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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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junger Kommunistenführer«, rief Roger. »Schön, dass ihr ihn schon jetzt kennenlernen könnt, er ist ein wahrer Fels in der Brandung und ein großartiger Guerillakämpfer. Wenn wir mehr von seiner Sorte hätten, wären die Japaner alle längst aus Malaya verschwunden.«
    Als der junge Chinese näher kam, traute ich meinen Augen kaum.
    »Ah Kit, ich möchte dir Captain Elliott und Lieutenant Dickson vorstellen. Sie sind geschickt worden, um nach mir zu suchen, und haben ein Funkgerät dabei.«
    »Guten Abend, Captain Elliott«, begrüßte mich mein einstiger Bediensteter.
    »Ah Kit, das ist ja eine Überraschung! Kein Wunder, dass man im Hauptquartier meinte, mit dem hiesigen Kommunistenführer würde ich problemlos zusammenarbeiten können. Bill, Ah Kit war mein Hausdiener auf Utopia.«
    Bill schüttelte Ah Kit die Hand. »Roger spricht in den höchsten Tönen von Ihnen und Ihren Aktionen. Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Danke, Lieutenant.«
    »Sagen Sie, Ah Kit, haben Sie irgendetwas von Utopia oder meinem Vater gehört?«
    Ah Kit setzte sich zu uns auf den Boden und begann zögerlich zu sprechen. »Captain, es sieht nicht gut aus. Utopia ist jetzt das Hauptquartier der Japaner in der Region um Slim River. Sie haben das große Herrenhaus beschlagnahmt und wohnen darin.«
    »Mein Vater … wo ist er, Ah Kit? Wurde er gefangen genommen?«
    Ah Kit blickte zu Boden, schüttelte den Kopf und brauchte einen Moment, um zu antworten. »Captain, es ist schrecklich. Tuan Besar, Tuan Elliott … Er ist nicht mehr, Sir.«
    »Was soll das heißen? Wo ist mein Vater, Ah Kit?« Ich merkte, dass ich lauter wurde.
    Er senkte den Kopf. »Tot, Captain. Sie haben ihn umgebracht.«
    »Nein! Wie ist das geschehen?«, fragte ich fassungslos.
    »Tuan Elliott wollte die Plantage nicht verlassen. Er schickte alle fort, aber viele seiner Leute wollten nicht gehen. Es war ja auch ihr Zuhause. Einige Tage nachdem Sie und die Mems fortgegangen waren, tauchten japanische Soldaten auf. Tuan Elliott trat ihnen auf der Treppe des Herrenhauses entgegen und sagte ihnen, sie sollten die Plantagenarbeiter schonen, denn diese führten keinen Krieg gegen Japan. Doch die Soldaten lachten nur, und einer erschoss ihn. Sie hängten den Leichnam des Tuan an einen Baum im Hof und sagten, wer es wagte, ihn anzurühren, werde ebenfalls erschossen. Dann gingen die Soldaten in den Kampong, vergewaltigten viele Frauen und töteten einige der dort ansässigen Kautschukzapfer. Ho und ich hatten zunächst Angst, den Leichnam des Tuan herunterzunehmen, aber zwei oder drei Nächte später wagten wir es doch. Denn die Japaner hatten die alkoholischen Getränke entdeckt, die der Tuan immer im Haus aufbewahrt hatte, und die meisten von ihnen waren betrunken. Also schlichen wir leise in den Garten, schnitten den Toten vom Baum und begruben ihn im Kampong, wo ihn niemand finden wird. Die Japaner unternahmen nichts am nächsten Morgen, wahrscheinlich weil sie vor ihren Offizieren nicht zugeben wollten, dass sie getrunken hatten.«
    Ich wollte aufspringen, doch ich wusste, dass meine Beine mich nicht tragen würden. »Diese Soldaten sind also immer noch in meinem Haus?«
    »Ja, Captain.«
    »Die Arbeiter?«
    »Alle fort.«
    »Die Plantage? Die Bäume?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin ja auch fortgegangen.«
    »Es ist niemand mehr da, der sich um irgendetwas kümmert. Ach, was für eine fürchterliche Nachricht!«
    »Es tut mir leid, Roland«, sagte Bill. »Dein Vater war ein wirklich guter Mensch.«
    »Wie lange sind Sie schon Kommunist?«, fragte ich Ah Kit.
    »Schon sehr lange, Captain. Dass Tuan Elliott auf Utopia ein guter Mann war, das wusste ich. Er hat sich um seine Arbeiter gekümmert. Doch er hat uns nicht als seinesgleichen behandelt, sondern nur als billige Arbeitskräfte. Wir haben viele Stunden für wenig Geld geschuftet, damit Ihre Familie sich bereichern kann. Das halte ich für ungerecht. Meiner Meinung nach beuten uns die Briten aus. Ich finde, die Briten sollten aus Malaya verschwinden.«
    Mein Leben lang hatte ich diesen Mann gekannt, doch nun musste ich feststellen, dass ich im Grunde nichts von ihm wusste. Ich hatte Ah Kit in der Nähe des Kampongs spielen sehen, als wir beide noch klein waren, aber später war er für mich nur noch ein Dienstbote gewesen. Jetzt erfuhr ich, dass er politische Ansichten vertrat, die sich sehr von den meinen unterschieden, dass er aber auch ein tapferer Soldat war.
    »Ah Kit«, sagte ich,

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