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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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geben, damit der ihn in einen der Postsäcke tat, die im nächsten
    Hafen auf ein Schiff in die Heimat umgeladen würden. Ob ihre Mutter den Brief
    überhaupt lesen würde? Vielleicht würde sie ihn auch nur überfliegen und ihn
    dann in den Müll werfen ... Auf den nächsten Bogen schrieb sie: Liebe Vera . Und dann schilderte sie ihr
    die ersten Tage auf See. Den Tanz mit Ottmar Friedrich, die Sonnenauf-und
    -untergänge, das Essen im Speisesaal ... Die Begegnung mit Max Jacobs
    allerdings deutete sie nur an. Sie war sicher, Vera konnte sich ihren Reim
    darauf machen. Ach ja, Max Jacobs – sie sah ihn an diesem Tag nur von
    weitem. Sie machte sich nicht bemerkbar, und er zog es sicher auch vor, ihr
    nicht zu begegnen.
    Während der Reise durchs
    Mittelmeer gewöhnte sich Emma nicht nur an das Nichtstun, sie hörte auch auf,
    Fragen über die Mission zu stellen. Sie las, lernte Englisch und genoss die
    Reise. Wer weiß, dachte sie, ob ich so etwas wieder erleben werde? Das
    Missionsinstitut hatte nicht die Absicht, ihnen in den nächsten Jahren eine
    Heimreise zu spendieren. Sie hätten viel zu viel auf der Missionsstation zu
    tun, und es wäre nicht möglich, ihre Abwesenheit für einen längeren Zeitraum zu
    verantworten, hatte Paul ihr gleich zu Anfang erklärt.
    Sie und Paul hatten
    inzwischen einige Bekanntschaften gemacht. Paul unterhielt sich öfter mit einer
    lutherischen Familie aus Oldenburg und mit einem Lehrerehepaar aus Southampton,
    das an einer Schule in Bombay arbeiten würde. Emma wechselte hin und wieder ein
    paar Worte mit der Schwarzgekleideten, noch immer ohne ihren Namen zu wissen.
    Aber es kam nie zu dieser Frage, und offenbar war sie auch nicht wichtig. Auch
    die dralle Dame mit dem Pfannkuchengesicht grüßte freundlich und interessierte
    sich für Emmas und Pauls Aufgabe. Sie selbst würde in Ceylon von Bord gehen, wo
    ihr Mann im diplomatischen Dienst beschäftigt war.
    Ottmar Friedrich ging es
    wieder etwas besser. Er erschien zum Abendessen, doch sein Appetit hielt sich
    deutlich in Grenzen. Er verschmähte alles Fette und trank auch keinen Wein
    mehr. Selbst die Zigarre, die er sonst nach dem Abendessen zu einem Cognac
    genossen hatte, schmeckte ihm nicht. „Ich glaube, das ist eine besondere Art
    von Seekrankheit“, sagte er, wenn die Rede auf seine Gesundheit kam. „Ich habe
    immer befürchtet, Hildchen wird krank, aber sehen Sie sich sie an! Das blühende
    Leben!“ Hilde Friedrich nahm daraufhin seine Hand und streichelte sie zärtlich.

    Um Max Jacobs hatte Emma
    stets einen weiten Bogen gemacht, und auch er schien sie zu meiden, bis er
    eines Abends plötzlich neben ihr und Paul stand, nachdem sie den Suez-Kanal
    hinter sich gelassen hatten und den Sonnenuntergang bewunderten. Er trug einen
    leichten weißen Sommeranzug, der zu seinem hellen Haar passte und sein
    inzwischen tief sonnengebräuntes Gesicht mit dem spitzbübischen Lächeln
    besonders zur Geltung brachte. Sein plötzliches Auftauchen ließ Emma erröten.
    Er sah ihr mit schamloser Herausforderung in die Augen. Sie versuchte seinen
    Blicken auszuweichen, doch wie gebannt musste sie in seine grünlichen Augen
    starren.
    Paul hatte offenbar
    schon Max Jacobs’ Bekanntschaft gemacht. „Herr Jacobs ist Schriftsteller“,
    sagte er arglos. „Sein Verleger hatte ihm vor dem Krieg eine Reise durch
    Indien, Ceylon, China und Japan finanziert. Das Buch war ein großer Erfolg,
    nicht wahr, Herr Jacobs?“ Max Jacobs winkte ab, ohne Emma aus den Augen zu
    lassen. „Tja, aber die Zeiten sind vorbei. Heute ist die kurze Form gefragt.
    Diesmal geht es nur nach Indien.“ Er steckte lässig die Hände in die Taschen
    seiner weißen Hose. „Heutzutage muss man Journalist sein, nicht Schriftsteller.
    Man muss Stellung beziehen. Jeder fragt Sie: Sind sie ein Konservativer oder
    ein Kommunist? Tja. Man muss sich anpassen.“ Ein spöttisches Lächeln umspielte
    seine Mundwinkel, und Emma glaubte ein Zucken in seinen Augen bemerkt zu haben.
    „Ich habe gehört“, sagte er zu Emma, „Sie reisen nach Australien! Was für ein
    Land! So groß und leer, man muss sich ja verlieren darin. Haben Sie denn keine
    Angst davor?“ In Pauls Gegenwart wurde ihr die Erinnerung an jene Minuten am
    Bug noch peinlicher. „Nein“, sagte sie knapp und wusste, wie unhöflich es
    klang. Sie hoffte, Max Jacobs würde sich gleich verabschieden. Doch er sagte
    mit plötzlichem Ernst: „Manchmal ist es tatsächlich vorteilhafter, nicht zu
    wissen,

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