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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Gewändern.
    „Es ist aber auch Zeit
    geworden“, stöhnte Carl Gustavsson beim Aufstehen und drückte mit
    schmerzverzerrtem Gesicht die Hand in den Rücken, „lange hätte ich es nicht
    mehr in diesem Zug ausgehalten.“ Für ihn war es selbstverständlich, dass er
    nichts mit dem Kranken zu tun hatte und dass er dessen Transport ohne weiteres
    Paul und John überließ. „Wir sehen uns im Hotel“, sagte er nur noch und beeilte
    sich, als Erster aus dem Abteil zu kommen, während John und Paul sich des
    Kranken annahmen, dessen Arme um ihren Hals legten und ihn hinaustrugen. Emma
    trug einen Koffer, in den sie die wichtigsten Dinge von sich und Paul gepackt
    hatte und folgte ihnen. Das übrige Gepäck ließen sie im Zug. Draußen, auf der
    Plattform, wehte ein kalter Wind. Er brachte den Geruch von wilden Tieren mit,
    und obwohl Emma noch nie ein echtes Kamel gesehen, geschweige denn gerochen
    hatte, wusste sie sofort, dass es nur der Geruch von diesen Tieren sein konnte.
    Und da waren auch schon welche; hinter den Turbanträgern lagen sicher acht oder
    zehn Kamele im Sand. Neben ihnen stapelten sich Kisten und Sättel. Wie fremd
    hier alles war! Sie wäre gern noch ein wenig auf der Plattform des Waggons
    stehen geblieben, hätte sich so - aus sicherer Entfernung - eine kurze
    Orientierung verschafft, doch Paul und John waren bereits die Leiter hinuntergestiegen,
    und wenn sie nicht allein zum Great Northern Hotel gehen wollte, wo sie
    übernachten würden, musste sie ihnen jetzt folgen. Also nahm sie ihren schweren
    Koffer und stieg die Treppe hinunter. Schon waren Paul und John mit dem kranken
    Sam in ihrer Mitte ein paar Schritte voraus. So schnell sie mit dem Koffer
    konnte, hastete sie hinter ihnen her.
    John und Paul blieben
    neben einem Polizisten stehen. Er trug kurze Hosen und weiße Kniestrümpfe und
    hielt ein Gewehr mit einem langen Lauf im Arm. Als Emma zu ihnen aufschloss,
    hörte sie den Polizisten sagen: „Gleich neben dem Great Northern Hotel.“ Dabei
    warf er einen mehr argwöhnischen als besorgten Blick auf den Kranken, der
    seinen Kopf erschöpft und kraftlos auf die Brust hatte sinken lassen. „Er hat
    doch keine ansteckende Krankheit, oder?“, vergewisserte sich der Polizist.
    „Nein“, antwortete Emma, obwohl der Polizist nicht sie, sondern Paul
    angesprochen hatte. „Er hat Fieber und braucht unbedingt einen Arzt.“ Der
    Polizist, der sie erst jetzt neben den beiden Männern zu bemerken schien,
    musterte sie von oben bis unten, dann wandte er sich Paul zu und zeigte, ohne
    sich umzudrehen, mit dem Daumen über die Schulter. „Der Blechschuppen da
    hinten.“
    Erst jetzt, als sie an ihm
    vorbeigingen, bemerkte Emma, dass der Polizist eine Gruppe von Eingeborenen
    bewachte. Sie saßen links von ihm im Staub. Sie waren fast nackt. Und dann sah
    sie die schweren Eisenmanschetten, die ihnen um den Hals gelegt worden waren.
    Mit Ketten waren sie aneinander gebunden. Mein Gott, dachte Emma, warum tut man
    ihnen das an? Die Männer, hatten den Blick gesenkt, doch auf einmal hob einer
    von ihnen den Kopf, und Emma, beschämt über ihr eigenes Starren, wandte sich
    schnell ab und beeilte sich, zu Paul und John aufzuschließen. Sams Füße, die in
    schmutzigen, groben Schuhen steckten, schleiften im Sand und hinterließen
    Spuren, als wären zwei Schlangen dort entlanggekrochen.
    Der kalte Wind wurde
    nicht schwächer. Er fand kaum einen Widerstand, blies über die Ebene, beugte
    die Zweige der niedrigen Büsche und dürren Bäume. Er pfiff durch die Spalten
    der Behausungen, ließ Bleche klappern und fegte ausgerissene dürre Büsche über
    die rötlich gelbe Erde. Emma hielt sich dichter an Paul. Obwohl ihr die
    Dunkelheit selten Angst bereitet hatte – als Kind vielleicht, wenn ein
    schlimmer Traum sie mitten in der Nacht weckte –, fühlte sie sich hier
    beklommen. War es der fremde Ort, so weit schon im Innern dieses unbekannten
    Kontinents, oder war es der fremde Geruch der Kamele? Und sie stanken ganz fürchterlich,
    nicht so wie Pferde, nein, strenger, wilder.
    Wie groß ihre Körper
    sind, obwohl sie im Sand liegen! Und dennoch halten sie ihr Haupt aufrecht. Und
    wie aufrecht!, dachte sie. Ganz anders als die meisten Pferde, die sie an
    den Bahnhöfen gesehen hatte, durch
    sie gefahren waren. Die ließen ihren Kopf hängen: erschöpft und gedemütigt.
    Doch die Kamele behielten ihre majestätische Haltung und Würde! Im Vorbeigehen
    sah sie acht Kamele, die hintereinander an

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