Das Leuchten der schottischen Wälder
aber wenn ich Ihnen durch meine Anwesenheit wirklich helfen kann, dann mache ich das.“
„Danke! Ich bin unglaublich froh. Ich verspreche auch, dass diese Hilfeleistung einmalig ist und bleibt. Vielen Dank.“
Erster Donner grollte über die Hügel. Die Birken am Waldrand bogen sich unter einzelnen Böen. Sandy kniff die Rute ein und verkroch sich unter dem Küchentisch. Lena lief ins Haus, schloss alle Fensterläden und verriegelte sie. Besorgt kam sie nach draußen. „Mein erstes Gewitter in Broadfield seit meiner Kindheit.“
„Haben Sie Angst?“ Der Ranger zog seine Jacke wieder an, rückte die Krawatte zurecht und sah zu dem Strohdach hinauf. Es war vorschriftsmäßig mit Blitzableitern gesichert. „Ihr Haus ist nicht gefährdet, und eine Menge großer Bäume stehen darum herum. Sie brauchen keine Angst zu haben.“
„Na ja, Gewitter habe ich noch nie gemocht. Ich weiß nicht, ob das Angst ist, aber unruhig bin ich immer.“
„Das liegt an den atmosphärischen Strömungen, die so ein Gewitter erzeugt. Und es ist immer besser, Angst zu haben, als gleichgültig zu sein.“
Lena sah ihn zweifelnd an. „Wie meinen Sie das?“
„Wer Angst hat, ist vorsichtig.“
„Das stimmt. Das ist genau wie mit den Schmerzen. Schmerzen machen wachsam, man passt besser auf sich auf.“
Den einzelnen Windböen folgte jetzt sehr schnell der Sturm. Er verbog die zarten Birken und zerrte an Bäumen und Gartenblumen. Die drohende Wolkenwand hatte Broadfield erreicht. Das Donnern schien kein Ende zu nehmen. Patrick stellte das Funkgerät auf die höchste Lautstärke. Rauschen und Knarren und vereinzelte Gesprächsfetzen waren zu hören, während er die Frequenz für störungsfreies Abhören suchte. Gleichzeitig stellte er sein Handy auf höchste Lautstärke um.
Bizarre Blitze zerrissen den nachtschwarzen Himmel. Als die Donnerschläge unerträglich laut wurden, gingen die beiden nach drinnen.
Der Ranger sah durch die offene Tür. „Ich wünschte, es würde endlich regnen. Ein Wolkenbruch würde die Gefahr zwar nicht beenden, aber mildern.“
„Wollen wir noch etwas trinken?“ Lena wollte vermeiden, dass er jetzt ging. Mit ihm im Haus fühle ich mich besser als allein, stellte sie fest und wies auf einen Sessel. „Bitte, setzen Sie sich doch.“
Aber der Ranger schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich halte es für besser, ins Försterhaus zu fahren, so lange noch kein Alarm ausgelöst wurde und der Wolkenbruch auf sich warten lässt.“ Doch er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ein Blitz und ein sofortiger Donnerschlag einen gewaltigen Sturzregen auslösten. „Das war verdammt nah“, murmelte Patrick und horchte in sein Funkgerät. Im gleichen Augenblick alarmierte die Dorfsirene Polizei und Feuerwehr. Patrick lauschte den Meldungen und nickte. „Ich muss los, Miss Mackingtosh, es hat die Brownsen-Farm in Quarries erwischt, und die steht verdammt nah am Wald. Vielen Dank für den Abend. Wir müssen ihn wiederholen. Nächstes Mal vielleicht bei mir?“ Er reichte ihr die Hand und ging zur Haustür. Lena folgte ihm mit einem Schirm. „Hier, nehmen Sie den, sonst sind Sie nass, bevor Sie Ihren Wagen erreichen.“
In dem Augenblick, in dem der Ranger loslief, hielt auf der Straße ein Cabriolet. Das Dach war offen, und ein Mann sprang aus dem Wagen und rannte durch den Garten auf die Tür zu. Als er das Haus erreichte, war er nass bis auf die Haut. Das blonde Haar hing ihm in Strähnen um den Kopf, und der Sommeranzug klebte an seinem Körper.
Lena erkannte ihn sofort. „Mr. Newborg“, rief sie erschrocken, „was machen Sie denn hier?“
„Tut mir leid“, keuchte er, „ich brauche schon wieder Ihre Hilfe!“
„Was ist passiert?“
„Die Straßen sind alle gesperrt, und mein Wagendach streikt. Ich wusste nicht wohin.“
„Kommen Sie erst mal herein.“ Als sie die Tür schloss, sah sie den verletzten Blick von Patrick McDoneral, der gleich darauf in seinen Wagen stieg und startete.
Kapitel 21
Lena konnte sich ein Lachen kaum verbeißen. Obwohl ihr der durchnässte Mann leid tat, war die Situation durchaus komisch.
Einmal Flöhe, dachte sie und einmal Überflutung, wenn das so weitergeht, muss er für die Reinigung meines Hauses demnächst ein Extrahonorar bezahlen.
Bevor Robert Newborg etwas sagen konnte, donnerte es schon wieder bedrohlich in den schwarzen Wolken. Auf den Fliesen unter dem nassen Mann, der beschämt auf seine Füße starrte, bildete sich eine kleine Pfütze. Nun musste
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