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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nüchtern
    hatte sie sich von ihm verabschiedet. Er würde es nicht ertragen, neben ihr her
    zu leben ... „Nein“, sagte er mit fester Stimme.
    Robert Gordon hob seine
    dunklen Augenbrauen. „Nein? Sie haben sich von Neumünster sozusagen für immer
    verabschiedet?“ John nickte und nahm einen Schluck Bier. Robert Gordon fragte
    nicht weiter, bestellte noch ein Bier, trank es wieder in einem Zug aus, schlug
    John auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. „Machen Sie’s gut.“ John sah ihn im gleißenden Licht des
    Mittags verschwinden. Da befahl ihm eine Stimme in seinem Inneren, jetzt zu gehen, sich sofort auf sein Pferd zu schwingen und
    so schnell wie möglich nach Neumünster, zu Emma, zurückzureiten. Doch da war
    noch eine andere Stimme, die ihm sagte, dass er Emmas Liebe nicht erzwingen
    könne ... Er mit Isabel verheiratet, zuerst müsste er Ordnung in sein Leben
    bringen ...
    „He, ich bin Matt Simons.“ John zuckte zusammen. Eine Hand
    streckte sich ihm entgegen. Ein kräftiger Kerl in Johns Alter, mit abgewetzter,
    staubiger Kleidung und löchrigem Hut. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht mit
    dunklen Bartstoppeln, aber einem offenen Lächeln. „John Wittling“, antwortete
    er mechanisch und schüttelte die schwielige Hand. „Suchen Sie Arbeit, John?“
    Daran hatte er auch schon gedacht. Er musste ja irgendetwas tun. Matt Simons
    wirkte ehrlich. Warum sollte er also nicht hören, was dieser Matt Simons zu
    bieten hatte? „Haben Sie denn was für mich?“
    Matt schob seinen Hut
    ein wenig aus der Stirn. „Was haben Sie denn vorher gemacht?“ John zögerte.
    „Ich ... ich hab’ auf `ner Farm gearbeitet.“ Matt Simons grinste breit. „Dann
    können Sie mit Rindern umgehen, was?“ Matt Simons streckte ihm wieder die Hand
    entgegen. „Dann arbeiten Sie ab jetzt für mich, John, wenn Sie wollen. Wir
    reiten morgen mit zwei Männern hoch nach Darwin, da nehmen wir `ne Herde von
    sechstausend in Empfang und treiben sie runter nach Oodnadatta.“ Mit seinem
    breiten Grinsen fügte er hinzu: „Ach ja, Kost und Logis sind natürlich frei!“
    Das war genau das
    Richtige. Er würde weit, weit von Neumünster wegkommen und wäre am Abend so
    erschöpft, dass er nicht mehr über schwere Gedanken brüten könnte. „Abgemacht,
    Matt.“ John schlug ein. Vielleicht hat
    Gott das gar nicht von Ihnen verlangt , hörte er plötzlich Emmas Stimme. Ja,
    dachte er, vielleicht hatte sie Recht gehabt.

    Am nächsten Morgen stieg
    er auf sein Pferd und ritt neben Matt seinem neuen Leben entgegen. Die Sonne
    glühte als roter Feuerball am Rand der Welt. Vielleicht war das Leben viel
    einfacher, als er die letzten Jahre lang geglaubt hatte. „Leb wohl, Emma“,
    sagte er leise.
     

13
    In halsbrecherischer
    Fahrt war Robert Gordon gleich nach dem Bier im „Stuart Arms“ losgefahren.
    Nicht nur die Nachricht, dass Emma allein auf der Missionsstation war und frei
    für ihn wäre, trieb ihn an, es war vor allem die Aussicht, Moses mit einer
    guten Botschaft zu überraschen: Ida Standley vom „Bungalow“ hatte ihm nämlich
    mitgeteilt, dass die kleine Mary ein paar Stunden zuvor von ihren Adoptiveltern
    abgeholt worden und schon auf dem Weg nach Darwin sei.
    Noch vor Einbruch der
    Dunkelheit hatte Robert den Platz erreicht, an dem er Moses zurückgelassen
    hatte. Abgeknickte Halme und die Reifenspuren seines eigenen Wagens waren
    jedoch alles, was er vorfand. Moses war verschwunden. Robert hatte gerufen und
    war über eine Stunde lang mit einer Kerosinlampe auf der Suche nach ihm gewesen.
    Bedrückt hatte er seinen Schlafsack entrollt und ein Feuer angezündet.
    Vielleicht würde Moses ja im Laufe der Nacht zurückkommen, hatte er sich
    einzureden versucht. Doch er wusste, Moses war ein Pintubi. Und ein Pintubi
    hatte Angst vor den bösen Geistern der Nacht.
    Jetzt, am Morgen, als
    sie Sonne sich langsam in den Himmel hob und die dämmrige Bläue der MacDonnell
    Ranges allmählich in ein leuchtendes Rosa überging, kletterte Robert auf den
    Kühler des Wagens und hielt mit seinem Fernglas nach allen Seiten Ausschau. Er
    hatte weder Spuren eines Tiers noch die eines Kampfes gefunden, nichts, noch
    nicht einmal Fußspuren eines Menschen. Moses schien sich in Luft aufgelöst zu
    haben. Hatte er seine Spuren verwischt, als er sich davonmachte? Aber warum?
    Wollte er den Kadaitcha-Mann in die Irre führen? Oder ... oder hatte der
    Kadaitcha-Mann ihn schon gefunden ... getötet und weggeschleppt?
    Robert

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