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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Sie sie noch nicht auf den Wagen
    gehoben, John Wittling?“ „Paul, ich dachte, wir sind zwei vernünftige
    Menschen“, versuchte John es nochmals. „Sehen Sie hinauf in den Himmel, John!“
    Paul deutete auf die inzwischen senfgelben Wolken. „Hier kommt bald ein
    gewaltiger Sandsturm. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    John blieb ratlos
    stehen. Was sollte er tun? Emma auf den Wagen tragen und Pauls Jähzorn erneut
    herausfordern? „Paul, ich glaube, Sie sollten Emma zum Wagen tragen“,
    sagte er schließlich. Paul schwieg. Wind kam auf. „Nein“, Paul schüttelte den
    Kopf, „ich kann die Pferde nicht loslassen. Holen Sie sie.“ John zögerte, doch
    dann ging er los und half Emma, die zitternd am Wagen lehnte, aufzustehen.
    Schwer hing sie in seinem Arm. „Nein“, wimmerte sie. „Lasst mich hier. Ich kann
    nicht.“ „Emma, wir müssen über den Pass.“ „Nein.“ Ihre Stimme klang schwach.
    „Ich kann nicht mehr auf den Wagen. Dann sterbe ich. Ich will hier bleiben.
    Lasst mich hier“, flüsterte sie und schloss kraftlos die Augen.
    Hilflos ließ John sie
    wieder auf ihr Lager gleiten. „John!“, rief Paul ungeduldig herüber. „Was ist?“
    John richtete sich auf. „Sie ist zu krank. Paul, Sie müssen bei ihr bleiben!“
    Paul zögerte. „Das ist unmöglich! Wir müssen die Pferde, die Kamele und die
    Rinder über den Pass führen! Jetzt legen Sie sie schon auf den Wagen!“ „Nein!
    Verstehen Sie denn nicht, Paul? Emma ist sehr, sehr krank. Es ist eine Strapaze
    für sie. Sie braucht Ruhe, damit ihr Fieber sinkt! Außerdem wissen Sie selbst,
    dass ein Sturm aufkommt! Warum gehen Sie nicht mit ein paar Kamelen los und
    holen Wasser?“ „Das wird uns um Tage zurückwerfen. Wir müssen mit den Tieren
    jetzt da hinüber! Emma!“ „Sie hört sie nicht!“, gab John zurück. „Ach was!“
    Paul übergab John die Zügel der Pferde und eilte zum Wagen. Doch nur wenige
    Augenblicke später kam er mit gesenktem Kopf zurück und ließ sich von John die
    Zügel geben. „Bleiben Sie hier, kümmern Sie sich um sie“, brachte er zwischen
    zusammengepressten Lippen hervor. „Ich verlasse mich auf Sie.“ Ohne ein
    weiteres Wort wandte er sich zu Hassan, der geduldig und unbeteiligt auf dem
    Kutschbock des anderen Wagens saß, die Zügel der Kamele locker in der Hand.
    Paul ließ die Zügel der
    Pferde los, schwang sich auf ein Pferd und trat ihm die Fersen in die Flanken,
    sodass es einen weiten Satz nach vorn machte. Die anderen Pferde folgten ihm.
    Die Rinder aber wollten sich nicht von der Stelle rühren. Paul ließ das Pferd
    wenden und neben die Rinder gehen, dann versetzte er ihnen einen Hieb mit der
    langen Peitsche. Die Rinder brüllten und setzten sich widerwillig in Bewegung.
    Sie hätten unbedingt
    einen dritten Mann gebraucht, das sah John ganz klar. Er stand noch eine Weile
    da und beobachtete den Treck, wie er sich den Berg hinauf wand. Er konnte nur
    hoffen, dass alles gut ging. Was würde geschehen, wenn der Sturm losbrach und
    die Tiere scheuten? Ein Windstoß blies ihm den Hut vom Kopf, er fing ihn gerade
    noch auf. „John?“ Er drehte sich um. Emma wollte sich am Wagenrad hochziehen,
    doch sie sackte kraftlos zurück. „Was ist los?“ Sie sah völlig verstört aus.
    „Sind sie ... sind sie weg?“, fragte sie ungläubig. „Ja.“ John nickte und ging
    zu ihr. „Aber ...“ Sie schien nichts mehr zu begreifen. „Sie müssen sich
    ausruhen, Emma. Legen sie sich hin.“ Sie nickte schwach, und er half ihr in den
    Schatten unter dem Wagen.
    Er sah hinauf in den
    Himmel. Die Wolken hatten mittlerweile ein giftiges Gelb angenommen. Unten in
    der Ebene wirbelte der Wind bereits Sandböen auf, und weiter in der Ferne war
    die Grenze zwischen Himmel und Erde schon nicht mehr auszumachen. Er kletterte
    auf den Wagen und band Kisten los. Er musste einen Windschutz bauen, den Raum
    unter dem Wagen einigermaßen abdichten. Schon zerrten die Windböen an ihm,
    rissen ihm den Hut vom Kopf. Er lief ihm nicht nach und sah nur noch, wie er
    den Berg hinauf getrieben wurde, über die Erde hüpfte und an einem Busch hängen
    blieb.
    Der Treck den Hang
    hinauf hatte sich weit auseinander gezogen. Wenn der Sturm sich noch eine
    Stunde zurückhalten würde, könnten die ersten Rinder den Durchgang zwischen den
    Spitzen erreicht haben. Doch als er wieder hinunter ins Tal sah, wurde seine
    Hoffnung zunichte gemacht. Schon wälzte sich eine breite Staubwand in Richtung
    des Hangs. Der

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