Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Gummiproduktion weiterläuft.«
»In Europa muss es jetzt schrecklich sein«, bemerkte eine Frau, die Margaret gegenübersaß.
»Haben Sie gehört, dass Peggy Harrison nach England gefahren ist, um ihre Kinder zu holen? Sie mussten in einem verdunkelten Schiff den Atlantik überqueren und in Kanada mit dem Zug weiter nach Vancouver und von dort mit einem anderen Schiff über den Pazifik nach Malaya fahren. Das war wirklich sehr tapfer von ihr«, berichtete die Frau des Plantagenbesitzers.
»Leider ist Charlotte auch noch in England«, sagte Eugene. »Ich wünschte, sie würde herkommen, damit sie in Sicherheit ist, aber sie will bei ihren Eltern bleiben. In solchen Zeiten kann sie die alten Leute ja schlecht im Stich lassen.«
»Ob wir wirklich in Sicherheit sind, bezweifle ich«, warf Roland ein.
Seine Bemerkung rief heftigen Protest hervor.
»Gegen wen sollen wir in Malaya denn kämpfen?«, fragte ein rotgesichtiger Mann, der neben Bette saß. »Bestimmt nicht gegen die Deutschen.«
Aber Roland blieb skeptisch. »Ich glaube, dass wir noch Ärger mit den Japanern bekommen werden.«
»Unsinn, alter Junge. Jeder weiß, dass die Japaner kurzsichtig sind. Die nehmen uns gar nicht wahr. Und außerdem taugen ihre Flugzeuge nichts, die kommen ja kaum in die Luft«, tönte ein anderer und erntete beifälliges Lachen.
»Tja«, sagte Roland, »doch in China sind die Japaner schon einmarschiert. Sie wollen ihr Reich ausdehnen, greifen nach dem Öl in Niederländisch-Ostindien, und wer soll sie aufhalten?«
»Wie wär’s mit der britischen Marine?«, erwiderte eine der Frauen spöttisch. »Jeder weiß, dass wir unter ihrem Schutz stehen, weil die Gummilieferungen nicht abbrechen dürfen. Und es ist ja wirklich an der Zeit, dass wir mit dem Gummi endlich Geld verdienen. Die letzten Jahre waren ziemlich mager, und der Krieg bedeutet, dass für uns endlich gute Zeiten anbrechen.«
Margaret fand Rolands pessimistische Einwürfe ziemlich unpassend. Ihrer Meinung nach leisteten sie alle auch durchaus ihren Beitrag zu den Kriegsanstrengungen in England. Zum Beispiel strickte sie emsig. In Perak gab es eine ganze Reihe von Strickerinnen, und sie hatten schon mehrere hundert Kleidungsstücke für die Soldaten hergestellt und nach England geschickt.
»Wir tun, was wir können«, sagte sie.
»Das stimmt«, pflichtete ihr eine andere Frau bei. »Der Patriotic Fund organisiert eine Menge Mah-Jongg-Partys und Teegesellschaften, um Geld zu sammeln. Aber ich finde trotzdem, dass die Verwaltung mehr tun sollte, um uns im Ernstfall verteidigen zu können.«
»Die chinesische Gemeinde hat auch eine Menge Geld gespendet. Nicht nur die Briten legen sich ins Zeug«, bemerkte Tony Tsang.
Roland wurde allmählich gereizt. »Mir ist durchaus klar, dass meine Ansichten nicht der landläufigen Meinung entsprechen. Und zwar deshalb, weil die Behörden gerne Dinge vertuschen, die nicht an die Öffentlichkeit dringen sollen. Ich habe bereits mehr als einmal gehört, dass die Japaner schon seit einiger Zeit unsere Strände, das Sumpfland und die Urwälder vermessen. Warum tun sie das wohl?«
»Wer weiß?«, meinte der Plantagenbesitzer neben Margaret. »Aber unser Feind ist Deutschland, nicht die Japsen. Und wie meine Frau ganz richtig sagt, haben wir schließlich die Marine.«
»Aber ich fürchte, das reicht nicht«, entgegnete Roland. »Meiner Meinung nach brauchen wir gut ausgebildete Infanteristen, nicht nur das kleine Freiwilligenheer, das wir jetzt ausbilden. Wenn ihr mich fragt, sind wir zu selbstzufrieden, und irgendwann in naher Zukunft wird uns das richtig leidtun.«
Margaret versuchte, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. »Roland, du bist wirklich ein Spielverderber. Nach so einem schönen Tag sitzen wir hier mit guten Freunden zusammen, und da fällt dir kein vergnüglicheres Thema ein?«
Roland zuckte die Schultern und lächelte seiner Frau zu. »Erzähl mal, was hast du für morgen geplant?«
»Ja, Margaret, was unternehmen wir?«, wollte auch Bette wissen.
Margaret und mehrere andere Damen hatten sich für den nächsten Tag einen Einkaufsbummel vorgenommen, und Bette wollte sich anschließen.
»Obwohl mich die Stadt mehr interessiert als die Märkte, die Schmuckgeschäfte und die Schneidereien«, vertraute sie Eugene Elliott an.
»Dann kommen Sie doch mit mir, liebes Kind. Ich besuche alte Freunde in Georgetown, wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen.«
»Störe ich da nicht?«
Eugene schüttelte den
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