Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
»erst müssen Sie uns helfen, die Japaner zu vertreiben.«
So rasch wie möglich bauten wir das Funkgerät zusammen und ließen das Hauptquartier in Delhi wissen, dass Roger am Leben und in einigermaßen guter Verfassung war. Man befahl uns, vor Ort zu bleiben und weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten. So begannen für mich viele Monate im Regenwald, in denen ich manchmal allein, manchmal im Team mit Bill, Roger und Ah Kit arbeitete.
Ah Kit stellte uns Stammesangehörigen der Orang Asli vor, die gewillt schienen, mit uns zusammenzuarbeiten. Sie waren geschickt darin, japanische Patrouillen ausfindig zu machen. Diese versetzten sie in Angst und Schrecken, indem sie sich immer den letzten Mann schnappten und ihn umbrachten, und das völlig geräuschlos. Deshalb wagten sich die Japaner kaum noch in den Dschungel, was bedeutete, dass wir in unserem Kampong recht sicher waren, solange wir in Deckung blieben. Die Chinesen versorgten uns mit Informationen über Munitionslager, Wachtürme und Truppenbewegungen der Japaner, und wir setzten per Funk das Hauptquartier davon in Kenntnis.
Da wir dieses Netzwerk aus chinesischen Kommunisten hatten und zudem glaubten, uns auf die Dorfbewohner verlassen zu können, bewegten wir uns freier im Dschungel und in anderen Gegenden. Dabei kam es aber auch hin und wieder zu gefährlichen Begegnungen mit Japanern, weil jemand allzu geschwätzig gewesen war oder ein Dorfbewohner auf eine Belohnung der Japaner spekulierte.
Ein besonders dramatischer Zwischenfall ereignete sich eines Abends, als ich allein unterwegs war und auf ein japanisches Lager mit acht Soldaten stieß. Bevor ich mich ihnen näherte, traf ich eine Entscheidung, die mich fast das Leben kostete. Um ihr Lager genauer in Augenschein zu nehmen, wagte ich es, meine Deckung im Dschungel zu verlassen und einen kleinen Fluss zu überqueren, der zwischen mir und den Japsen lag.
Zu meinem Glück hielt nur ein Mann Wache, so dass ich nicht von der ganzen Patrouille entdeckt wurde. Ein Schuss traf mich an der Schulter, ein jäher brennender Schmerz, und die Wucht des Aufpralls ließ mich nach vorne kippen. Ich suchte Schutz in den Untiefen des Flusses, tauchte mit angehaltenem Atem unter und versuchte mich stromabwärts treiben zu lassen. Dort grenzte der Dschungel an den Fluss, und als mir die Luft ausging und ich den Kopf aus dem Wasser streckte, fand ich mich in Ufernähe wieder, zwischen langen Gräsern, Wurzeln und Gestrüpp. Reglos lag ich im Wasser und merkte, wie ich schwächer wurde und Blut verlor.
Was nun?, fragte ich mich. Da erblickte ich einen Baum mit ausladenden Zweigen und dickem Stamm. Ich schaffte es, dorthin zu gelangen und mich zu sichern, indem ich ein Ende meines Sarongs um einen starken Ast schlang. Sollte ich bewusstlos werden, würde ich zumindest nicht ins Wasser zurückrutschen. Nun konnte ich bloß noch hoffen, dass mich jemand fand, wusste allerdings nicht, wie lange ich durchhalten würde.
Das Letzte, woran ich mich erinnere, war das Kreischen der Affen.
Später sagte man mir, dass ich beinahe verblutet wäre und fast achtundvierzig Stunden vergangen waren, bis ich von Ah Kit und einem der einheimischen Spurenleser, die den Fluss nach mir abgesucht hatten, gefunden wurde. Mehrere Tage lang schleppten sie mich durch den Dschungel zurück zu einem der sicheren Dörfer. Immer wieder wachte ich kurz auf und verlor dann erneut das Bewusstsein. Mir ist schleierhaft, wie sie es anstellten, mich so weit auf der grob gezimmerten Trage zu transportieren. Wir waren noch lange nicht in Sicherheit, als wir fast einer anderen japanischen Patrouille in die Arme liefen. Der Eingeborene erkannte plötzlich, dass er erschossen werden würde, wenn man ihn mit mir zusammen erwischte, und nahm Reißaus. Doch Ah Kit befahl mir, mich nicht zu rühren, und deckte mich mit Laub und Gestrüpp zu. So blieben wir unentdeckt. Ah Kit versprach, Hilfe zu holen. Ich verlor jedes Zeitgefühl, aber als ich die Augen wieder aufschlug, blickte ich in Bills Gesicht.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich von diesem Abenteuer erholt hatte. Ah Kit konnte mir Bandagen und Kaliumpermanganat besorgen, so dass sich die Wunde erstaunlicherweise nicht entzündete. Kein Zweifel, Ah Kit hatte mir das Leben gerettet. Als ich ihm aber dafür danken wollte, erwiderte er nur, er brauche mich lebend, damit ich ihm im Kampf gegen die Japaner beistand.
In der Zeit, die wir in den Dörfern der Orang Asli verbrachten, konnte ich feststellen,
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