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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Schultern legten. „Sam! Um Himmels
    willen! Geben Sie Acht! Sam, es wird alles gut!“ Schluchzend folgte sie den
    Männern, die den Verletzten vom Auto zur Leiter schleppten. Der Kopf des Mannes
    hing kraftlos herunter. „Sam! Oh, Sammy!“ Die Frau schlug die Hände vors Gesicht. Mit der
    Hilfe des Lokführers gelang es den drei Männern schließlich, den Kranken hoch
    auf die Plattform zu hieven. „Was fehlt ihm denn?“ Da erst drehte Emma sich um
    und sah, dass Carl Gustavsson das Abteil gar nicht verlassen hatte. „Wenn er
    eine ansteckende Krankheit hat ...“ Er war plötzlich blass geworden. „Ich
    erinnere nur daran, wie ansteckend die Grippe ist! Millionen Menschen hat sie
    dahingerafft ...“ „Ach, hören Sie auf, Herr Gustavsson!“, unterbrach Emma ihn
    aufgebracht. „Wenn Sie krank wären, wollten Sie doch auch, dass man Ihnen
    hilft!“ Er wurde rot und schwieg. Paul und John schleppten den Mann herein.
    „Emma, leg die Decke auf die Bank.“
    Schnell breitete Emma
    die fadenscheinige graue Wolldecke aus. Sie bemerkte zwei handtellergroße
    dunkle Flecken darauf. Blut? „Sam!“ Die Frau drängte hinter John und Paul ins
    Abteil. „Bitte ...“, dabei sah sie Emma flehend an, „... bringen Sie ihn in
    Oodnadatta zum Arzt!“ Der Lokführer stand inzwischen auch im Abteil, so dass
    sich niemand mehr bewegen konnte. „Wenn wir Glück haben“, sagte er, „ist Dr.
    Brown heute in Marree.“ „Ja, bitte, fahren Sie! Es geht ihm seit zwei Wochen
    immer schlechter! Er hat hohes Fieber, ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.
    Er darf nicht sterben!“ Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. Wie dünn sie ist,
    dachte Emma. Diese Frau sieht völlig
    überlastet aus. „Was hat er denn?“, fragte Emma und betrachtete das
    eingefallene Gesicht des Kranken. Die Frau schlug die großen, rissigen Hände
    vor den Mund, schloss verzweifelt ihre Augen, schüttelte den Kopf und sah dann
    auf ihren Mann hinunter, der teilnahmslos und ermattet, in eine zweite Decke
    gehüllt, auf der Bank lag und leise stöhnte. „Wir züchten Schafe, und vor zehn
    Tagen, abends, da kam er ganz abgeschlagen heim. Er war zwei Wochen lang weg
    gewesen.“ Sie sprach schnell und atemlos, und Emma musste sich anstrengen,
    alles zu verstehen. „Er klagte über Übelkeit und Bauchschmerzen, und dann
    fingen die Kopfschmerzen und das Fieber an. Und hier ist weit und breit kein
    Arzt!“ „Haben Sie ihm eine Arznei gegeben?“, fragte Emma. Die Frau schüttelte
    den Kopf. „Nur Tee ...“ „Wir fahren sofort los. Kommen Sie“, sagte der
    Lokführer zu der Frau und wollte sie hinausschieben. „Fahren Sie denn nicht mit
    Ihrem Mann mit?“, fragte Emma. Die Frau drehte sich zu ihr um und sah sie mit
    erstaunten Augen an. „Aber ich kann doch nicht zwei kleine Kinder und die Farm
    allein lassen.“ Damit wandte sie sich um, beugte sich kurz über ihren Mann,
    flüsterte ihm etwas zu und tätschelte ihm die Wange. „Bitte“, sie wandte sich
    an Emma, „bitte, bringen Sie ihn zum Arzt!“ Und leise fügte sie hinzu: „Ich
    weiß nicht, was ich ohne ihn tun soll ...“ „Beten Sie“, sagte Paul und legte
    die Hand auf ihre Schulter. „Gott ist mit uns.“ Die Frau sah ihn zuerst
    befremdet an, doch dann nickte sie, beugte sich nochmals zu ihrem Mann, drückte
    seine Hand und ließ sich dann vom Lokführer nach draußen führen. „Sam, hören
    Sie mich?“ Emma kniete neben ihm nieder. Seine Stirn war heiß und klebrig von
    Schweiß. Sein Puls ging hart und trotz des hohen Fiebers erstaunlich langsam.
    „Was hat er?“, wollte Paul wissen, doch Emma schüttelte den Kopf. „Gib mir die
    Flasche Wasser.“ „Was ...?“ Paul runzelte fragend die Stirn. „Tu es einfach,
    Paul.“
    Ohne weiter zu fragen,
    bückte sich Paul und nahm aus dem Vorratskorb eine der drei Flaschen, die sie
    bei jeder Gelegenheit mit Trinkwasser auffüllten, und gab sie ihr zusammen mit
    einem Taschentuch. Emma entkorkte
    sie, tränkte das Taschentuch und tupfte es ihm auf die Stirn. Er musste sich
    seit Tagen nicht mehr rasiert haben, Stoppeln bedeckten sein Gesicht. Carl Gustavsson hatte sich auf die andere
    Bank gesetzt und betrachtete den Kranken, hielt sich aber die Hand vor die
    Nase, als habe er Angst, irgendetwas Gefährliches einzuatmen. Im Krankenhaus in
    Neumünster hatte Emma öfter im Operationssaal geholfen und sich sehr für die
    Untersuchungen im Labor interessiert. Immer wieder war es niederschmetternd
    gewesen, wie wenig sie

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