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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Töte es, hatten der Älteste und Wirinun gesagt, und
    unser Stamm lebt endlich wieder in Frieden. Jalyuri seufzte. Er wollte nicht
    töten, aber er wollte auch nicht seine Kinder sterben lassen und Unheil über
    seine Leute bringen. Gesetze sind da, damit das Leben der Menschen und Tiere
    und Pflanzen und Steine geordnet ist, wusste er. Ihre Gesetzte waren alt, sehr,
    sehr alt, und sie änderten sich nicht. Wenn er sie befolgte, stand er unter dem
    Schutz von Baiame, dem Schöpfer. Auch der Gott der Weißen hatte Gesetze
    erlassen. Du sollst nicht töten ... ja, das Gesetz kannte er. Aber er war ein
    Pintubi, und seine Ahnen waren Pintubi. So schlimm es auch war, er musste es
    einfach tun. Sein Kind gegen ein
    anderes Kind ... und gegen seinen Bruder.

10
    Es dämmerte, als Robert
    aufwachte und erleichtert feststellte, dass der Sturm sie verschont hatte. Sein
    Schädel drohte zu platzen. Aber er hatte ja gestern schon gewusst, dass es so
    kommen würde. Er sah hinüber zu Moses. Der saß aufrecht auf seiner Decke,
    starrte auf die Erde und murmelte: „Der Kadaitcha-Mann ist unterwegs.“ „Was
    hast du gesagt?“ „Der Kadaitcha–Mann“, murmelte Moses erneut. Robert
    versuchte mühsam, in seinem von einer Flasche Whisky benebelten Gehirn etwas zu
    begreifen, doch Moses war schon längst wieder auf seine Decke zurückgesunken
    und schnarchte, bis ihm klar wurde, was Moses gemeint hatte. Der Kadaichta-Mann
    war unterwegs, um ihn zu finden ... und zu töten. Wie kam Moses nur auf diesen
    absurden Gedanken?
    Während er das nicht
    verbrauchte Feuerholz der vergangenen Nacht zusammenlegte und Feuer machte,
    versuchte Robert sich daran zu erinnern, wie er Moses kennen gelernt hatte.
    Moses war vor etwas geflohen, aber er hatte nie gesagt, wovor, und Robert hatte nie danach gefragt. Ein
    hoffnungsvoller Maler, so hatte Mr. Miller in Stuart ihm Moses vorgestellt, und
    Robert hatte sofort Respekt und Achtung vor diesem Mann empfunden, von dem eine
    natürliche Würde ausging, die nur die Menschen besaßen, die sehr, sehr weise
    waren und dennoch ihre Lebensfreude nicht verloren hatten. Und als Robert zwei
    Gemälde von ihm gesehen hatte, da war ihm das außergewöhnliche Talent dieses
    Mannes aufgefallen, der nie eine Kunstakademie, nie ein Museum oder eine
    Galerie besucht hatte. Moses konnte ihm die alten Geschichten der Ahnen
    erzählen, konnte ihm erklären, woher ein bestimmter Berg oder Felsen seinen
    Namen hatte, er konnte Spuren lesen und verirrte sich nie, aber gemalt hatte er
    nie wieder. Dann war da dieses Baby gewesen. Moses hatte es schon bald erwähnt,
    wenige Tage nachdem sie von Stuart losgefahren waren.
    Das Feuer brannte.
    Robert füllte den Teekessel aus dem Kanister und stellte ihn ins Feuer. „Wir
    müssen das Kind retten“, hatte Moses damals gesagt, und Robert war, da er
    sowieso kein bestimmtes Ziel hatte, mit ihm zur Missionsstation Neumünster gefahren,
    wo Moses aufgewachsen war. Die Mission war schon verlassen gewesen, und obwohl
    man in Stuart einen Suchtrupp losgeschickt hatte, hatte man keine Spur von den
    Missionaren gefunden. Als Moses das Baby von der Eingeborenen wegholte, hatte
    Robert sich nicht einmischen wollen. Nur als Moses ihn gebeten hatte, das Kind
    bei Ida Standley im „Bungalow“ in Stuart abzugeben, hatte er gezögert. Wie
    sollte er ein dunkelhäutiges Baby erklären? Er hatte es der Einfachheit halber
    als sein eigenes ausgegeben.
    „Bob!“ Moses war wieder aufgewacht. „Der Kadaitcha-Mann ...“
    Schon richtete er sich wieder auf, doch Robert legte ihm die Hand auf die
    Schulter. „Er wird dir nichts tun. Ich pass’ auf dich auf.“
    Moses schüttelte den
    Kopf. Seine großen schwarzen Augen glänzten fiebrig. Und auf seiner Stirn
    standen Schweißperlen. „Das kannst du nicht“, sagte er kraftlos. „Niemand kann
    den Kadaitcha-Mann aufhalten, Robert. Ich muss sterben.“ „Du bist ein
    verdammter Dickkopf, Moses!“ Was sollte er nur tun? „He, wir hauen ab!“ Schon
    richtete er sich auf, „Komm schon, wir fahren einfach weiter hoch in den
    Norden. Wir könnten ...“ Moses’ Kopfschütteln ließ ihn abbrechen. „Ich kann
    nicht davonlaufen.“
    „Wie, du kannst nicht?
    Klar kannst du. Jeder kann davonlaufen, wenn es ums Überleben geht!“ Robert
    goss Tee in zwei Becher, gab einen davon Moses, doch der drehte den Kopf weg.
    „Warum holst du dir dein Kind nicht zurück?“, versuchte es Robert weiter.
    Ein kurzes Lächeln flog
    über Moses’

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