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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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worauf man sich einlässt, sonst würde man viele Dinge gar nicht erst
    tun, oder, Frau Schott?“ Er lächelte herausfordernd, und Emma errötete. Sie
    warf einen Blick auf Paul, doch ihm schien nichts Anstößiges in ihrem
    Wortwechsel aufzufallen. Wieso auch, dachte sie. „Aber Australien“, Max Jacobs
    schüttelte den Kopf. „Was wollen Sie ausgerechnet dort, Frau Schott?“ Sie griff
    nach Pauls Hand. „Jeder von uns hat seine Aufgabe, Herr Jacobs“, antwortete
    Paul auf einmal in unterkühltem Ton. „Ihnen noch einen angenehmen Abend.“
    Dankbar und erleichtert ließ sie sich von Paul weiterziehen. Er verlor kein
    weiteres Wort über die Begegnung.

    Ein paar Tage später
    traf sie Max Jacobs allein. Paul war früh zu Bett gegangen, und sie wollte noch
    ein wenig den Nachthimmel genießen. Sie lehnte an der Reling wie an jenem
    Abend, als Max Jacobs sie geküsst hatte. Plötzlich stand er neben ihr. „Sie
    müssen nicht erschrecken!“ Er hob lachend die Hände, seine weißen Zähne
    blitzten. „Ich tue Ihnen nichts.“ Emma ärgerte sich. Er machte sich über sie.
    „Ich wollte mich nur verabschieden. Ich gehe morgen in Bombay von Bord.“ Er
    lehnte sich mit dem Rücken an die Reling, sodass er ihr ins Gesicht sehen
    konnte. „Waren Sie schon mal in Indien? Es ist ein faszinierendes Land. Die
    Farben, die Gerüche – wenn Sie einmal eine Bestattung miterleben würden!
    Sie müssten sehen, wie die Menschen in den Ganges steigen, Sie müssten die
    Tempel sehen, die Schönheit der Menschen. Emma“, seine Stimme war lauter
    geworden. Seit wann nannte er sie Emma? Er räusperte sich und nahm eine stramme
    Haltung an. „Sehen Sie mich an!“ Warum tat sie, was er sagte? „Kommen Sie mit
    mir! Lassen Sie uns die Welt erobern! Es gibt so viel Schönes da draußen!
    Lernen Sie mit mir die Schönheit der Welt kennen, nicht ihr Elend!“ „Aber“, brachte
    sie hervor, „ich bin doch verheiratet!“ Er machte eine wegwerfende Geste und
    lachte. „Sie könnten sich scheiden lassen.“ Sie betrachtete ihn. Meinte er das
    wirklich ernst? Glaubte er tatsächlich, sie würde Paul einfach verlassen und
    mit ihm ... Sie suchte nach dem passenden Wort ... durchbrennen? Sie hätte ihm
    eine Ohrfeige verpassen sollen! Doch sie nahm sich zusammen und sagte mit
    fester Stimme: „Herr Jacobs, ich liebe meinen Mann, und ich werde mein Leben
    mit ihm teilen. Und jetzt lassen Sie mich bitte allein.“ Max Jacobs sah sie
    noch eine Weile an, dann ließ er die Schultern fallen, steckte die Hände in die
    Hosentaschen und sagte leise: „Schade. Ich habe es wirklich ernst gemeint. Und
    ich meine selten etwas ernst.“ Sie erwiderte nichts, und er drehte sich um und
    ging langsam davon.

    Am nächsten Tag legte
    die Britannia im Hafen von Bombay an. Emma ging nicht an die Reling, um
    dem Treiben am Kai zuzusehen oder gar Max Jacobs auf Wiedersehen zu sagen. Sie
    hatte lange über seinen nächtlichen Vorschlag nachgedacht. Nicht, weil sie ihre
    Entscheidung in Frage stellte, sondern weil ein Mann sie zum ersten Mal gefragt
    hatte, ob sie mit ihm durchbrennen wolle. Sie blieb unter dem Vorwand,
    Kopfschmerzen zu haben in ihrer Kabine. Irgendwann klopfte es an der Tür, und
    ein Steward händigte ihr ein braunes Kuvert aus. Zuerst dachte sie, Vera oder
    ihre Mutter hätten ihr geschrieben, doch sie konnte keinen Absender erkennen.
    Sie riss den Umschlag auf, und ein schmales Büchlein in einem dunkelroten
    Einband kam zum Vorschein. Im Morgentau lautete der Titel in Goldlettern
    - Max Jacobs . Mit schwungvoller Hand hatte er auf die erste Seite eine
    Widmung geschrieben.
    Für Emma
    Es spiegeln die
    verblassenden Sterne
    das funkelnde
    Licht von jenen Nächten,
    in denen man
    glücklich war für einen Moment. Max Jacobs, 1922
     
    Die Zeilen beschworen
    den Abend wieder herauf, den sie so sehr zu verdrängen versucht hatte, und
    erinnerten sie an ihre Untreue. Ja, für einen kurzen Moment war sie wirklich
    glücklich gewesen, ganz kurz und mit einem fremden Mann ... Entschieden klappte
    sie den Deckel zu und steckte das Buch zwischen zwei Blusen, die sie erst auf
    der Missionsstation auspacken wollte. Sicher, sie hätte das Buch auch wegwerfen
    oder die erste Seite herausreißen können, aber davor schreckte sie zurück. Als
    die Turbinen wieder zu stampfen begannen und sie durch das Bullauge das Schiff
    vom Kai ablegen sah, fühlte sie sich schon wieder besser.
    Wenige Tage später
    erreichten sie Ceylon, wo weitere

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