt einheimische Malaien, Chinesen, Tamilen aus Indien, die auf der Plantage arbeiten, und Europäer. Eure Plantage ist ein Mikrokosmos dieser Welt. Woher kommen denn deine Arbeiter?«
    »Meine Güte, Margaret, ist deine Schwester neugierig! Du hast mir nie solche Fragen gestellt. Tja, im Haushalt gibt es eine Art Hierarchie. Der chinesische Hausdiener Ah Kit ist der Chef. Die Amahs sind ebenfalls Chinesinnen. Sie sind in der Regel unverheiratet und widmen sich ganz der Familie. Kim, meine alte Amah, arbeitet immer noch für meinen Vater. Ah Min, Philips Amah, ist noch relativ jung. Niedrige Arbeiten werden meistens von Indern erledigt. Die Kulis, die auf der Plantage arbeiten, sind Tamilen, unsere Wachleute hingegen Sikhs. Die meisten Europäer beschäftigen Malaien als Chauffeure, aber Vater würde keinem anderen als Hamid seinen Wagen anvertrauen. Ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen, als Kinder haben wir miteinander gespielt.«
    »Die Loyalität ist also wechselseitig«, meinte Bette nachdenklich.
    Die Tsangs hatten mehrere Pferde im Rennen und luden die Schwestern zur Besichtigung ihrer Ställe ein. Margaret, die Champagner nippend mit einigen eleganten Damen unter einem weinberankten Spalier auf der Terrasse saß, nahm die Einladung an, und beide folgten den Tsangs in die Stallungen.
    »Reiten Sie?«, fragte Tony.
    »Ich hatte Unterricht auf dem Ponyhof, als ich klein war«, sagte Bette. »Aber seither hatte ich keine Gelegenheit mehr dazu. Eigentlich würde ich es gern mal wieder versuchen.«
    »Hier ist es ein beliebter Sport. Im Hochland, wo es für die Pferde kühl genug ist, gibt es eine Menge Reitclubs. Tony und Roland sind exzellente Reiter und Polospieler«, erklärte Mai Ling mit dem britischen Akzent der besseren Kreise.
    »Da würde ich ihnen gern einmal zusehen«, rief Bette.
    »Ich auch«, sagte Margaret. »Ich hatte keine Ahnung, dass Roland ein so guter Reiter ist.«
    »Dann müssen wir wohl eine Vorführung für die beiden Damen machen«, meinte Tony Tsang. »Aber jetzt werde ich erst einmal ein paar Wetten abschließen. Schließlich muss ich zeigen, dass ich an meine Pferde glaube!«
    Am Abend nach den Rennen speisten Bette, die Elliotts und ihre Freunde im E&O Hotel. In dem opulent ausgestatteten weißen Gebäude an der Küste drängten sich Gäste in Abendkleidung. Als sie auf der Veranda unter dem Sternenhimmel saßen, der Mond über die Wipfel der hohen Palmen stieg und das Wasser an die Ufermauer schlug, flüsterte Bette Margaret zu: »Das ist so romantisch. Wie eine Szene aus einem Kinofilm!«
    Margaret lächelte zufrieden. »So ist das Leben hier draußen. Wir haben einfach Glück.«
    Für ihre Gruppe wurden an dem großen runden Tisch allerhand Köstlichkeiten aufgetischt, darunter aus Australien eingeflogene Erdbeeren und französischer Champagner. Nachdem die Ereignisse des Renntags abgehandelt waren, wandte sich das Gespräch dem Krieg in Europa zu.
    Ein bekannter Kautschukplantagenbesitzer bemerkte, während er sich eine Zigarre anzündete: »Der Einmarsch der Nazis in Frankreich ist eine Katastrophe. Ich würde gern losziehen und für England kämpfen, aber wir müssen natürlich hierbleiben und dafür sorgen, dass die

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