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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Gesicht, das im Schein der aufgehenden Sonne wie polierte Bronze
    leuchtete. „Bob, das ist dumm. Du weißt es. Niemand gibt mir das Kind. Und was
    soll ich mit dem Kind?“ Wieder schweifte sein Blick in die Ferne. Der Sturm
    hatte alle Wolken vom Himmel vertrieben. „Ich muss sterben, Bob. Ich habe
    Unglück über meinen Stamm gebracht.“
    Robert holte Luft, um
    Moses zu überzeugen, dass er sein Leben wieder in die Hand nahm, kämpfte, handelte,
    doch er konnte nicht die richtigen Worte finden. Die Sonne stieg langsam höher.
    Der Tee war kochend heiß, Robert
    trank ihn in winzigen Schlucken. „Aber du lebst doch gar nicht mehr so wie
    deine Vorfahren“, versuchte er es erneut. „Du lebst wie ich. Sieh dir nur deine
    Haare an und deine Kleidung. Du kannst Auto fahren, und fotografieren kannst du
    auch. Du bist nicht mehr wie sie!“
    Moses lächelte müde.
    „Bob, ich bin ein Pintubi. Ein Pintubi, was immer passiert.“ Dann legte er
    seine Hand auf Roberts Arm, und plötzlich wurde sein Blick klar. „Du musst das
    Kind retten, Bob. Jetzt. Geh!“ Robert schluckte schwer. „Du meinst, nicht nur
    du, sondern auch das Kind soll getötet werden?“ Moses sah ihn nur weiter an.
    „Geh!“, sagte er, und seine Augen flackerten. „Bring es weg!“ „Aber ich will
    dich nicht allein lassen! Du musst mitkommen! Moses! Komm verdammt noch mal
    mit!“ Moses schüttelte den Kopf. „Warum verstehst du nicht!“
    Robert wusste, dass er Moses nicht
    überreden konnte. Er hatte ihn noch nie überreden können. „Gut“, sagte er,
    schüttete den Tee aus und stand auf. „Ich gehe und rette dein Kind.“ Da flog
    ein Lächeln über Moses’ Gesicht. Ein erleichtertes, endlich glückliches
    Lächeln. Robert zögerte noch einen Augenblick, dann ließ er Moses einen
    Wasserkanister da und stieg in den Wagen.

11
    Emma bückte sich und
    grub mit einem Spaten den Ring um den dürren Zitronenbusch tiefer, damit beim
    Bewässern das Wasser nicht davonlief. Der Sandsturm hatte manche der jungen,
    empfindlichen Pflanzen fast erstickt. Mit Hilfe von fünf Frauen legte Emma den
    Garten wieder frei. Sie richtete sich auf, strich sich eine Haarsträhne hinters
    Ohr und hielt, wie schon so oft, seit sie vor zwei Tagen von der Höhle der
    Frauen zurückgekommen war, Ausschau nach Reitern oder nach einem Automobil.
    John musste etwas zugestoßen sein, sonst wäre schon längst jemand aus Stuart
    eingetroffen, dachte sie, immerhin war er vor fünf Tagen aufgebrochen.
    Vielleicht hatte er sich im Sturm verirrt? Und wenn er verdurstet war?
    Vielleicht war er vom Pferd abgeworfen worden und hatte sich verletzt?
    Die Vormittagssonne
    brannte heiß. Die Kleidung klebte auf ihrer Haut. Hätte sie mit ihm gehen
    sollen? Hätte sie ihn zum Dableiben bewegen sollen? Er war mit einer anderen
    Frau verheiratet, und sie würde sich niemals zwischen ihn und Isabel drängen. Er war es, der sich entscheiden musste.
    Warum hatte sie ihm das nicht gesagt? Warum hatte sie nicht die Kraft gehabt,
    mit ihm darüber zu reden? Warum hatte sie so barsch sein müssen? Sie sah hinauf
    in den azurblauen Himmel, vor dem sich die blutroten Bergspitzen messerscharf
    abhoben, als hätte es nie einen Sandsturm gegeben. Sie drehte sich zu Isi und
    Mani, die miteinander plaudernd den Boden lockerten und die Pflanzen gossen.
    Isi sah auf und lächelte ihr zu. Emma erwiderte das Lächeln.
    „Jungala wieder gut!“
    Isis nickte ihr zu. Emma träufelte seit vorgestern Isis Sohn Tropfen in sein
    geschwollenes Auge. Heute Morgen hatte Emma erleichtert festgestellt, dass die
    Schwellung zurückgegangen war. Es war richtig, dass ich hier geblieben bin,
    sagte sie sich und verdrängte rasch eine seltsame, beunruhigende Sehnsucht.
    Wäre es nicht wunderschön, hier bleiben zu können? Sie könnte eine
    Krankenstation einrichten. Auch die Leute in Stuart klagten doch darüber, dass
    es keine Krankenschwestern gab ...
    Sie wollte sich gerade
    dem nächsten Busch zuwenden, als sie in der Ferne eine Staubwolke bemerkte. Da
    fingen auch schon die weißen Hunde zu bellen an. Sie stieß den Spaten in die
    Erde und ging langsam in Richtung der Hütten. Drei Kamele kamen in der
    flirrenden Hitze auf Neumünster zu. Emma hielt die Hand über die Augen und
    versuchte die Reiter zu erkennen. Hatte man sie aus Stuart geschickt? Isi war
    Emma gefolgt und stellte sich neben sie.
    „Wer? Missionar?“,
    fragte Isi mit ihrer kräftigen dunklen Stimme. Sie stand groß und breit

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