Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Gilbert.
»Eigentlich möchte Bette lieber ins Landesinnere und die Wildnis erleben«, warf Roland ein.
»Das hört sich doch gut an. Habt ihr noch die alte Jagdhütte und den Pagar, den dein Vater flussaufwärts gebaut hat? Das wäre doch ein idealer Ausflug für Bette«, fand Gilbert.
»Wenn sie es unbedingt möchte«, erwiderte Margaret. »Aber ich würde trotzdem gern noch ein bisschen mit ihr herumreisen. Ach, hätten wir doch einen zweiten Wagen.« Sie seufzte. »Ich habe Roland schon so oft darum gebeten, dann wäre ich unabhängig. Aber du weißt ja, alles, was die Plantage abwirft, wird sofort wieder investiert.«
Bevor Roland etwas entgegnen konnte, schlug sich Gilbert aufs Knie. »Wisst ihr was, Henderson geht nach Australien. Seine Frau hat die fixe Idee, dass die Japsen hier einfallen könnten, deshalb verkauft er alles. Das Erste, was er loswerden will, ist das Auto seiner Frau, ein Baby Austin Tourer. Schicker Wagen, gut in Schuss, denke ich, und er nimmt dafür, was er kriegt.«
Margarets Augen leuchteten auf. »Ach, Roland! Könnten wir den nicht kaufen? Damit würden Bette und ich viel mehr herumkommen!«
»Und könnten allerhand kleine Abenteuer erleben, Margaret!«, fügte Bette hinzu.
Gilbert lachte. »Eure kleinen Abenteuer könnten sich leicht zu einem Problem auswachsen. Wir können schließlich nicht zwei Damen allein in die Wildnis ziehen lassen.«
»Doch nicht in die Wildnis«, protestierte Margaret, aber ihre Augen glänzten, als sie Roland ansah.
»Ich überlege es mir«, sagte er.
»Und wenn Bette so gern das Landesinnere sehen will, warum nehmen wir sie dann nicht mit zum Pagar? Ein kleines Picknick, eine Runde Schwimmen. Wir könnten ein paar Tage bleiben. Für mich wäre es ein netter Urlaub, bevor ich zurückmuss«, sagte Gilbert.
»Gilbert, was für eine wunderbare Idee«, rief Bette. »Was meinst du, Margaret?«
Gleich nachdem Roland am nächsten Morgen um sechs Uhr früh die Plantagenarbeiter hatte antreten lassen, brachen sie auf. Roland war gespannt, wie die Ölpalmen im jüngsten Teil der Plantage gediehen, und für die anderen war die Expedition ein reizvoller Ausflug.
Roland saß am Steuer des großen Oldsmobile, Gilbert neben ihm, und Philip thronte auf der Rückbank zwischen Bette und Margaret. Sie sangen, und Gilbert brachte den Schwestern ein malaiisches Lied bei.
»Wie kommt es, dass du so viel weißt?«, fragte Bette. »Du bist doch noch gar nicht so lange hier draußen, oder?«
»Ich verbringe meine Zeit gern mit einheimischen Familien. Das fördert die Loyalität der Arbeiter. Die meisten Kulis bleiben gern an einem festen Ort und schicken ihren Familien in Indien oder China Geld.«
»Arbeitest du gern hier?«, fragte Bette.
»Als Roland mir vorschlug, mich als Plantagenverwalter zu bewerben, dachte ich, das könnte Spaß machen, aber es ist oft ziemlich hart. Man ist jeden Tag von früh bis spät beschäftigt. Außer wenn es regnet. Wachst du nicht auch gern bei prasselndem Regen auf, Roland?« Gilbert grinste.
»Ein schönes Geräusch«, bemerkte Bette.
»Nein, er meint, dass er dann ausschlafen kann«, erklärte Margaret. »Weil es zu feucht ist, um die Bäume anzuritzen.«
»Was macht ein Plantagenaufseher denn so? Bist du den ganzen Tag draußen unterwegs?«, wollte Bette wissen. Gilbert war jünger als Roland. Seine Familie lebte in England und hatte keinen Besitz in Malaya. Trotzdem hatte er die Stelle angenommen, weil er die Arbeit interessant fand.
»Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang«, antwortete er. »Man muss kontrollieren, wie die Kulis auf der Plantage mit dem Anritzen der Bäume, dem Roden und Pflanzen vorankommen. Und dann muss die Ware ja auch noch verkauft werden. Außerdem gibt es ständig Trara zwischen den Kautschukzapfern, den Kulis und ihren Familien. Unfälle, Streit, Krankheiten. Wenigstens wird es nie langweilig. Und ich bin gern in meinem Revier unterwegs. Das Land ist wunderschön. Aus dem Dschungel kommen eine Menge Bäche herunter, das ist teilweise wildromantisch. Und zum Glück ist der Verwalter in Ordnung, da habe ich ein bisschen Freiraum.«
Margaret stupste ihre Schwester an und deutete mit einem fragenden Blick auf Gilbert. Bette schüttelte lächelnd den Kopf. Aber beide mussten ein Kichern unterdrücken.
Die Fahrt führte in die Berge, bis Roland abbog und den Wagen auf einen gerodeten grasbewachsenen Weg zum Fluss lenkte. Neben einem kleinen Kampong befand sich eine Anlegestelle. Aus einer der Hütten kam
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